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Chorakademie des Fränkischen Sängerbunds Neue Töne im alten Kloster

Der Fränkische Sängerbund errichtet eine eigene Chorakademie im ehemaligen Benediktinerkloster Weißenohe. Darüber freut sich auch die kleine vom Kloster geprägte Ortschaft: Denn sie ist die rechte Szene los, die hier gerne eingezogen wäre. Jetzt muss nur noch der Bauantrag abgesegnet werden.

Eingangsbereich des Klosters Weißenohe | Bildquelle: picture-alliance / DUMONT Bildarchiv | Kay Maeritz

Bildquelle: picture-alliance / DUMONT Bildarchiv | Kay Maeritz

Ein Aus- und Weiterbildungsforum für alle, die singen, dirigieren, komponieren und den kulturellen Austausch pflegen möchten. Seit 2008 treibt der Fränkische Sängerbund ein ambitioniertes Vorhaben voran, nämlich die Errichtung einer eigenen Chorakademie. Entstehen soll sie dort, wo die Verbindung von Gemeinschaft und Kultur schon vor vielen hundert Jahren vorhanden war, im ehemaligen Benediktinerkloster Weißenohe im Landkreis Forchheim in Oberfranken. Das Projekt steht kurz vor dem Baubeginn.

Internationale Anlaufstelle für Singbegeisterte

Modell Chorakademie Weißenohe | Bildquelle: Fränkischer Sängerbund Die geplante Chorakademie als Miniaturmodell | Bildquelle: Fränkischer Sängerbund Eduard Noeth führt an einer rudimentären Bar vorbei in zwei alte Gewölbezimmer mit eindrucksvollem Stuck an den Decken. Noeth ist erster Vorstand im Förderverein der Chorakademie des Fränkischen Sängerbundes. Auf den Tischen liegen ausgerollte Baupläne, daneben steht ein Miniaturmodell des Geländes. Nöth zeigt, wo später einmal die Gastronomie und die Gästezimmer hinkommen. Dann geht es über eine holzgeschnitzte Wendeltreppe ins Obergeschoss, in die ehemaligen Abtzimmer des Benediktinerklosters, dessen Geschichte bis ins 11. Jahrhundert zurückreicht. Bald sollen hier Chöre aus Nah und Fern zusammenkommen, Chöre aller Arten und Altersstufen, singbegeisterte Laien, Seminarleiter, Stimmbildnerinnen.

Fränkischer Sängerbund

Der Fränkische Sängerbund ist mit seinen 1.600 Chören und Ensembles und mit ca. 38.000 aktiven Sänger:innen der mitgliederstärkste Laienmusikverband Bayerns und einer der führenden Chorverbände Deutschlands.

Gerald Fink | Bildquelle: © M. Kronau Gerald Fink - der zukünfitge künstlerische Leiter der geplanten Chorakademie | Bildquelle: © M. Kronau Gerald Fink, der zukünftige künstlerische Leiter der geplanten Chorakademie, freut sich vor allem darauf, die verwaisten Räumlichkeiten endlich wieder mit kulturellem Leben zu füllen. Eine Vorfreude, die er mit dem ersten Bürgermeister der Gemeinde Weißenohe Rudolf Braun teilt. Der sagt: "Ich freue mich natürlich auf die Wiederinstandsetzung des alten Klosters. Das ist ja hier unsere DNA von Weißenlohe."

Im Jahr 2008 kam die rechte Szene

Rudolf Braun ist seit 27 Jahren im Amt. Mit ernster Miene denkt er an das Jahr 2008 zurück, als der Friede hier in seiner Gemeinde in Gefahr geraten war. Denn der "Bund Frankenland", ein ultrarechter militanter Flügel der NPD, hatte das Klostergelände von dem damaligen Besitzer, einem privaten Wohnbaufonds, angemietet. So kommt es, dass damals an einem Wochenende Anfang Juni die rechte Szene dort den "Nationalen Frankentag" begehen will – unter anderem mit Auftritten rechtsradikaler Bands. Die Bürgerinnen und Anwohner sind außer sich, haben Angst und machen gegen die Neonazis mobil.

Über 500 Bürgerinnen und Bürger – auch aus benachbarten Gemeinden – starten eine Gegenaktion und feiern gleich neben dem Kloster ein Fest der Demokratie. Im Klosterhof hingegen versammeln sich 220 Neonazis. 500 Polizistinnen und Polizisten sorgen für die Sicherheit an diesem Wochenende. Weißenohe im Ausnahmezustand. Und als die Anhänger:innen der rechten Szene wieder abziehen, bleiben die Sorgen, denn das Kloster steht leer und soll verkauft werden.

Fränkischer Sängerbund als willkommener neuer Klosterbesitzer

Durch die Presse erfährt auch Herbert Meier damals von den Vorkommnissen in Weißenohe, er ist zu dieser Zeit der Schatzmeister des Fränkischen Sängerbundes. In der Zeitung sieht er ein Bild mit der Sandsteinfassade des alten Klostertraktes. "Ich habe das Bild gesehen und gesagt, dass ist ja genau das, was ich mir immer vorgestellt habe für eine Chorakademie", erinnert sich Meier heute.

Herbert Meier kommt mit seinen Plänen der Gemeinde gerade zur rechten Zeit. Die Rückendeckung ist da, die Gespräche laufen äußerst freundschaftlich und konstruktiv ab, und das Projekt wird vorangetrieben, vor allem durch den neu gegründeten Förderverein. Nutzungskonzept, Machbarkeitsstudie, knapp fünf Jahre vergehen und der Kauf wird 2013 notariell beglaubigt. Es kommt zur Gründung einer Stiftung, und auch der Architekturwettbewerb findet 2018 einen erfolgreichen Abschluss. Seit Dezember 2022 liegt der Bauantrag beim Landratsamt. Die Kosten von knapp 21 Millionen Euro tragen der Freistaat Bayern, die Kommunen und Gemeinden, private Geldgeber und der Fränkische Sängerbund.

So soll die Chorakademie werden

Im Klosterhof zeigt Herbert Meier stolz, was der Fränkische Sängerbund vorhat: "Hier wird ein Chorhof entstehen, und hierhin werden wir eine große Freibühne bauen." Außerdem ist auch ein kleiner Konzertsaal mit bis zu 200 Plätzen geplant. Und die benachbarten Klosterkirche St. Bonifatius bietet als möglicher Auftrittsort eine tolle Akustik. Kloster, Kultur und Gesang – eine Symbiose, auf die man sich freuen kann.

Sendung: "Allegro" am 29. März 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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