Gerüchte bestätigt: Der Förderverein der Bayreuther Festspiele kündigt an, ab 2024 weniger zum Festspieletat beitragen zu können. Welche Auswirkung das auf die Einflussnahme im Verwaltungsrat der Festspiele hat, und was das für die Zukunft von Katharina Wagner als Festspielchefin bedeuten könnte.
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Zuletzt hatte Georg von Waldenfels, Vorsitzender der Freunde von Bayreuth, die Gerüchte noch dementiert: "Irgendwelche Spekulationen über die finanzielle Situation der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth sind aus der Luft gegriffen", erklärte er vor einer Woche gegenüber dem BR. Jetzt meldete die dpa allerdings die Bestätigung genau dieser Gerüchte: Die Freunde der Bayreuther Festspiele gaben bekannt, künftig womöglich weniger für die Festspiele zahlen zu können. Von Waldenfels erklärte dazu im Nordbayerischen Kurier: "Wir leben ja von Spenden, die eins zu eins an die Festspielleitung weitergegeben werden. Wenn das Spendenaufkommen geringer ist, können wir auch nur weniger zahlen."
Katharina Wagner. | Bildquelle: Enrico Nawrath Direkte Auswirkung hat die angekündigte Kürzung jedoch erst einmal nicht. Für das laufende Jahr werde noch der volle Betrag gezahlt. Das sind etwa drei Millionen Euro, die der Förderverein im Jahr an die Festspiel GmbH gibt. Gleichzeitig ist der Förderverein so, gemeinsam mit dem Freistaat Bayern und der Bundesrepublik Deutschland, gleichberechtigter Partner in der Festspiel GmbH – alle drei Partner unterstützen die Festspiele mit der jeweils gleichen Summe. Sollte diese Summe nun von einem der Partner geringer ausfallen – es war von rund einer Million Euro weniger die Rede – kämen zukünftig verschiedene Modelle in Frage: Entweder die beiden anderen Gesellschafter zahlen dann auch weniger oder sie gleichen die fehlende Summe aus. Dann würde allerdings der Freundeskreis eventuell an Einfluss verlieren. Kulturstaatsministerin Claudia Roth und Bayerns Kunstminister Markus Blume verwiesen in dieser Frage auf anstehende Gespräche. Doch schon als die ersten Gerüchte um eine mögliche Kürzung des Beitrags der Freunde auftauchte, erklärte Claudia Roth gegenüber dem BR: "Wenn die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth bei der Finanzierung deutlich weniger beisteuern kann, dann müssen jetzt alle, die Teil dieses ganzen Komplexes sind, zusammen handeln. Das kann nicht nur der Bund, sondern da muss Bayern eine ganz entscheidende Rolle spielen."
Doch es geht bei der Frage der Finanzierung eben auch immer noch um etwas Anderes: Einflussnahme. Dem Freunde-Verein von Bayreuth wird eine eher konservative Haltung in Bezug auf die Inszenierungen nachgesagt, die sich mit Katherina Wagners eher progressivem Stil beißt. Nach einem Besuch in Bayreuth im vergangenen August forderte Claudia Roth ebenfalls Reformen: Das Publikum im Festspielhaus sei "kein Abbild unserer vielfältigen, bunten Gesellschaft." Besonders junge Menschen seien in Bayreuth unterrepräsentiert. Auch Bayreuth müsse sich zukünftig stärker um Publikum bemühen. Ihr gehe es um die "Zukunftsfähigkeit" der Festspiele, also darum, "die Rahmenbedingungen für künstlerisch attraktive Inszenierungen zu schaffen." Und auch Katharina Wagner selbst forderte gegenüber dem BR dringend Strukturveränderungen, weil sie den Eindruck habe, dass die Gesellschafter zu oft nicht an einem Strang ziehen und ihr damit bisweilen das Leben unnötig schwermachen.
Georg von Waldenfels. | Bildquelle: BR Auffällig ist deshalb auch, dass sich Georg von Waldenfels, der als Kritiker Katharina Wagners gilt, sich nun in einem Gespräch mit dem Nordbayerischen Kurier klar hinter Katherina Wagner stellt. Künstlerische Einflussnahme schließe er sowieso für sich aus, erklärte er: "Es ist klar definiert, dass ausschließlich Katharina Wagner die künstlerische Verantwortung hat. Daran orientieren wir uns", sagt er. Außerdem habe er "keinen Anlass, warum ich Katharina Wagner kritisieren sollte. Ich komme sehr gut mit ihr aus."
Trotzdem steht in Bayreuth mittelfristig auch die Entscheidung über die Verlängerung von Katharina Wagners Vertrag als Festspielchefin über 2025 hinaus an. Und da spielen die Freunde von Bayreuth als Teil des Verwaltungsrats der Festspiel GmbH, dessen Vorsitzender ebenfalls Georg von Waldenfels ist, doch eine gewisse Rolle. Auch in dieser Frage stellte sich von Waldenfels nun hinter Katherina Wagner; auch wenn er eher aus familiären und weniger aus künstlerischen Gründen nun für sie argumentiert: "Es ist ja auch enorm charmant, eine Urenkelin Richard Wagners als Festspielleiterin zu haben. In der Stiftungssatzung gibt es ja auch eine Formulierung, die der Familie Wagner einen gewissen Vortritt lässt", sagte von Waldenfels in seinem Interview mit dem Nordbayerischen Kurier, "dabei bleibt es erst mal."
Sendung: "Allegro" am 28. Februar 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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