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Musik-Geschwister Carolin und Jörg Widmann

Carolin und Jörg Widmann kommen aus München. Sie sind beide solo erfolgreich, spielen Kammermusik, sind als Lehrende an Hochschulen tätig und Jörg Widmann ist außerdem noch ein gefragter Komponist. Vor einigen Jahren hat er für die Bayerische Staatsoper die Oper "Babylon" geschrieben mit dem Libretto von Peter Sloterdijk und einem Mega-Chor, bestehend aus über 90 Sängerinnen und Sänger. Obwohl beide eine große Karriere machen, sind sie ziemlich auf dem Teppich geblieben.

Carolin und Jörg Widmann | Bildquelle: Lennard Rühle; Marco Borggreve

Bildquelle: Lennard Rühle; Marco Borggreve

Eigentlich ist die Königin der Nacht aus Mozarts "Zauberflöte" eine echte Furie. Aber Carolin und Jörg Widmann lassen sich trotzdem nicht von so einem vokalen Tobsuchtsanfall einschüchtern. Im Gegenteil: Die wütende Königin hält Einzug ins Kinderzimmer der Geschwister und wird in den Kreis der Kuscheltiere aufgenommen, wie Carolin erzählt: "Unser Schaf war die Königin der Nacht in einem völlig überzogenen Hawaii-Kleid. Und wir sponnen dann irgendwie rum als Königin der Nacht. Es hat einfach Spaß gemacht."

Musikalisches Elternahaus

Wenn die Familie gemeinsam ins Konzert oder in die Oper geht, hütet das Schaf im Hawai-Kleid den heimischen Stall – ein schönes Bild und auch Motivationsschub, findet Jörg: "Das ist für ein Kind doch das Allergrößte überhaupt, dass man die Möglichkeit hat, ob ich dann später in die Oper gehe oder nicht, oder eine schreibe wie ich, das wird man dann sehen. Aber ich muss die Möglichkeit haben."

Jörg Widmann als Schüler: Lieber Noten statt Buchstaben

Das mit dem "Schreiben von Musik" beginnt bei Jörg Widmann recht früh. Er pinselt lieber Noten ins Schulheft statt Buchstaben. Darüber macht sich seine Deutschlehrerin erst Sorgen, dann wird sie zur Wegbereiterin, wie er sich erinnert: "Die Deutschlehrerin war wahnsinnig nett und die sagte dann einfach zu meinen Eltern, wäre das nicht sinnvoll, wenn der Kompositionsunterricht hätte, weil der möchte einfach das lernen, wie man das aufschreibt."
Die Eltern Widmann, beide Hobbymusiker in einem Streichquartett, lassen sich schnell überzeugen. Jörg erhält mit 8 den ersten Kompositionsunterricht und ist glücklich. Auch was die Instrumente angeht, läuft alles nach Plan: "Als dieser Wunsch von uns kam", so Jörg, "genau diese Instrumente, nämlich Geige und Klarinette, zu lernen, haben sie das ganz fest in den Kopf gesetzt und dann haben sie es sehr unterstützt."

Ligeti als Inspiration

György Ligeti, Aufnahme von 1992 | Bildquelle: BR Auch auf der "Beuteliste" von Jörg Widmann: György Ligeti | Bildquelle: BR Druck wird nicht aufgebaut, im Vordergrund steht die Freude am Musizieren. Der Ernst schleicht sich von ganz allein ins Leben der Geschwister. Carolin wird noch zu Schulzeiten Jungstudentin für Violine in Köln. Jörg komponiert seine ersten Stücke – und wie: mit 17 gleichmal eine Oper für die Schule. Außerdem schleppt er inspirierendes musikalisches Futter an, sehr zur Freude seiner Schwester Carolin: "Er hat sich sehr interessiert für neue Musik, hat Schallplatten nach Hause gebracht oder CDs und neue Aufnahmen. Und ich erinnere mich, wie er Ligeti entdeckt hat und gesagt hat: 'Das ist so großartige Musik. Das hörst du dir mal an.' Und da lief bei uns eben "Atmosphères" von George Ligeti."

Zu komponieren wie der Bruder, hat Carolin Widmann nie gereizt. Maximal eine Kadenz für ein Violinkonzert springt bei ihr raus. Einen lebenden Komponisten in der Familie zu haben, empfindet sie als Privileg. Manchmal ist sie bei einer seiner Uraufführungen dabei, oder erlebt mit, wie ein Stück entsteht. Ganz traditionell, mit Bleistift und auf Papier.

Da ist ein hoher, irisierender Streicherklang und der geht nicht weg und dann kommt eine Gegenidee. Dann kommt der erste tiefe Klang und so entsteht oft Form.
Jörg Widmann

Vertonte Familienbande

Jörg Widmann hat auch schon für seine Schwester geschrieben, beispielsweise sein 2. Violinkonzert, für Carolin durchaus sowas wie ein biografischer Abdruck: "Ich habe das Gefühl, dass mein Bruder in diesem Stück wirklich diese Beziehung, die wir miteinander haben als Geschwister, so schön dargestellt hat. Es geht eigentlich um eine Art Kinderlied, was dann durch alle möglichen Situationen gezogen wird."

Mit Humor und Freude

Nach wie vor haben Jörg und Carolin Widmann eine enge Bindung. Die Musik hat den beiden von klein auf Türen in neue, in fantastische Welten eröffnet, hinter denen sogar Mozarts Königin der Nacht und ein Schaf aus Plüsch perfekt zusammenpassen. Wo es auch humorvoll zugehen kann, auch wenn die Musik sich manchmal todernst anhört: "Die arme Person, die mit uns Kammermusik machen muss", witzelt Carolin, "die rollen schon immer mit den Augen, weil wir einfach nicht mehr aufhören können zu lachen."

Sendung: "Allegro" am 11. März 2025 ab 06:05 Uhr

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