Donaueschingen - jedes Jahr strömen Avantgarde-Fans zu dieser kleinen Stadt in der Schwarzwälder Pampa, die den Fans der neuen Musik vertraut und den meisten anderen Menschen vielleicht gerade noch als Ursprungsort der Donau bekannt ist. Wo kein ICE hält und ein richtig guter Konzertsaal fehlt. Immer im Oktober trifft sich hier die Musik-Elite.
Auch wenn es längst nicht mehr so abgehoben und "elfenbeinturmig" zugeht wie früher (behaupten jedenfalls die alten Hasen) - man bewegt sich nach wie vor in seiner eigenen Blase. Wichtig sind die Donaueschinger Musiktage dennoch. Warum?
Drei Gründe für Donaueschingen
Erstens: Hier wird Musikgeschichte geschrieben: 17 Stücke erlebten in diesem Jahr ihre Uraufführung. Auch wenn nicht alles Gebotene "State of the art" ist, geben die Donaueschinger Musiktage einen Überblick über das, was in Sachen Klangkunst und Komposition aktuell passiert.
Zweitens: Man kommt ins Gespräch: Musikbegeisterte mit Komponisten, Medienvertreter mit Kulturpolitikern, Ensembles mit Auftraggebern. Hier werden Ideen von morgen gesponnen.
Drittens: So viel so leidenschaftlich und professionell dargebotene Neue Musik innerhalb von drei Tagen findet man nirgendwo sonst auf der Welt.
Das sind nur drei Gründe, weshalb sich der Weg nach Donaueschingen lohnt. Dass selbst unter 17 Uraufführungen nicht immer ein Meisterwerk sein kann, das unsere Zeit (oder auch nur die Uraufführung) überdauert, ist klar. Und dass auch die Avantgarde alt wird und die vermeintliche Zukunft viel zu oft nach Vergangenheit klingt - geschenkt, wenn denn zwischendrin doch immer mal etwas aufblitzt, das ein Fingerzeig aufs Morgen ist und Lust auf mehr macht. So wie in diesem Jahr die Stücke von Bernhard Gander ("Cold Cadaver with Thirteen Scary Scars"), Georg Friedrich Haas (Konzert für Posaune und Orchester) oder Franck Bedrossian ("Twist").
Mit Björn Gottstein als Künstlerischem Leiter kämpfen die Donaueschinger Musiktage gegen ihre eigene Musealisierung an. In kleinen Teilen gelang das in diesem Jahr bereits, aber klar: Mehr Mut tut immer gut. Immerhin, der Blick ins Programm der Donaueschinger Musiktage Jahr 2017 stimmt hoffnungsfroh: weniger bereits etablierte KomponistInnen, mehr unbekannte Namen. Es wird jünger und damit (vielleicht, hoffentlich) auch mutiger.
Die 2016 in Donaueschingen uraufgeführten Werke, die sich wirklich lohnen, präsentieren wir Ihnen in der Sendung Horizonte: jeden letzten Donnerstag im Monat, immer ab 22.05 Uhr, vom 26. Januar bis zu den nächsten Donaueschinger Musiktagen im Oktober 2017.
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