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Münchner Gärtnerplatztheater Händels Oper "Alcina"

Es ist eine Art Fantasy-Roman des 16. Jahrhunderts: "Orlando furioso" von Ludovico Ariosto. Händel bediente sich sogar dreimal an dieser Vorlage. Zuletzt für seine "Alcina", mit der er 1735 in London einen fulminanten Erfolg feierte. Am Münchner Gärtnerplatztheater hat Händels Zauberoper am kommenden Freitag Premiere.

Bildquelle: © Marie-Laure Briane

Händels "Alcina" am Münchner Gärtnerplatztheater

Der Vorbericht als Audio

"Too hot to Händel" – dieser Netflix-taugliche Werbespruch des Gärtnerplatztheaters für seine neueste Produktion verspricht nicht zu viel: Die Alcina der Jennifer O‘Loughlin ist wirklich eine heiße Braut, an der sich viele Singles die Finger verbrennen. Denn wenn sie ihrer Liebhaber überdrüssig ist, verzaubert sie sie kurzerhand in Tiere oder Bäume auf ihrer paradiesischen Insel.

Sophie Rennert als Ritter Ruggiero

Der aktuelle Geliebte ist Ritter Ruggiero – bei der Londoner Uraufführung 1735 durch einen berühmten Kastraten interpretiert, am Münchner Gärtnerplatztheater durch die Mezzosopranistin Sophie Rennert, die als Carmen die laufende Saison eröffnet hat: "Ich habe einige Produktionen mit Ballett schon gemacht, und ich fand das immer sehr spannend und inspirierend auch, weil das Ballett immer ganz anders arbeitet, von einer ganz anderen Seite kommt", sagt Rennert. Die Kompositionen von Händel gefallen ihr besonders gut. "Die Musik ist natürlich ganz herrlich, "Alcina" ist eines meiner Lieblingsstücke und auch darauf freue ich mich wahnsinnig."

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Händel meistert Leistungsdruck auf tänzerische Art

Wieso eigentlich Ballett? In Londons hart umkämpfter Opernszene hatte Händel sein angestammtes King’s Theater an ein Konkurrenzunternehmen verloren. Jetzt wollte er erst recht ein Statement setzen – unter Einbeziehung all dessen, was sein neues Theater in Covent Garden an Extras zu bieten hatte: eine großartige Bühnentechnik und eine berühmte Ballett-Truppe. Und so wurde "Alcina" ein barockes Gesamtkunstwerk mit spektakulärem Maschinentheater und vor allem mit viel Tanz.

Barockklänge am Gärtnerplatz

In München arbeiten Regisseurin Magdalena Fuchsberger und Ballettdirektor Karl Alfred Schreiner Hand in Hand, um die verschiedenen Sparten zu einem Ausdruck zu verschmelzen. Am Pult steht Chefdirigent Ruben Dubrovsky – ein ausgewiesener Barock-Experte, der auch mit dem Gärtnerplatzorchester schon erfolgreich "ge-Händelt" hat – obwohl es natürlich kein Originalklangensemble ist. "Das Wichtigste ist natürlich, wie wir spielen. Aber wir benutzen tatsächlich auch Barockbögen, auch die Continuo-Instrumente sind historisch – ob die Laute, das Cembalo oder die Orgel", so Dubrovsky. "Wir haben auch Blockflötengäste, und ich finde, dass man sehr wohl mit dem im Ohr einen recht glaubwürdigen Barockklang bekommen kann mit modernen Instrumenten."

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Alcinas maliziöse Magie verzaubert

Ausgefeilte Instrumentierung, dramatische Effekte und betörende Melodien – all das hat Händel verschwenderisch auf diese Handlung angewandt, die wie ein verwirrender Selbstfindungstraum wirkt. Und Alcina? Die muss verschmerzen, dass ihr erstmals ein Geliebter den Laufpass gibt, bevor sie ihn in einen Zierstrauch verwandelt. Denn Ruggiero kehrt pflichtbewusst zu seiner Verlobten zurück und erlöst die ganze Insel von Alcinas maliziöser Magie – verzaubert bleibt wahrscheinlich nur das Publikum.

Sendung: "Allegro" am 30. Januar 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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