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Igor Levit trifft Robert Habeck "Mein Leben als Jude ist schlechter geworden"

Zum 9. November, dem 85. Jahrestag der Reichspogromnacht, hat der Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck den Pianisten Igor Levit getroffen. Habeck spricht mit Levit über den Angriff der Hamas auf Israel und darüber, wie es heute ist, Jude in Deutschland zu sein.

Robert Habeck (r), unterhält sich auf der 43. Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen in Leipzig mit dem Pianisten Igor Levit. | Bildquelle: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Bildquelle: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Herbststimmung auf Berlins Straßen. Überall Blätter auf dem Boden, die rascheln, wenn man darüber geht. Da spazieren sie also, Igor Levit an der Seite von Robert Habeck. So sieht man es im Video, das das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz jetzt veröffentlicht hat. Habeck und Levit kennen sich seit langem, haben oft miteinander diskutiert, gerne auch öffentlich, Levit ist auch selbst Mitglied bei den Grünen. Nun, zum 85. Jahrestag der Reichspogromnacht, trifft sich der Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler mit dem Pianisten, um ihm Fragen zu stellen. Zunächst geht es um den Angriff der Hamas auf Israel, den Levit "verengen" möchte: Für Levit ist es in erster Linie ein Angriff auf Juden - und zwar "die schlimmste Attacke auf Juden seit der Shoah".

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Robert Habeck und Igor Levit im Gespräch | Bildquelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (via YouTube)

Robert Habeck und Igor Levit im Gespräch

Ähnlich wie schon in seinem Statement einen Tag zuvor, als Levit ein Solidaritäskonzert ankündigte, betont der Pianist vor allem, wie fatal der seit dem Angriff zutage getretene Antisemitismus aus den verschiedenen Ecken des politischen und religiösen Spektrums sei. Und er wirft großen Teilen aus "der Mitte der Gesellschaft" Teilnahmslosigkeit vor, die, so Levit wörtlich, "bestürzend" sei.

"Das jüdische Leben in Deutschland und weltweit ist in Gefahr"

Levit rede fast täglich auch mit muslimischen Freundinnen und Freunden. Und natürlich schmerze auch ihn, wie so viele Menschen, die Lage in Gaza, die Folgen für die Zivilbevölkerung, die "keine Schuld trägt, für das, was am 7. Oktober passiert ist", so Levit.

Nach der Szene auf den hersbtlichen Straßen Berlins ändert sich der Ort des Gesprächs - nun geht es weiter in Igor Levits Wohnung. Habeck fragt ihn, wie bedrohlich er momentan die Situation aktuell finde, worauf Levit klare Worte findet: "Das jüdische Leben in Deutschland und weltweit ist in Gefahr." Sein Leben als Jude in Deutschland im Jahr 2023 sei, nach 28 Jahren in diesem Land, schlechter geworden. Und viele Minderheiten würden das bestätigen. Anschläge habe es immer gegeben, ebenso wie Anfeindungen. Wenn er als Jude von vielen Seiten so eine "Indifferenz" erfahre, eine "Kälte", dann sei das der eine Tropfen zu viel. "Es ist gesellschaftliche, politische Aufgabe in Deutschland, dass man sich als Jude so nicht fühlen muss," so Levit.

Es ist gesellschaftliche, politische Aufgabe in Deutschland, dass man sich als Jude so nicht fühlen muss.
Igor Levit

"Versöhnung ist alternativlos"

Zum Ende des Gesprächs findet Levit aber auch ermutigende Worte: "Für mich ist Versöhnung alternativlos". Sich ehrlich zu machen, gehöre allerdings dazu. Und ein offenes Ohr: "Wir werden nur Lösungen finden, wenn wir einander zuhören". Spricht's und spielt am Flügel ein "Lied ohne Worte" von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Sendung: Leporello am 09.11.2023 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (2)

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Freitag, 10.November, 16:51 Uhr

R. Bosman

"VERSÖHNUNG IST ALTERNATIVLOS"

Versöhnung?
So lange jüdische Mitmenschen gehasst werden hat Versöhnung keine Chance. Antisemitische Gesinnung verhindert Versöhnung im höchsten Maße. Nur ihre Überwindung kann Versöhnung dauerhaft ermöglichen. Alles andere ist schlicht unehrlich.

Donnerstag, 09.November, 20:49 Uhr

Maria

Krieg!

Versöhnung ja und immer wieder - aber nicht, wenn immer nur einer zum Sündenbock gemacht werden soll und eine Seite ständig in die Kerbe schlägt und grundsätzlich Forderungen stellt, die immer über das Normalmaß hinausgehen ...
Einander zuhören ja und es funktioniert nicht, wenn eine Seite hoch aufgerüstet nicht die Daseinsberechtigung aller Menschen respektiert ...
Es ist jedenfalls nicht in Ordnung, wenn der Hass in Vergeltung mit Mord und Totschlag umschlägt und keine Grenze vor unschuldigen Kindern und unpolitischen Menschen gemacht wird! Aug um Aug, Zahn um Zahn - auf wessen Kosten??

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