Der Musiker, Kabarettist, Buchautor und Tubaprofessor, Andreas Hofmeir, spricht im BR-KLASSIK-Interview über den Humor – auch und besonders in der Musik. Und darüber, wie man den Humor auch in Zeiten der Corona-Pandemie oder des Ukraine-Krieges beibehält.
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BR-KLASSIK: Andreas, kennst du eigentlich einen guten Witz?
Andreas Hofmeir: Ja, mein Lieblingswitz ist allerdings ein musikalischer Witz. Und zwar ist es "Der Witz" von Georg Kreisler – ein hochromantisch vertonter Versuch, einen Witz zu erzählen, der gnadenlos scheitert. Und ein gescheiterter Witz, das ist das Schönste, was es gibt.
BR-KLASSIK: Karl Valentin hat mal gesagt: "Jedes Ding hat drei Seiten – eine positive, eine negative und eine komische." Würdest du sagen, du hast diese drei Seiten auch an dir?
Der Tubist Andreas Hofmeir | Bildquelle: picture alliance / Erwin Elsner | Erwin Elsner Andreas Hofmeir: Also, ich versuche natürlich, alles mit Humor zu nehmen. Das ist eigentlich die einzige Chance, wie man durchs Leben kommt. Wir haben jetzt den Krieg in der Ukraine, daran könnte man verzweifeln. Natürlich ist man betroffen. Aber – wenn irgendetwas den Menschen am Leben hält, dann ist das einfach der Humor und in den schlimmsten Fällen: der Galgenhumor.
BR-KLASSIK: In den letzten Monaten der Corona-Pandemie hatten vor allem auch Musikerinnen und Musiker nichts zu lachen. Die Bühnen waren dicht, die Hilfsgelder liefen schleppend an, die Proberäume waren lange zu. Wie hast du dir denn in den letzten Monaten ganz persönlich den Humor behalten?
Andreas Hofmeir: Für mich war es einfacher, weil ich natürlich nicht in der Phase des ersten Aufstrebens bin wie viele Kolleginnen und Kollegen, sondern bereits sehr intensive Bühnenjahre hinter mir habe. Ich hatte jetzt quasi eine verordnete Zwangspause, die ich durchaus auch für mich nutzen konnte, um Energie und Kraft zu tanken.
BR-KLASSIK: Du hast in den letzten Monaten unter anderem einen Kalender der verschobenen Konzerte erstellt …
Andreas Hofmeir: (Lacht) Ja, man will ja zumindest einen vollen Kalender haben. Und da sieht man einfach die Arbeit, die man hätte machen müssen, die man aber doch nicht machen musste und irgendwann doch noch machen muss … Das ist ein bisschen so wie die Steuererklärung.
BR-KLASSIK: Das Wort Humor kommt ja aus dem Lateinischen. Ursprünglich bedeutet es so viel wie 'Feuchtigkeit' und hängt mit den Körpersäften zusammen. Noch im 16. Jahrhundert waren die Menschen überzeugt, dass unsere seelische Verfassung von diesen Säften abhängt, Humor also der Seele guttut. Das ist doch heute immer noch so?
Andreas Hofmeir: Auf alle Fälle! Allerdings stehen die Säfte natürlich im krassen Widerspruch zum trockenen Humor. Vielleicht ist der trockene Humor also der, der der Seele nicht guttut, aber dafür dem Geist.
Leute, die selber über sich und ihre Witze lachen, sind für mich eine Katastrophe.
BR-KLASSIK: Was ist denn Humor überhaupt für dich?
Andreas Hofmeir: Da bin ich leider Purist, da bin ich sehr ekelhaft: Für mich muss Humor trocken sein. Leute, die selber über sich und ihre Witze lachen, sind für mich eine Katastrophe. Das packe ich überhaupt nicht.
BR-KLASSIK: Als Musiker und Musikkabarettist: Wie funktioniert eigentlich Humor in der Musik?
Andreas Hofmeir: Humor funktioniert dann, wenn man sich selber nicht zu ernst nimmt. Und wenn man eine große Fallhöhe hat. Also zum Beispiel Hindemith, ein Komponist, der wirklich herausragend komponieren konnte, war sich nicht zu blöd, einfach auch total profanes Zeug zu schreiben. Zum Beispiel seine Tuba-Sonate mit einem wahnsinnig schweren Klavierpart. Die Tuba spielt dazu eine unsägliche, tumbe, brave Melodie. Trotzdem verbeugst du dich als Tubist nachher für deine 'großartige' Leistung von diesen drei, vier Tönen, die du gespielt hast. Und der Pianist geht erschöpft hinten von der Bühne, ohne dass jemand bemerkt, dass er überhaupt da war.
BR-KLASSIK: Welche drei Dinge sollten wir denn alle in Zukunft mehr mit Humor nehmen?
Andreas Hofmeir: Also erstens: die klassische Musik, denn so heilig, wie sie tut, ist sie nicht. Zweitens: diese ganze Corona-Diskussion, denn irgendwann ist auch das Vergangenheit. Und drittens: sich selbst, weil dann hat man immer die besten Karten.
Sendung: "Musik für Bayern" am 27. Februar 2022 um 19:30 Uhr auf Bayern 2