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Herrenchiemsee Festspiele 2023 Mit "Weltgetöse" am Puls der Zeit

Die im Chiemsee gelegene Herreninsel mit ihrem weltbekannten Königsschloss hat von der Gründung des Mönchsklosters im 7. Jahrhundert bis hin zum dort im Mai 1949 erarbeiteten deutschen Grundgesetz schon viel erlebt. Im Jahr 2000 hat der Dirigent Enoch zu Guttenberg den Spiegelsaal im Schloss des Märchenkönigs Ludwig II. als optimalen Konzertsaal entdeckt und die Herrenchiemsee Festspiele ins Leben gerufen. BR-KLASSIK blickt auf die kommenden Festspiele, die am 18. Juli 2023 beginnen.

Bildquelle: picture alliance / Arco Images

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Herrenchiemsee Festspiele 2023

Mit dem diesjährigen Motto "Weltgetöse" will der Geschäftsführende Intendant Josef Kröner in unruhigen und wenig Harmonie verbreitenden Zeiten keinen glattgebügelten Weg gehen, sondern die aktuelle Zeitenlage in das Festspielprogramm einfließen lassen. Doch soll das nicht schockieren, sondern auf die ausgleichende Kraft von Kunst und Musik verweisen. "Weltgetöse" könne ja viel bedeuten, so Kröner - Waffengerassel einerseits, Lärm der Industrialisierung andererseits. Der habe auch schon König Ludwig II. genervt: "Deshalb hat er sich ja auch diese Rückzugsorte geschaffen, um seinen Träumen sozusagen nachzugehen oder sie zu verwirklichen."

Er war zwar ein ganz großer Technikfreak, aber auf der anderen Seite war er auch genervt von dem aufkommenden Lärm der neuen Zeiten.
Josef Kröner über Ludwig II.

Inspiriert vom "Weltgetöse": Haydn, Vivaldi, Wagner

Neues Buch des Dirigenten | Bildquelle: Sergio Veranes Schirmherr der Herrenchiemsee Festspiele 2023: Kent Nagano | Bildquelle: Sergio Veranes Dramaturgisch fußt das Festspielprogramm mit seinem Motto auf dem von König Ludwig II. inspirierten Begriff "Weltgetöse", welches Komponisten in diversen Epochen der europäischen Geschichte immer wieder sehr unterschiedlich durch ihre Musik thematisiert haben. Man denke an den Urknall in Haydns "Schöpfung" oder an das Tosen der Elemente in Werken von Vivaldi und Rebel. Ein zweiter Schwerpunkt des Festivals gilt dem Wirken Joseph Haydns als europäischer Kosmopolit.

Infos zu den Herrenchiemsee Festspielen 2023

Schirmherren: Kent Nagano und Herzog Franz von Bayern
Spielzeit: 18.07.2023-30.07.2023
Programm und Karten unter herrenchiemsee-festspiele.de

Kent Nagano dirigiert Renaissance-Musik

Traditionell finden die ersten beiden Konzerte des Festivalprogramms im Münster Frauenchiemsee auf der charmanten Fraueninsel statt. Das erste, wie seit dem Gründungsjahr üblich, mit Musik von Johann Sebastian Bach. Am zweiten Abend dirigiert Kent Nagano, der künstlerische Schirmherr der Festspiele im Frauenmünster ein spannendes Programm mit dem Vokalensemble LauschWerk und der Violinistin Rebekka Hartmann unter dem Titel "Mysterien der Renaissance". Im Mittelpunkt steht dabei Johannes Ockeghem. Nagano ist nicht unbedingt als Dirigent für Renaissance-Musik bekannt, doch seit Studienzeiten hegt er ein besonderes Interesse für den franko-flämischen Komponisten.

Auftakt auf der Fraueninsel

Spiegelsaal Schloss Herrenchiemsee | Bildquelle: Herrenchiemsee Festspiele Der Spiegelsaal in Schloss Herrenchiemsee | Bildquelle: Herrenchiemsee Festspiele Landschaftlich ist Herrenchiemsee für Kent Nagano einer der schönsten Orte in der Welt. Nach dem Auftakt im Frauenmünster finden alle weiteren Aufführungen im prunkvollen Spiegelsaal von Schloss Herrenchiemsee statt. Aber künftig wollen die Veranstalter nicht mehr das ganz große Konzertformat mit mehr als 180 Leuten auf der Bühne. Schuberts 9. Symphonie, Beethovens Eroica und Schumanns Rheinische Symphonie bilden heuer die Ausnahme. Und so soll es 2024 auch im Bruckner-Jahr sein.

Herrenchiemsee Festspiele: optimistisch in die Zukunft

Intendant Josef Kröner blickt optimistisch in die Zukunft der Herrenchiemsee Festspiele: Förderverein und Kuratorium sind neu besetzt, die Förderung durch den Freistaat Bayern ist gesichert und die Sponsorenlage entwickelt sich positiv. So konnte etwa die Sichtbarkeit am Hafen verbessert werden. Josef Kröner: "Wenn man in den Hafen kommt, wird man gleich besser sehen können, wo man hin muss und wir werden dort deutlicher auftreten als in der Vergangenheit. Ansonsten kann's eigentlich dann losgehen."

Sendung: "Allegro" am 17. Juli 2023 von 6:05 bis 9:00 Uhr

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Montag, 17.Juli, 16:43 Uhr

Dr. Johannes Huber

Optimaler Konzertsaal?

Ich habe im Spiegelsaal bisher nur Kammermusik erlebt. Es mag bei Orchestermusik anders sein, bei kleinen Besetzungen ist die Akustik außer in den vorderen Reihen keineswegs optimal. Das Fehlen ausreichender Reflektionsflächen im schmucküberhäuften Saal nimmt dem Klang der Musiker 'nach wenigen Metern' schon die dynamische Energie und Artikulationsschärfe. Die beeindruckende Optik des Saals kann diesen Mangel nicht ausgleichen.

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