Sie war die erste Frau, die bei einer Oscar-Verleihung als Dirigentin auf der Bühne stand: Eímear Noone. Auch als Komponistin ist die Irin gefragt - und hat unter anderem Musik zu einem der erfolgreichsten Computerspiele der Welt beigesteuert: "World of Warcraft". Gestern dirigierte Eímear Noone das Münchner Rundfunkorchester bei Game on Symphony. Drachen, Super-Marios und andere mythische Wesen huschten und donnerten durch das Funkhaus in München und begeisterten nicht nur das Publikum vor Ort, sondern auch die Fangemeinde live auf Twitch.
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Moderator Fridl Achten begrüßt das Publikum im Studio 1 im Münchner Funkhaus. Das Rundfunkorchester gibt ein Konzert im Bayerischen Rundfunk. Soweit, so vertraut. Doch auf den Notenständern der 65 Orchestermitglieder, geleitet von der irischen Dirigentin Eímear Noone, liegen keine Partituren von Mozart, Brahms oder Tschaikowsky. Sondern Notenblätter voller Videospiel-Musik. Unter dem Motto "Game on Symphony" spielt das Rundfunkorchester die Soundtracks von elf verschiedenen Videospielen. Darunter sind Klassiker der Game-Musik wie "Journey", "Prince of Persia" und "World of Warcraft". Einen Teil von letzterem hat Dirigentin Eímear Noone sogar selbst komponiert.
Breit aufgestellt: Die Sängerin Alma Naidu | Bildquelle: BR/Markus Greißl Videospielmusik und Klassisches Symphonieorchester – passt das gut zusammen? Die Soundtracks zu Computerspielen werden seit Jahren immer instrumentaler, je nach Etat und PR-Rückenwind teilweise wie Filmmusik von großen Orchestern eingespielt. Für Alma Naidu, die das Rundfunkorchester an dem Abend als Sängerin unterstützt, gehört Videospielmusik noch nicht zum Alltag, aber sie sieht darin eine große Chance: "Die Musik die ich gehört habe, finde ich total beeindruckend. Ich finde das auch toll, dass man so viel reinsteckt und damit auch die Leute anspricht, die normalerweise nicht in ein klassisches Konzert gehen würden oder sich ein Orchester anhören."
Ich finde es toll, dass man Leute anspricht, die normalerweise nicht in ein klassisches Konzert gehen.
Tatsächlich sehen einige im Funkhaus an dem Abend gar nicht aus wie klischeemäßiges Konzertpublikum. Blau gefärbte Haare, ausladende Mäntel, viele erstaunlich jung. Die Gaming-Szene hat offenbar große Freude daran, die Musik aus den eigenen Lieblingsvideospielen live von einem Profi-Orchester zu hören: "Ich finde, dass die Musik sofort Bilder im Kopf erzeugt, egal ob man die Spiele selber gespielt hat oder nicht“, sagt jemand, ein anderer bringt es kurz und knapp auf den Punkt: "Ich fand’s auch mega, die Stimmung war super“. Und man kommt ins Schwelgen: "War richtig bewegend und schön, weil einen das so zurückholt an Kindheitserinnerungen."
Game on Symphony am 01. Februar 2024 mit dem Rundfunkorchester unter der Leitung von Eímear Noone wurde live auf Twitch gestreamt und ist dort abrufbar
Highlight des Abends, da sind sich die meisten einig: Die Klangwelt aus dem Fantasy-Rollenspiel "The Witcher 3", gesungen von Alma Naidu, die sich mit brodelnder Leidenschaft in die düstere Fantasy-Hymne schmeißt, was wiederum die Frage aufwirft, ob man bei diesem speziellen Repertoire auch selbst Gamerin sein muss, um das so zu singen? "Nee, gar nicht… Ich hab als Kind einen Nintendo DS gehabt. Und hab da sowas gespielt wie Nintendogs oder Animal Crossing. Aber ich glaube, das kann man nicht als Gaming bezeichnen. Aber ich dachte jetzt vor Kurzem, irgendwas mal wieder zu spielen, wär vielleicht ganz gut neben dem Beruf. Also, vielleicht werde ich jetzt zur Gamerin nach dem Abend.“ Klingt nach einem konstruktiven Wechselspiel, das man sich auf die Fahnen schreiben kann: Der "Game on Symphony"-Abend im BR Funkhaus zeigt jedenfalls: Er macht Gamer zu Konzertgängern und Konzertmusikerinnen zu Gamerinnen.
Sendung: Leporello am 02. Feburar 2024 ab 16:05 Uhr
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