Dunkle Gänge, tropfendes Wasser und Klaus Kinskis Wahnsinn: Edgar Wallace-Filme sind Meisterwerke des deutschen Kinos. Sie verbinden Horror, Slapstick und britisches Flair – untermalt von Peter Thomas' unverwechselbarer Musik.Ein Kult, der bis heute fasziniert.
Bildquelle: BR /Tobis/Karl Löb
Dunkle Gänge, tropfendes Wasser, eine Salve aus der Maschinenpistole. Dazu ein markerschütternder Schrei, während eine heisere Stimme "Der Hexer" haucht. Im Hintergrund groovt der Sound von Peter Thomas, irgendwo knarrt eine Tür. Willkommen im Edgar-Wallace-Universum – einer Welt voller Verbrechen, Geheimnisse und schwarzem Humor. Filme wie "Der Frosch mit der Maske" oder "Das indische Tuch" schufen eine unverwechselbare, abseitige Ästhetik, die bis heute fasziniert – auch auf der Tonspur.
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Das indische Tuch (Titelmusik)
Edgar Wallace, am 1. April 1875 in ärmlichen Verhältnissen geboren, stieg vom Zeitungsverkäufer zum Bestseller-Autor auf. Seine Romane boten genau das, was das Publikum suchte: fesselnde Geschichten mit irrwitzigen Morden und skurrilen Figuren. In den 1960er-Jahren erlebten seine Werke eine Renaissance: Die roten Goldmann-Taschenbücher verkauften sich prächtig, und die Filme – frei nach Wallace Welt adaptiert – wurden ein Garant für Spannung und stilistische Innovationen.
1959 startete Produzent Horst Wendlandt die Edgar-Wallace-Filmreihe mit "Der Frosch mit der Maske". Die Reihe belebte das deutsche Kino und löste den Heimatfilm mit einem Paukenschlag ab. Wendlandt brachte britisches Krimiflair, gepaart mit Horror und Slapstick, auf die Leinwand. Schauspielgrößen wie Joachim Fuchsberger, Heinz Drache und Karin Dor waren prägende Gesichter der Filme. Und Klaus Kinski wurde zur Inkarnation des unberechenbaren Wahnsinns.
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Edgar Wallace: Best of Klaus Kinski | Die Filmklassiker
Die Edgar-Wallace-Filme zogen den Vorhang zur Unterwelt auf: Falltüren, Giftbäder, Folterkeller – die Gefahren lauerten überall. Joachim Fuchsberger und Heinz Drache retteten reihenweise Frauen vor Superschurken wie dem Zinker oder dem Hexer – oft in letzter Minute.
Nicht nur visuell, sondern auch akustisch wurde die Spannung auf die Spitze getrieben. Die Filmsounds waren ein Fest aus kreischenden Klängen, verzerrten Stimmen und treibenden Jazz-Rhythmen. Die Musik wurde zum Markenzeichen der Filme. Komponisten wie Peter Thomas erschufen mit Jazz-Elementen, elektronischen Effekten und experimentellen Klangbildern eine akustische Welt, die ebenso skurril wie hypnotisch wirkte. Parodie und Schauereffekt gingen oft Hand in Hand. Ein Edgar-Wallace-Film ohne wimmernde Orgelklänge, peitschende Bässe oder fiepende Holzbläser? Unvorstellbar.
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Der Zinker (Titelmusik)
Die Edgar-Wallace-Filme waren mehr als simple Krimis: Sie spiegelten gesellschaftliche Ängste der Nachkriegszeit wider. Das Unbekannte, das Bedrohliche und der Bruch mit Konventionen wurden in surrealen, manchmal humorvollen Bildern dargestellt.
Nach einem erfolgreichen Jahrzehnt wurde die Reihe Anfang der 1970er-Jahre von italienischen Produzenten fortgeführt, verlor aber ihren ursprünglichen Reiz. Doch die unverwechselbare Mischung aus Grusel, Komik und starkem Soundtrack, die uns insgesamt über 30 Streifen aus den Jahren 1959 bis 1972 bescherten, bleibt bis heute unvergessen.
Sendung: Cinema am 30. März 2025 ab 18:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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