Das Staatstheater Cottbus hat zu einem Gedenkkonzert für die Opfer des Hamas-Massakers eingeladen. Das Konzert war auch als Mahnung gegen wachsenden Antisemitismus gedacht.
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Lacrimosa. Das Tal der Tränen in der Totenmesse für die Opfer des Massakers in Israel: Mozarts Requiem hat viele der 600 Gäste im ausverkauften Cottbusser Staatstheater zu Tränen gerührt. Ebenso das jüdische Gebet El Male rachamim, „Gott des Erbarmens“ zum Gedenken der Toten. Die israelische Sängerin Tehila Nini Goldstein klagt und betet, die Toten mögen im Garten Eden in Frieden ruhen.
Es begleitete sie am Klavier der jüdische Musikwissenschaftler Sascha Nemtsov. Die Solisten, das Philharmonische Orchester des Staatstheaters und der Chor der Singakademie präsentierten ein ergreifendes Konzert. Mit ihm wollte das ganze Team rund um den Intendanten Stephan Märki ein Zeichen setzen vor allem gegen den Antisemitismus. Jüdinnen und Juden, so Märki, waren nie seit dem zweiten Weltkrieg so bedroht wie im Moment, und es geht ihm um weitere Zeichen „für Trost, für Hoffnung, für ein friedliches Miteinander. Dieses Mitgefühl für Israel, für die Opfer des schrecklichen Terroranschlags der Hamas schließt das Mitgefühl für die vielen unschuldigen Opfer in Gaza mit ein. Ich bin überwältigt von der Resonanz des Publikums, die standing ovations hier, diese Vibrations im Raum waren überwältigend.“
Minutenlanger Applaus am Schluss, die Leute standen spontan auf, und mittendrin zeigte sich erschüttert und begeistert zugleich der Oberbürgermeister der Stadt, Tobias Schick: „Ich bin stolz auf Cottbus und auf dieses Theater. Es ist überall ganz wichtig, nicht nur in der Kultur, dass wir alle nicht schweigen. Es darf kein Wegducken, Wegschauen, Ausblenden geben. Uns haben ganz furchtbare Nachrichten erreicht. Es war großartig, diese Kraft im Raum zu spüren, die zeigt: wenn Jüdinnen und Juden irgendwo angegriffen werden, diffamiert werden, dann geht uns das alle an“.
Ein junges jüdisches Paar ist extra aus Berlin angereist. David erklärt:„Gerade weil uns der Krieg und Konflikt insgesamt auch persönlich besonders betrifft, hat sich das richtig angefühlt, abends herzukommen. Wir haben uns Zeit genommen trotz des Studiums. Bei anderen Konflikten kam es mir auch vor, dass es mehr Solidaritätskonzerte gab. Bei diesem Krieg eher weniger. Deshalb ist das besonders hier, deshalb sind wir gekommen.“
Das Konzert hat alle beeindruckt, die Cottbuser und die Gäste aus der Umgebung, eine Frau aus Forst ist sehr bewegt: „Das ist eine wunderbare Veranstaltung gewesen, die einmalig in der Landschaft war. Man hat wirklich mitgefühlt.“ Ein Zuschauer hat sich die weiße israelische Fahne mit dem blauen Davidstern umgelegt: „Es wird Zeit, dass ein Zeichen gesetzt wird. Das berühmte „Nie wieder“ ist jetzt. Mit dem Bewusstsein bin ich hier. Das hat mich wirklich mitgenommen“. Das Vierspartenhaus in der Lausitz hat mit Kreativität und Mut in kürzester Zeit ein anrührendes und aufwühlendes Konzert für die Opfer des Hamas-Massakers auf die Beine gestellt. Leider ist dies eine viel zu seltene Geste in der deutschen Kulturszene.