BR-KLASSIK

Bläser aus verschiedenen Spitzenorchestern treffen sich ab und zu in Salzburg. Projektweise spielen sie unter der Leitung von Hansjörg Angerer Stücke, die häufig eigens für Bläserorchester arrangiert wurden. BR-KLASSIK hat mit dem Chefdirigenten von Salzburg Wind Philharmonic gesprochen – über Arrangements für Bläser, die Kunst guter Programme und Angerers großen Herzenswunsch.

BR-KLASSIK: Herr Angerer, Salzburg Wind Philharmonic versammelt hochkarätige Musikerinnen und Musiker europäischer Spitzenorchester. Wie darf ich mir Ihre Arbeit vorstellen? Arbeiten Sie projektbezogen?

Hansjörg Angerer: Ja, selbstverständlich. Sonst ließe sich das nicht bewerkstelligen. In den letzten 20 Jahre hat sich eine gewisse Familie entwickelt, auch in den einzelnen Instrumentengruppen. Die Kunst ist die, immer so gut vorauszuplanen, dass alles terminlich funktioniert.

BR-KLASSIK: Es sind auch einige Musikerinnen und Musiker aus München dabei.

Hansjörg Angerer: Einige ist gut! Das ist ein ganz großer Schwerpunkt. Wir haben prominente Leute aus der Münchner Orchesterlandschaft: von den Münchner Philharmonikern, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, der Staatsoper, dem Gärtnerplatztheater... Also, das ist erste Klasse!

Ursprünglicher Name: Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg

BR-KLASSIK: Ihren ersten Auftritt hatten Sie unter dem Namen Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg im Jahr 2002. Was hat sich für Sie in den 20 Jahren verändert – abgesehen vom Namen?

Bildquelle: picture alliance / Franz Neumayr / picturedesk.com | Franz Neumayr Hansjörg Angerer: Gegründet habe ich die Bläserphilhamonie Mozarteum Salzburg als ein Orchester der Universität Mozarteum. Und wie das halt so ist, wenn man sich entwickelt: Der Anspruch wiegt sehr hoch und die Ausrichtung der Universität – das war irgendwann einfach nicht mehr miteinander vereinbar. Deshalb hat sich diese professionelle Formation seit dem Sommer unter dem Namen Salzburg Wind Philharmonic firmiert und seine Identität als gemeinnützige Gesellschaft, sowohl selbständig als auch unabhängig, fortsetzt. Natürlich braucht man Sponsoren und Gönner. Das ist immer auch eine wichtige Basis. Und dann der Ehrgeiz und das Ziel, eine führende Position international im Spektrum einzunehmen.

BR-KLASSIK: Herr Angerer, unglaubliche 38 Alben sind in den gut 20 Jahren entstanden. Hat es einen Plan gegeben? Wie fängt man an, wie macht man weiter? Was kommt als nächstes? Oder entscheidend Sie eher kurzfristig über neue Projekte?

Hansjörg Angerer: Wenn Sie sich den Start anschauen: Mit Werner Birchner, Ludwig Ernst Leitner und Richard Strauss haben wir eine Basis gelegt, wo wir hinwollen: traditionelle Bläsermusik. Vor zwei Jahren haben wir auch sämtliche Serenaden und Divertimenti von Mozart eingespielt. Also, dramaturgisch gesehen sind sehr viele Ideen notwendig, um was Spannendes rüberzubringen – für's Publikum, nicht nur für uns selbst. Man muss dramaturgisch eine Idee haben, darüber nachdenken und viele Gespräche führen. Und dann gelingt auch etwas.

Neue Alben: Beethoven-Symphonien arrangiert für Blasorchester

BR-KLASSIK: Was wäre ein gutes Beispiel für so ein Programm?

Hansjörg Angerer: Zum Beispiel die fünfte und sechste Symphonie von Beethoven in einer Einspielung für Bläserorchester. Oder dieses Jahr bei unserem traditionellen Dreikönigskonzert, da haben wir – unter dem Titel "Freunde, das Leben ist lebenswert" – etwas kombiniert: österreichische Sträuße und britische Unterhaltungsmusik großer Meister.

BR-KLASSIK: Wie sieht es überhaupt aus mit Literatur für Bläser?

Hansjörg Angerer: Sehr, sehr gut. Es gibt vieles, was nicht angenehm zu hören ist. Ich bezeichne das als "dubbleware": alles gleich, alles in einem Schema drin. Aber auf der anderen Seite gibt es dann auch von zeitgenössischen Komponisten wirklich sehr Gutes –seit dem Jahr 1950. Und wie haben noch eine Besonderheit: Ich habe einen fantastischen Arrangeur, den Albert Schwarzmann, der einfach maßgeschneidert für unser wunderbares Orchester die Instrumentationen schafft - wie beispielsweise die der beiden Beethoven-Symphonien.

BR-KLASSIK: Herr Angerer, was fehlt noch in Ihrem Repertoire für Ihre Truppe?

Hansjörg Angerer: Die "Alpensinfonie" von Richard Strauss. Das ist wirklich ein Herzensprojekt. Ich bin ein ganz großer Strauss-Fan. Und wir spielen das beim nächsten Dreikönigskonzert – in einer Fassung für unsere Salzburg Wind Philharmonic, und auch immer ausgelegt aus dem Urtext.

Sendung: "Allegro" am 3. August 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK