Nach einem Zusammenbruch am Pult des Nationaltheaters informierte die Bayerische Staatsoper am Freitagabend über den Tod des Dirigenten Stefan Soltész. Eines Dirigenten, der laut eigener Aussage im Herzen viel mehr ein Theatermensch war.
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Mit Entsetzen und großer Trauer hat die Bayerische Staatsoper am Abend des 22. Juli 2022 den Tod des österreichischen Dirigenten Stefan Soltész bekanntgegeben. Kurz vor Ende des ersten Aktes der Oper "Die schweigsame Frau" von Richard Strauss war er im Graben zusammengebrochen, wie ein Sprecher des Theaters mitteilte. Obwohl sofort der Theaterarzt und Zuschauer zu Hilfe geeilt waren, konnte er nicht mehr gerettet werden.
Wir verlieren einen begnadeten Dirigenten. Ich verliere einen guten Freund.
Als Sängerknabe in Wien kam Stefan Soltész zum ersten Mal mit der Oper in Berührung – und lernte sie lieben. Zwar liebäugelte er als Teenager kurz mit dem Beruf des Schauspielers, seine Verbindung zur Musik und dem Musiktheater war jedoch schließlich stärker. Und doch ist er nie nur der bloße Musiker, der reine Dirigent geblieben. "Ich bin hauptberuflich Dirigent, aber in erster Linie bin ich Theatermensch", sagte er einmal über sich. So kam es, dass auch seine Karriere nicht die klassische eines reinen Dirigenten war, wenn sie auch so begonnen hat.
Mit 19 ging der in Ungarn geborene Dirigent sein erstes Engagement ein, mit 21 wurde er Kapellmeister am Theater an der Wien, dirigierte u.a. in Graz, Hamburg und Berlin, bis er schließlich zunächst in Braunschweig Generalmusikdirektor und später in Antwerpen Chefdirigent der Flämischen Oper wurde. Diese Zeit in Belgien war es auch, die ihn den Pfad des reinen Dirigenten verlassen ließ. Wie ein "rechtloser Angestellter" sei er sich dort vorgekommen. Deswegen beschloss er damals: "Wenn ich nach Deutschland zurückgehe, möchte ich eine Position, wo ich allein bestimme."
1997 übernimmt Stefan Soltész am Aalto-Theater in Essen den Posten des Generalmusikdirektors und des Intendanten. | Bildquelle: picture-alliance/ dpa | David Ebener Diese Position ließ nicht lange auf sich warten: 1997 übernahm er in Doppelfunktion den Posten des Generalmusikdirektors und des Intendanten am Aalto-Theater in Essen – ein Glücksgriff für beide Seiten. Denn von da an ging es mit dem Theater steil bergauf. Die positiven Kritiken überschlugen sich, die Vorstellungen waren "rappelvoll". Die Verbindung Soltész und Essen war eine "ideale Liaison", das Theater wurde zu einem "Wunder von Essen".
Auch an offizieller Anerkennung sollte es nicht mangeln: Unter Soltész wurden die Essener Philharmoniker im Rahmen der Kritikerumfrage der Zeitschrift "Opernwelt" zweimal (2003 und 2008) zum "Orchester des Jahres" ernannt und das Aalto-Theater 2008 zum "Opernhaus des Jahres".
Zeitlebens suchte Stefan Soltész die Balance – in seinem Dirigat wie auch in den Regisseuren, die er ans Essener Haus rief. Er setzte konventionelle Werke auf den Spielplan, probierte aber auch aus, ließ gewagtere Inszenierungen zu und stand – sollten diese einmal nicht gut ankommen – immer hinter den Regisseuren. Er selbst sorgte im Graben für ein perfektes Zusammenspiel des Orchesters und zeigte dabei eine enorme dynamische Bandbreite sowie eine Durchsichtigkeit, die er im Zweifelsfall eher ins zu Harte als in zu Wattierte driften ließ.
Nach dem Ende der Spielzeit 2012/2013 verließ er Essen und war fortan wieder vermehrt an verschiedenen Opernhäusern und mit unterschiedlichen Orchestern unterwegs, unter anderem dem Münchner Rundfunkorchester und an der Bayerischen Staatsoper, an dessen Pult er nun verstarb.
Sendung: Piazza am 23. Juli 2022 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Samstag, 23.Juli, 14:18 Uhr
Axel Peppermueller
Tod von Stefan Soltesz
Der Tod von Stefan Soltesz bewegt mich so sehr, wir waren zusammen an der Staatsoper Wien engagiert, er war Solokorrepetitor und Ballettdirigent.
Wir waren richtig gute Freunde, er war ein äußerst spontaner, humorvoller Mensch eine
große Persönlichkeit nicht immer einfach, denn er sagte seine Meinung gradeaus, was ihm
nicht immer nur Freude machte.
Mir fallen eine viele Anekdoten zu ihm ein.Eine will ich hier erzählen Probe von Troubadour
an der Staatsoper Wien er am Klavier Manrico Bonisolli und beide hatten verschiedene
Auffassungen von Tempi, beide beschimpften sich und es kam zwischen Ihnen fast zu einer
Prügelei Bonisolli verließ unter unglaublichen Beschimpfungen die Probe.Er rannte
zum Direktor Prof.Dr.Egon Seefehlner und das Ende war Frieden, aber die Probe war
damit beendet.Übrigens die Vorstellung vom Troubadour verlief dann sehr gut mit den
Tempi des Tenores.
Ja auch das war Stefan immer geradeaus.
Sein Tod gestern war ja auch Besonders……
Stefan Leb wohl…Danke