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Geigen aus Pilzholz Ein Klang wie eine Stradivari

Mit einem Pilz lässt sich der Klang einer Stradivari-Geige kopieren. Das haben Wissenschaftler aus der Schweiz herausgefunden. Sie haben Pilze auf Holz angesetzt und anschließend eine Violine gebaut. Jetzt wollen sie ihre Erkenntnisse wissenschaftlich untermauern.

Geigen | Bildquelle: Empa

Bildquelle: Empa

Forscher aus Genf sind dem Klang der Stradivari-Geige auf der Spur: Als Stradivari und del Gesù im 18. Jahrhundert im italienischen Cremona Instrumente bauten, war Europa gerade am Ende einer 70 Jahre langen Phase mit langen Wintern und kühlen Sommern. Die Bäume wuchsen langsamer. So entstand ein ganz besonderes Holz mit geringerer Dichte als üblich.

Dichte des Holzes

Dass die Dichte des Holzes den Klang beeinflusst, ist die gängigste Theorie, wenn es um die Frage des Geheimnisses der Stradivari geht. Nicht die einzige im Falle Stradivaris. Manch einer tippt auch auf einen Holzschlag bei Vollmond, der sich auf den Klang auswirkt, auf einen speziellen Lack oder ein Mittel gegen Holzwürmer. Die Dichte des Holzes zeigt sich in den Zellen. Wenn Holz unter kargen Bedingungen wachse, bilde der Baum vor allem dünnwandige Zellen, um viel Wasser zu leiten, so der Pilzforscher Francis Schwarze von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) im schweizerischen Dübendorf.

Je dünner die Zellwände, desto geringer die Holzdichte.
Francis Schwarze, Pilzforscher

Vor einige Jahren gelang es Schwarze, die Dichte von Ahorn- und Fichtenholz nachträglich zu verändern. Er setzte dafür den Baumpilz Xylarie longipes ein, der insbesondere die dickwandigen Spätholzzellen abbaut. Übrig bleibt ein Holz mit einer geringeren Dichte, das wie das Holz der Stradivari-Geigen den Klang besser transportiere.

Pilzgeigen-Forschung

Schallmessung bei einer Geige | Bildquelle: Empa Bildquelle: Empa Mit dem durch den Pilz veränderten Holz ließen die Schweizer Forscher eine Geige bauen - mit Erfolg: Ein Fachpublikum lobte das Instrument, das anderen Violinen regelrecht den Rang ablief: Als der Geiger Matthew Trusler 2009 hinter einem Vorhang verschiedene Violinen spielte, war der Zuspruch zur Pilzholzgeige am größten. 90 der 180 Zuhörer gefiel der Klang dieses Instruments am besten. Nur 39 bevorzugten die Stradivari. Damit auch der Name der Geige etwas edler wird, haben die Forscher zwischenzeitlich den Namen des Instruments geändert: Aus der Pilzgeige wurde die Mycowood-Violine.

Die Klangqualität soll nun wissenschaftlich nachgewiesen werden. Zuerst werden im Labor die Saiten verschiedener Geigen mit einem Elektromagneten zum Schwingen gebracht - mit dem Ziel, Frequenz und Amplitude der Schwingungen zu messen. In einem zweiten Schritt sollen 50 Testpersonen die Klänge nach ihrer Qualität beurteilen. Die Forscher wollen herausfinden, welche Holzdichte ein Instrument braucht, damit es für das menschliche Ohr am besten klingt.

Thema in der Sendung "Leporello" am 22. Februar 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK.

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