Lang ist's her: Am 21. März 1685 ist Johann Sebastian Bach geboren. Grund genug an diesem Frühlingstag also nicht nur Sonne, Blüten und Licht zu feiern, sondern auch die Alte Musik. "Let's celebrate Early Music!" lautet das Motto für Europas Tag der Alten Musik – mit Festivitäten auf dem ganzen Kontinent.
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Sie hat das komplette Musikleben revolutioniert, sie hat neue Interpretationsansätze hervorgebracht sowie neue Herausforderungen für den Instrumentenbau, und sie ist inzwischen auch für die klassischen Symphonieorchester ein Gradmesser: die Originalklang-Bewegung, die unter vielen Namen in eine ähnliche Richtung strebt, als "historisch-informierte Aufführungspraxis" oder "authentische Interpretation" oder "performance on period instruments". Dabei ging es seit den ersten Bestrebungen von klanglicher Authentizität um 1900 nicht allein um das Nachbauen der "originalen" Instrumente, sondern vor allem auch um die Wiederentdeckung von Musik aus Mittelalter, Renaissance und Barock, die jenseits der Gipfelwerke von Dufay bis Bach größtenteils in Vergessenheit geraten waren.
Der BR-KLASSIK Vormittag zum Europäischen Tag der Alten Musik
"Klassik Stars" mit Dorothee Oberlinger
"Meine Musik" mit dem Countertenor Max Emanuel Cencic
Opernabend mit Georg Friedrich Händels "Flavio, Re de' Langobardi" vom Bayreuth Baroque Opera Festival
Beiträge und Interviews in den Magazinen "Allegro" und "Leporello"
Wer ist Ihr Favorit? "Die zehn besten Countertenöre"
Die Spezialisten aus der musikalischen Nische sind im neuen Jahrtausend zweifelsohne im Mainstream der klassischen Musik angekommen – haben den Musikbetrieb mit Vitalität und Musizierlust umgekrempelt. Diese Frische beruht auch auf der Flexibilität der Szene, die sich außerhalb der Institutionen gefunden hat: in selbst verwalteten Orchestern oder Projekt-Ensembles, in denen sich umtriebige Freelancer zusammentun. Dafür braucht es Öffentlichkeit – und deshalb hatte 2013 der dänische Dirigent und Ensembleleiter Peter Pontvik die Idee, an einem Tag die Vielfalt der Aktivitäten und Ausdrucksformen der Alten Musik in ganz Europa gebündelt zu präsentieren und zu feiern. Der "Early Music Day" war geboren.
Neu erschienen: Xenia Löffler und Flóra Fábri spielen das "Siciliano" von Johann Sebastian Bach
Videostream: Vivaldis "Vier Jahreszeiten" mit den Musiciens de Saint-Julien
Videostream: Georg Friedrich Händels "Flavio, Re de' Langobardi" vom Bayreuth Baroque Opera Festival
Botschafterin des Early Music Day 2024: Dorothee Oberlinger | Bildquelle: © Dorothee Oberlinger Peter Pontvik war damals der Präsident der REMA (Réseau Européen de Musique Ancienne), dem großen europäischen Branchennetzwerk für Alte Musik, die die Initiative umsetzte und den Tag auf den 21. März legte, den Geburtstag von Johann Sebastian Bach, der in den meisten Kalenderjahren auch mit dem Frühlingsbeginn zusammenfällt. Jedes Jahr gibt es eine Botschafterin oder einen Botschafter, die sozusagen das prominente Gesicht des "Early Music Day" verkörpern. In diesem Jahr hat diese Aufgabe Dorothee Oberlinger übernommen, die Blockflötistin, Dirigentin und Festival-Intendantin, eine herausragende Interpretin und Netzwerkerin der Alten Musik.
Als vor 75 Jahren der Bayerische Rundfunk gegründet wurde, stand die Alte Musik von Beginn an im Fokus, insbesondere im Studio Nürnberg. Das lag an zwei Protagonisten in der Nürnberger Musikredaktion: Willy Spilling und Josef Ulsamer, die als praktizierende Musiker bereits mit historischem Instrumentarium arbeiteten. Der Gambist Josef Ulsamer gilt als Pionier der Historischen Aufführungspraxis nach dem Krieg, denn er erforschte nicht nur die Barockinstrumente vom Cembalo bis zur Viola da gamba, sondern auch damals noch völlig "exotische" mittelalterliche Instrumente wie Fiedel oder Rebec. Spilling und Ulsamer entwickelten die erfolgreiche Konzertreihe "Musica Antiqua" mit dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und die Radio-Sendung "Tafel-Confect", die 1952 zum ersten Mal ausgestrahlt worden ist. Zahlreiche Zuschriften von Hörerinnen und Hörern bestärkten sie darin, vor allem die Musik aus der Zeit vor Mozart ins Programm zu nehmen – und so ist das "Tafel-Confect" am Sonntagmittag bis heute die älteste existierende Hörfunk-Sendung für Alte Musik.
Heute gehören zum "Tafel-Confect"-Kosmos neben den sonntäglichen Sendungen auch das Reportageformat "Tafel-Confect on tour" von den wichtigsten Alte-Musik-Festivals sowie zahlreiche digitale Inhalte, vor allem kunstvoll konzipierte Musikvideos mit etablierten und jungen Stars der Szene. Pünktlich zum Tag der Alten Musik ist ein neu produziertes Video mit Xenia Löffler mit einem spannenden Blick ins Innere ihrer Barockoboe erschienen.
Kommentare (1)
Donnerstag, 21.März, 11:17 Uhr
Trappe
Lasst uns die alte Musik zelebrieren
Warum muss man dies heute mit Anglizismen überwuchern? Anglizismen in der deutschen Sprache führen so gut wie immer dazu, unpräzise zu sein. Das hätte man auch wie in meiner Überschrift bezeichnen sollen!