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Riccardo Muti zum 80. Geburtstag Energischer Pultstar

Am Pult wirkt er wie ein General: Der Italiener Riccardo Muti zählt unbestritten zu den größten Orchesterdompteuren unserer Zeit. In Salzburg gehört er seit einem halben Jahrhundert zum künstlerischen Mobiliar. Ganze zwei Jahrzehnte prägte er die Mailänder Scala. Und in Deutschland fühlt er sich beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks am wohlsten. Am 28. Juli feiert der Dirigent seinen 80. Geburtstag.

Bildquelle: Todd Rosenberg

Das Porträt zum Anhören

Dass Männer, die den Takt schlagen, vom Betrachter mitunter als peitschende Dompteure wahrgenommen werden können, das beweist Riccardo Muti ziemlich eindrucksvoll. Sein künstlerisches Sendungsbewusstsein scheint nicht nur gegenüber Orchestern und Solisten groß, auch mit Politikern der italienischen Staatsregierung legt er sich an. 2011 zum Beispiel, als er in Rom eine "Nabucco"-Aufführung nach dem berühmten "Va pensiero" unterbrach, um die Kürzungen öffentlicher Gelder im Kulturbereich anzuprangern.

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Va' pensiero... Riccardo Muti speaking about Italian culture, Opera di Roma, 12.03.2011

Italien ohne Opernhäuser? Für Muti undenkbar! Genauso wie das Leben ohne diesen Komponisten: Verdi. Muti hat ihm sogar ein Buch gewidmet: "Mein Verdi". Und dieser, also ``sein´´ Verdi, entfaltet unter Mutis Händen echtes romantisches Feuer. Erleben konnte man das zum Beispiel zwischen 1986 und 2005, als er musikalischer Direktor der Mailänder Scala war. Münchner Opernfans haben womöglich "Aida" und "Macbeth" in Erinnerung, als elektrisierende Demonstrationen dirigentischer Furore!

Unerschrockener Grenzgänger

Der Dirigent Riccardo Muti | Bildquelle: Todd Rosenberg by courtesy of www.riccardomuti.com Am 28. Juli 1941 in Neapel geboren: Riccardo Muti | Bildquelle: Todd Rosenberg by courtesy of www.riccardomuti.com In Tempofragen wagt sich kaum ein Pultstar so unerschrocken an die Grenzen des Machbaren: Sobald er ein extremes Prestissimo für angemessen hält, verlangt er es seinen Orchestern rigoros ab – jedenfalls war das bis in die 90er Jahre hinein so, bevor auch sein Puls ruhiger wurde. Gehalten hat sich seine skrupulöse Texttreue. So kommt es vor, dass er bei Verdi den Tenören die acuti (also Spitzentöne) verbietet, wo sie das Resultat der Aufführungstradition sind, nicht aber der schriftlich fixierten Komponisten-Intention entsprechen.

Außer Verdi hat Muti noch einen anderen Favoriten: Mozart! Damit erklärt sich seine Affinität zu den Salzburger Festspielen seit den 70er Jahren, und auch die Wertschätzung durch die Wiener Philharmoniker. Bei Mozart ist Muti auf sinnlichen Wohlklang bedacht, praktiziert einen sanft und milde gestimmten Blick auf die Wiener Klassik. Als gebürtiger Neapolitaner interessiert er sich auch für die Geburtsstunde der Opera buffa, die Wegbereiter Mozarts von Pergolesi über Paisiello bis Cimarosa und Salieri. Das schlug sich ein paar Jahre lang im Programm der Salzburger Pfingstfestspiele nieder, die Muti vorübergehend leitete.

Regelmäßiger Gastdirigent beim BRSO

Was die Laufbahn des Konzertdirigenten Muti betrifft: Er war Chef von Spitzenorchestern in London und Philadelphia und ist es nach wie vor in Chicago. Innerhalb Deutschlands ist er keiner Adresse so eng verbunden wie dem Bayerischen Rundfunk: Chor und Symphonieorchester! Hier setzt Muti nicht nur Mainstream-Repertoire aufs Programm, sondern plädiert nachdrücklich auch für verkannte Kostbarkeiten wie die Messen von Luigi Cherubini.

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Riccardo Muti:  Verdi-Requiem (Dies irae) / BRSO | Bildquelle: Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (via YouTube)

Riccardo Muti: Verdi-Requiem (Dies irae) / BRSO

Sendung: "Allegro" am 28. Juli 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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Mittwoch, 28.Juli, 17:58 Uhr

Gufo

Muti

Der Maestro ist nicht nur Purist, sondern auch ein Versöhner von Musik und Inszenierung. Die Harmonie zwischen beiden scheint ihm ein Herzensanliegen zu sein, weshalb er Musik zerstörende Inszenierungen,wie sie heutzutage weitgehend üblich sind, ablehnt.Wirklich wohl scheint er sich am Pult "seiner Wiener" zu fühlen, die ihn ihrerseits auf Händen tragen . Einer der letzten Schöngeister mit dem Dirigentenstab.

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