"So kann es nicht weitergehen": Der Pianist Igor Levit beklagt das weit verbreitete Schweigen in der Kulturszene nach dem Terrorangriff der Hamas. Und er will es demonstrativ brechen: Mit zahlreichen Prominenten lädt er am 27. November zu einem Solidaritätskonzert im "Berliner Ensemble" ein. Mit dabei sind Michel Friedman, Ulrich Noethen und auch Luisa Neubauer.
Bildquelle: © Felix Broede /Sony Classical
"Gegen das Schweigen. Gegen den Antisemitismus." Unter diesem Titel steht das Solidaritätskonzert, das Pianist Igor Levit gemeinsam mit dem "Berliner Ensemble" auf die Beine stellt. Neben die Musik tritt eine Gesprächsrunde mit prominenten Namen, Westdeutsche und Ostdeutsche, Juden und Nicht-Juden: Angekündigt sind der Moderator Michel Friedman, die ZDF-Moderatorin Dunya Halali, die Klimaaktivistin Luisa Neubauer, der Schauspieler Ulrich Noethen, der Popmusiker und Autor Sven Regener und die Theaterregisseurin Katharina Thalbach. Luisa Neubauer von der deutschen Sektion von Fridays for Future (FFF) hatte sich vor kurzem von den einseitigen und teilweise verschwörungstheoretischen Stellungnahmen der internationalen Klimabewegung FFF distanziert.
In seinem in den sozialen Netzwerken veröffentlichten Aufruf beklagt Levit das Schweigen "in großen Teilen der deutschen Kulturlandschaft, die sonst ihre Solidarität dankenswerterweise schnell" zum Ausdruck bringe. Und dies angesichts von 1.400 Todesopfern, die von der Hamas ermordet wurden, "weil sie Juden waren". Darauf sei "eine Explosion von Antisemitismus" gefolgt. Levit benennt als deren Urheber neben radikal islamischen Kreisen und rechtsextremen Gruppierungen ausdrücklich auch "Teile der Linken". Schon in vergangenen Postings hatte er beklagt, dass alte Allianzen zerbrochen seien. Und er hatte sich, nach einer einjährigen Twitter-Pause, auch auf der nunmehr "X" genannten Plattform zurückgemeldet.
Kommentare (8)
Samstag, 18.November, 17:32 Uhr
Simone Hofmann
Gegen Antisemitismus Solidaritätskonzert
Eine wunderbare Idee, aber schade dass es von jüdischer Seite aus initiiert werden muss und nicht aus der Mitte der Zivilgesellschaft ganz selbstverständlich kommt.
Samstag, 11.November, 12:32 Uhr
Hans Dieter Laux
Gegen Antisemitismus
Haben Sie Dank, verehrter Igor Levit! Seit vielen Jahren bewundern meine Frau und ich Ihre Kunst als Pianst, aber auch Ihr gesellschaftliches Engagement. Wir teilen Ihre Erschütterung über die Ereignisse vom 7. Oktober aus vollem Herzen und mit großer Betroffenheit. Wir wünschen Ihnen und allen, die guten Willens sind und mit Mut und Kraft dem Hass des neuen und zugleich alten Antsemitismus in unserem Lande entgegen treten. "Nie wieder ist heute", wie gestern die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde von Bonn in der Feierstunde zum Gedanken an die Pogromnacht des 9. November 1938 sagte.
Haben Sie Dank für Ihre Worte und Ihre Musik
Hans Dieter Laux
Freitag, 10.November, 12:27 Uhr
Ann Bloch
Gegen Antisemitismus
Sehr gute Aktion!
Mein Vater musste während des 2.Weltkrieg 2× flüchten, mein Opa ist vermisst.
Papa hat am 27.11.23 Geburtstag sonst wäre ich gerne dabei gewesen.
Alles Gute wünscht A.Bloch.
Freitag, 10.November, 11:59 Uhr
Heitmann
Solidaritätskonzert
Danke ,Herr Levit,ich svhäme mich als Deutsche,dass der Antisemitismus wieder so ausgebrochen ist.Es ist mir unbegreiflich,dass so etwas nach 80 Jahren Holocaust wieder in dem Maße aufkommt.
Bitte werden Sie nicht müde Ihre Stimme zu erheben.
Bleiben Sie behütet
Ihre Brigitte Heitmann
Donnerstag, 09.November, 20:39 Uhr
Sara
Hass
Die Gräben wären weniger tief, wenn sie nicht ständig über Gebühr thematisiert (auch und gerade von Levit) und zerredet würden!!! Ein wenig mehr Psychologie könnte hier nicht schaden... Leben und leben lassen sollte die Grundlage einer funktionierenden Gesellschaft bestimmen!!! Oder wie es schon in der Geschichte war und funktioniert hat: Jeder soll nach seiner Fasson selig werden ...
Donnerstag, 09.November, 10:33 Uhr
JoZio
Warum ist Levit überrascht?
Ich teile Levits Kritik, bin aber etwas verblüfft, dass er verblüfft ist. Der Solidaritätsentzug der linken Kulturszene kam mit Ansage, der islamistisch motivierte Judenhass kam mit Ansage. Und Levit hat, wie Andere auch, sich politisch jahrelang ausschließlich an den Rechten abgearbeitet. Deren Motivation mag man kritisch sehen, aber faktisch kam in den letzten Jahren so gut wie ausschließlich aus dem politisch rechten Spektrum die Kritik an der Gruppe, die jetzt mit Abstand am stärksten Judenhass auf deutsche Straßen bringt. Vielleicht hätte sich jemand wie Levit mit derart starkem politischen Geltungsbedürfnis - man denke an die Kumpelei mit Danger Dan und Böhmermann - etwas weniger moralisch inszenieren sollen als Warner und Mahner vor den vermeintlichen und/oder tatsächlichen "klassischen" Rechtsradikalen und den Blick hier und da auch einmal auf importierten Faschismus, Rassismus und Judenhass lenken können.
Sein Engagement jetzt ist anzuerkennen.
Donnerstag, 09.November, 06:50 Uhr
Blecher
Konzert gegen Antisemitismus
Danke Igor Le it für die Initiative.
Mittwoch, 08.November, 19:24 Uhr
Thomas A.Müller
Antisemitismus
Danke für Ihr Engagement. Leider ist es nötig, war es auch immer und wird es noch lange sein müssen.