Mit einem eindringlichen Appell richtet sich die GMD Konferenz – die Interessenvertretung und Vereinigung der Generalmusikdirektoren und Chefdirigenten – an die Regierung und Entscheidungsträger in Sachen Kultur. Die derzeitige Phase bezeichnen die Vertreter als die schmerzvollste seit 1945. Auch wird der Regierung durch einseitige Corona-Maßnahmen ein "Höchstmaß an Geringschätzung" der Kultur vorgeworfen.
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Die vermeintlichen Rettungsmaßnahmen haben viele Musikerinnen und Musiker bisher nicht erreicht, sind falsch konzipiert bzw. kämen mittlerweile eh zu spät, denn etliche Soloselbstständige seien finanziell bereits am Ende und könnten ihren Beruf im Kultur- und Musiksektor wohl nicht mehr ausüben. Dies ist auch problematisch in Hinblick auf eine Mitgliedschaft in der Künstlersozialkasse (KSK): "Die Bemessung der Einkünfte führt dazu, dass viele Künstlerinnen und Künstler aus der Versicherung fallen", sagte Dirigent Marcus Bosch im BR-KLASSIK-Interview. Denn wer anderen Tätigkeiten nachgehen muss, weil er oder sie sich den Lebensunterhalt aktuell nicht mehr durch künstlerische Arbeit finanzieren kann, dem- bzw. derjenigen kann ein Ausschluss aus der KSK drohen.
So stellt die GMD Konferenz einen konkreten Punktekatalog vor: Dieser soll Programme aufzeigen, die wirklich auf die Bedürfnisse der Kunstschaffenden zugeschnitten sind. Des Weiteren werden eine Kurzarbeiterregelung sowie angemessene Ausfallhonorare gefordert. Und schließlich soll für Kunstschaffende auch zukünftig eine bessere Absicherung greifen.
Auch die neuesten Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz lassen eine Strategie und Perspektive zur Wiedereröffnung von Theatern sowie Konzert- und Opernhäusern vermissen – und das trotz hervorragender Hygienekonzepte, wie Studien aus München und Dortmund belegen. "Wir müssen wissen, unter welcher Inzidenz und unter welchen Bedingungen wir wieder aufmachen können, um uns vorbereiten zu können", forderte Dirigent Marcus Bosch. Die GMD Konferenz verlangt eine "individualisierte und planbare Öffnung der Theater und Konzerthäuser in den jeweiligen Landkreisen bei der geforderten Inzidenz unter 50 bzw. 35". Denn obwohl sich einige Landkreise mittlerweile bereits unter dieser Inzidenz befänden, gebe es keinerlei Handlungsmöglichkeiten.
Kultur ist wichtiger Bestandteil menschlicher Würde.
Sendung: "Leporello" am 17. Februar 2021 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Mittwoch, 17.Februar, 20:16 Uhr
Wilfried Schneider
VON RETTUNG KANN KEINE REDE SEIN
Kultur ist für Politiker vom Schlage Merkels und Söders kein wichtiger Bestandteil menschlicher Würde! Mit dieser Tatsache muss sich jeder Kulturschaffende und jeder Kulturinteressierte langsam abfinden. Kultur hat in der heutigen Bundesrepublik Deutschland bei den derzeit Regierenden keine Lobby und wird bewusst und systematisch ausgetrocknet. Die Corona-Pandemie ist, diesen Eindruck bekommt man jedenfalls, ein willkommener Anlass. Besonders unverständlich ist, dass die meisten Intendanten der großen Häuser sich für das große Schweigen entschieden haben. Nun ja, wer widerspricht schon gerne seinen "Vorgesetzten". Mit dem Auslaufen der Corona-Pandemie wird wohl, wenn nicht noch ein Wunder geschieht, auch die Kulturnation Deutschland ihr Ende gefunden haben.