Grace Bumbry liebte den großen Auftritt: Bei den Bayreuther Festspielen überzeugte sie das kritische Publikum mit ihrem glühenden Timbre, vor den großen Bühnen der Welt sah man sie in luxeriösen Roben. Nun ist die Primadonna im Alter von 86 Jahren gestorben.
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"Verrat am Werk Richard Wagners", "Wagner würde sich im Grabe umdrehen, wenn er das wüsste" – das waren 1961 Reaktionen rassistischer Wagnerfans auf die Ankündigung Wieland und Wolfgang Wagners, die Schwarze Sängerin Grace Bumbry für die Rolle der Venus im "Tannhäuser" bei den Bayreuther Festspielen zu engagieren. Etwa 100 solcher Briefe erhielt die Festspielleitung damals. Wieland und Wolfgang Wagner erklärten kurz und bündig, dass im Festspielhaus nur die künstlerische Leistung zähle, sonst nichts. Ihr Großvater habe für Stimmfarben komponiert, nicht für Hautfarben.
Welche Kindheitserfahrungen haben sie geprägt, was war ihr wichtig beim Singen? Lesen Sie hier einen Auszug aus einem Interview, das sie BR-KLASSIK im Jahr 2009 gegeben hat.
Grace Bumbry als Carmen | Bildquelle: EMI Die Sopranistin bzw. Mezzosopranistin Grace Bumbry überzeugte das Publikum auf Anhieb, und damit verstummten auch die rassistischen Äußerungen in Bayreuth. Mit ihrem glühenden Timbre eroberte die 24-Jährige nicht nur das Wagner-Publikum in Bayreuth, sie brillierte ebenso an den Opernhäusern von London, Mailand, Salzburg oder New York – als Salome, Tosca, Carmen oder Amneris in "Aida". Und dabei wusste sie immer, was sie wollte: "Ich singe nur das, was mir gefällt. Ich habe eine große Skala, ich habe sogar drei Oktaven und ich pflege immer, das zu verbessern und zu erweitern nach oben natürlich. Ich finde die Amneris viel imponierender und viel dramatischer. Die Aida ist sowieso eine lyrische Person, und die Amneris ist dramatisch, und das ist mein Metier."
Grace Bumbry wurde am 4. Januar 1937 als jüngstes von drei Kindern in St. Louis in den amerikanischen Südstaaten geboren. Sie sang im Kirchenchor, gewann mit 17 bei einem Radio-Wettbewerb ein Studium am Konservatorium ihrer Heimatstadt, wo man ihr wegen der Rassendiskriminierung jedoch die Aufnahme verweigerte. Wenig später erhielt sie ein Stipendium für die Northwestern University in Chicago von wo sie schließlich fürs Studium zur berühmten Sängerin Lotte Lehmann wechselte. Ihr Bühnendebüt gab Grace Bumbry 1958 in Basel, 1960 sang sie ihre erste Amneris in Verdis Aida in Paris, bevor sie mit der Venus im "Tannhäuser" in Bayreuth 1961 schlagartig international berühmt wurde. 1964 debütierte sie bei den Salzburger Festspielen als Lady Macbeth in Verdis "Macbeth" und begeisterte zwei Jahre später dort auch als Carmen unter der Leitung von Herbert von Karajan.
Damit diese Schönheit immer bleibt – daran muss man arbeiten
Neben ihren Opernauftritten liebte die Grace Bumbry auch den großen Auftritt als Operndiva vor den Bühnen dieser Welt – in luxuriösen Roben und mit ihrem Rolls-Royce stilvoll vorfahrend – eine Primadonna mit Glamour-Faktor. Auch die Ausflüge der Mezzosopranistin ins reine Sopranfach, zum Beispiel als Salome oder Aida, waren erfolgreich. Dabei legte Grace Bumbry stets Wert auf die Feststellung, dass ihr sängerisches Vermögen keineswegs nur das Ergebnis von Veranlagung sei: "Viele Leute sagen, sie haben eine Naturstimme. Aber was ist eine Naturstimme? Jeder hat eine Naturstimme. Eine Stimme ist kein Roboter. Sie ist von Gott geschenkt, aber ich habe immer wieder mit ihr gearbeitet. Jeden Tag diese Übungen, es ist langweilig das zu tun, aber an der Stimme zu feilen, damit diese Schönheit immer bleibt – daran muss man arbeiten."
Sendung: "Leporello" am 8. Mai 2023 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (5)
Sonntag, 14.Mai, 09:12 Uhr
josef wagner
grace bumbry ist tot
Leider gibt es da ausser 4 minuten nichts zum anhoeren. Und im österr. Rundfunk ist das ueberhaupt nicht geschehen.
Ich habe Grace Bumbry als Carmen im Kino erlebt und einmal als Norma in der Staatsoper, sehr gute Erinnerung.
Montag, 08.Mai, 18:27 Uhr
Alexander Störzel
Grace Bumbry ist tot
Eien ganzb große Sängerin und Künstlerin, die ich leider nur von Aufnahmen her kenne,
live habe ich sie nicht erlebt.
Hätte nur die Bitte an Herrn Jungwirth:
Oft sind wir Menschen mit dem Begriff Rassismus schnell zur Hand.
Ich würde die Wagnerianer der damaligen Zeit eher als sehr konservativ und vor allem
"dem Meister hörig" bezeichnen.
Wir dürfen nicht vergessen was das Wort Rassismus eigentlich bedeutet.
Es war damals einfach noch völlig ungewohnt.
Dies heißt aber nicht, dass diese Wagnerianer Menschen mit anderer Hautfarbe nicht akzeptieren.
Wir wissen, dass ihre Darstellung der Venus legendär wurde-ich kannte ältere Wagner- und Opernfreunde, die voller Begeisterung davon sprachen.
Und dann vergessen wir nicht wie umstritten am Anfang der Wolfram von Fischer-Dieskau war, der später bejubelt wurde.
Montag, 08.Mai, 16:53 Uhr
Karin Meier
Wer mit Grace Bumbry gearbeitet hat, weiß, daß ihr nichts ferner lag als Glamour and Primadonnenhaftigkeit. Ja ihre Roben waren extravagnat - aber ihr gefiel das einfach! Sie war ein warmherziger Mensch, äußerst empatisch und eine fantastische Sängerin. Wer sie einmal getroffen hat, wird sie als Mensch und außergewöhnliche Sängerin vermissen!
Montag, 08.Mai, 16:03 Uhr
Axel Peppermueller
Grace Bumbry
Sie war eine ganz große Sängerin und eine tolle Persönlichkeit.
Ich hörte sie als Lady Macbeth und Carmen bei den Salzburger Festspielen das war einfach nur grandios.
In Berlin dann an der Deutschen Oper Berlin als Venus.
Unvergessen auch die Aufführung von Macbeth da saß ihre berühmte Lehrerin Lotte Lehmann zufällig neben mir.Sie die große Lotte Lehman atmete mit ihrer Schülerin und
war voll des Lobes für die Leistung von Grace Bumbry.
Toll war das.Ach ja nicht vergessen will ich Dietrich Fischer-Dieskau als Macbeth und
Sawallisch dirigierte die Wiener Philharmoniker.
Montag, 08.Mai, 15:38 Uhr
Beate Schwärzler
Grace Bumbry --- die dunkle Schönheit
... gehörte einfach zum Kulturkosmos in meinen jungen Jahren.
Daß man heute noch immer - oder wieder - sich stark machen muß gegen Rassismus... .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
... Die Ausstrahlung des dunkelhäutigen Sängers Roderick Williams vor 2 Tagen bei der Krönung von König Charles III ...!
Bleiben wir dran. Uns selbst zuliebe.