Der 1965 in Rustenburg, Südafrika, geborene Startenor Johan Botha starb am Donnerstag nach langer Krankheit im Alter von nur 51 Jahren in Wien. Erst im Juni 2016 war Botha nach einer siebenmonatigen krankheitsbedingten Pause kurz auf die Bühne zurückgekehrt und sang in Budapest die Partie des Siegmund und in München den Kalaf. Noch einmal kehrte er im Sommer in seine Heimat Kapstadt zurück, bevor er am 8. September seinem Krebsleiden erlag.
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Zum Tod von Johan Botha
Ein Nachruf von Volkmar Fischer
Schon Bothas Vater schwärmte für klassische Musik. Er ließ Johan mit zehn Jahren Gesangsunterricht nehmen. Mit zwanzig kam Botha an die Technische Hochschule in Pretoria, gab dort 1989 sein Debüt als Max im "Freischütz". Dann hatte ein Vorsingen bei Norbert Balatsch den Sprung in den Festspielchor Bayreuth zur Folge. Lange bevor er auf dem Grünen Hügel als Siegmund in der "Walküre" Furore machte, sogar mit der Gesangslegende Lauritz Melchior verglichen wurde, führte Botha sein Weg durch die Provinz - bis es eines Tages zum Engagement an die Opéra Bastille in Paris kam: als Pinkerton in Puccinis "Madama Butterfly". Die Intendanten vieler traditionreicher Häuser wurden hellhörig, holten den Mann mit der imposanten Statur ins Rampenlicht.
BR-KLASSIK erinnert an Johan Botha:
- Samstag um 13.05 Uhr Sondersendung "Cantabile - in memoriam Johan Botha"
Zu Anfang des 21. Jahrhunderts kamen die umjubelten Operntenöre der jüngeren Generation keineswegs alle aus Lateinamerika oder Spanien: Anders als Juan Diego Flórez, Ramon Vargas, Marcelo Alvarez oder José Cura stammte Johan Botha aus Südafrika. Nicht gerade oft hatte sich jemand vom Schwarzen Kontinent das mitteleuropäische Opernrepertoire erobert. Schon sein erstes Arienalbum führte uns 2001 wichtige Rollen seines Repertoires vor Ohren, und siehe da: Dieser Sänger brauchte sich auch vor seinen Konkurrenten nicht zu verstecken. Sein Vorbild war immerhin der legendäre Richard Tucker.
Gastspiele Bothas lösten Jubel auch in Amerika aus, doch die Wiener Staatsoper und Wien wurden für ihn zur zweiten Heimat - über 230 Abende hat er dort gesungen. Seine Debüts gab der konditionsstarke Sänger in der Regel in italienischen Rollen, bald fand er sogar den Weg zu Verdis Schwergewicht Otello: Dem berühmten Rolleninterpreten Jon Vickers eiferte er mit imposanten Resultaten nach. Bei der Antrittspremiere des Dirigenten Kirill Petrenko an der Bayerischen Staatsoper 2013 mit "Die Frau ohne Schatten" von Richard Strauss sang Johan Botha den Kaiser. Aus seinem Faible für Größen des Pop- und Jazz wie John Bon Jovi, Louis Armstrong oder Queen machte er kein Hehl, während er seine eigenen Stimm-Qualitäten mit einer Atem- und Legato-Kultur entfaltete, die der Perfektion nahe kam. Bei Spitzentönen zeigte sich, dass von ihm nicht jeder von ihnen applaustreibend forte ausgesungen wurde: So manches hohe C fand behutsame Feinzeichnung. Doch wenn es darauf ankam, heldentenorale Power zu entfalten, war auf Botha Verlass.