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Brigitte Fassbaender im Gespräch "Die lustigen Weiber von Windsor"

"Man muss die Komödie ernst nehmen", findet Brigitte Fassbaender. Ihre Karriere begann als Sängerin, inzwischen ist die 84-Jährige Regisseurin. Jetzt feiert ihre Inszenierung der Oper von Otto Nicolai Premiere am Münchner Gärtnerplatztheater.

Bildquelle: Rupert Larl

BR-KLASSIK: Was ist schwieriger auf die Bühne zu bringen – eine Tragödie oder eine Komödie?

Brigitte Fassbaender: Auf jeden Fall die Komödie. Ich finde, man muss die Komödie wahnsinnig ernst nehmen. Man darf nicht komisch sein wollen, nur dann wird es vielleicht komisch. "Die lustigen Weiber von Windsor" ist eine fantastische Komödie. Es ist bezaubernde, geradezu berückend entzückende Musik. Sie hat eine gewisse Eleganz und Leichtfüßigkeit. Das muss ich als Regisseurin auf die Bühne übertragen. Man muss größtenteils gegen Klischees anarbeiten.

Der berühmteste Waschkorb der Welt

BR-KLASSIK: Gegen welche Klischees müssen Sie ankämpfen?

Brigitte Fassbaender: Man kommt um manche Dinge nicht drum rum. Zum Beispiel der Waschkorb, in dem sich der Falstaff versteckt. Da kann man noch so lange überlegen, wie kann man das ändern. Es bleibt einem aber fast nichts anderes übrig. The most famous Waschkorb in the world. Ich habe mir aber erlaubt, den Dialog radikal zu entschlacken, insgesamt zu kürzen und zu modernisieren sozusagen "Schnauzen-gerecht" in unsere Sprache zu übertragen.

Es ist bezaubernde, geradezu berückend entzückende Musik.
Regisseurin Brigitte Fassbaender

Frauen statt Weiber

BR-KLASSIK: Sie haben schon mal den "Falstaff" von Giuseppe Verdi inszeniert, 2012 am Tiroler Landestheater.

Otto Nicolais komisch-fantastische Oper "Die lustigen Weiber von Windsor" am Gärtnerplatztheater in München. | Bildquelle: © Marie-Laure Briane Brigitte Fassbaender inszeniert Otto Nicolais komisch-fantastische Oper "Die lustigen Weiber von Windsor" am Gärtnerplatztheater in München. | Bildquelle: © Marie-Laure Briane Brigitte Fassbaender: Das ist ein großer Unterschied. Das Libretto von Salomon Hermann Mosenthal ist in seiner Ausdrucksweise schon sehr treudeutsch. Das kann man mit dem "Falstaff" von Verdi nicht vergleichen, auch dramaturgisch nicht. Ein Wort wie "Weib" hatte damals einen ganz anderen Stellenwert. Es ist ein verächtliches Wort geworden, ein abwertendes Wort. Das geht nicht mehr. "Frau" ist doch viel schöner und viel eleganter. Wenn Männer über Frauen sprechen, nennen sie sie halt oft "Weiber".

Auch in schweren Zeiten darf gelacht werden

BR-KLASSIK: Wie wichtig ist für Sie das Lachen? Gerade in dieser Zeit, wo nicht alles zum Lachen ist.

Brigitte Fassbaender: Lachen bleibt wichtig. Der Bezug zur aktuellen Zeit jedoch, zum Elend unserer Zeit, also zu all den Kriegswirren und menschlichen Abgründen, von denen sind wir stets umgeben. Das kann man nicht wegschieben. Das ist immer präsent, für mich jedenfalls. Das ist wohl auch eine Altersfrage. Wir haben natürlich das Glück, uns in dem Beruf als Bühnenmenschen immer wieder in eine andere Welt wegkatapultieren zu können. Aber das holt uns sofort wieder ein. Mich zumindest.

Brigitte Fassbaender – Stationen einer Karriere

  • 3. Juli 1939: Geboren in Berlin als Tochter des Opernsängers Willi Domgraf-Fassbaender.
  • 1958-1961: Gesangsstudium in Nürnberg
  • 1961: Debüt an der Bayerischen Staatsoper
  • 1970: Ernennung zur Bayerischen Kammersängerin
  • 1990: Erste eigene Inszenierung – Rossinis "Cenerentola" in Coburg
  • Seit 1992: Regelmäßige Regiearbeit
  • 1999 bis 2012: Intendantin des Tiroler Landestheaters
  • 2002 bis heute: Künstlerische Leiterin des Eppaner Liedsommers
  • 2009 bis 2017: Künstlerische Leitung des Richard-Strauss-Festivals in Garmisch-Partenkirchen
  • 2011: Ritter der Ehrenlegion (L’Ordre national de la Légion d’Honneur)
  • 2012: Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland
  • 2017: ECHO Klassik für das "Lebenswerk"

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Am Freitag, den 26. April, um 19:30 Uhr hat die komisch-fantastische Oper "Die lustigen Weiber von Windsor" von Otto Nicolai in der Inszenierung von Brigitte Fassbaender am Gärtnerplatztheater in München Premiere. Weitere Informationen zur Inszenierung und kommenden Vorstellungen finden Sie hier.

Sendehinweis: Eine Kritik zu "Die lustigen Weiber von Windsor" hören Sie in der Piazza am 27. April 2024 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK.

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