Als einer der "drei Tenöre" wurde er weltberühmt: José Carreras. Bis heute zieht es ihn immer wieder auf die Bühne. Als unermüdlich und kämpferisch hat er sich auch im Laufe seines Leben erwiesen. Auch seinem persönlichen Schicksal hat er die Stirn geboten. Am 5. Dezember 2016 feierte José Carreras seinen 70. Geburtstag.
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Ein Porträt
José Carreras zum 70. Geburtstag
Musik lag nicht gerade in der Familie. Joseps Vater war Polizist, seine Mutter Friseurin. Der junge Katalane aber entdeckte seine Liebe zum Singen schon früh - auch wenn niemand damit rechnete, dass Josep als José Carreras einige Jahrzehnte später auf der ganzen Welt gefeiert werden würde - als Opern-Ikone. Josep sah als kleiner Junge im Kino den Film "Der große Caruso" - mit Mario Lanza. Ein Schlüsselerlebnis. "Mario Lanza stand mit einem faszinierenden Charisma auf der Bühne", erinnert sich José Carreras. "Diese Glamourwelt hat mich in den Bann gezogen." Von da an trällerte Josep zu Hause und auch in der Schule ständig vor sich hin, bis seine Eltern ihn auf das Konservatorium von Barcelona schickten.
Mit elf Jahren debütierte Carreras an der Oper seiner Heimatstadt. "Diese Auftritte waren ein perfekter Weg, um mich auszudrücken", erzählt der Tenor später. "Ich war auf der Bühne unglaublich glücklich." Den ursprünglichen Plan, Chemiker zu werden, hängte Carreras an den Nagel. Stattdessen wurde er professioneller Opernsänger - und das mit Erfolg. Zu seinen Mentoren gehörte auch Herbert von Karajan, mit dem er große Triumphe feierte. So bejubelte das Publikum die Stars mit einem 35-minütigen Beifallssturm nach einer Aufführung von Puccinis "Bohème".
Ich war auf der Bühne unglaublich glücklich.
José Carreras | Bildquelle: Deutsche Grammophon In den 70er Jahren trat der schmale Tenor mit dem schüchternen Lächeln an allen großen Häusern der Welt auf - von der Wiener Staatsoper bis an die Metropolitan Opera in New York. Das Publikum lag Carreras zu Füßen. Er begeisterte mit seinem besonderen Timbre, seiner Ausdruckskraft und der unglaublichen Ausstrahlung. "Weißt Du, warum du so gut bist?", soll Karajan ihn einmal gefragt haben. "Weil jeder Opernbesucher glaubt, du singst nur für ihn alleine." Doch dann fand das unbeschwerte Künstlerleben Carreras ein jähes Ende.
Carreras war 40 Jahre alt und auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Sein Repertoire umfasste 66 Opern, von denen er am liebsten Verdi, Donizetti, Bellini und Puccini sang. 1987 war Carreras gerade bei Dreharbeiten zu einer neuen "Bohème"-Verfilmung beschäftigt, als er eine Diagnose erhielt, die sein Leben komplett verändern sollte: Leukämie.
Meine erste Reaktion war - warum ich?
"Ich habe mich stundenlang mit diesen Gedanken gequält," erinnert sich Carreras später. Seine Überlebenschancen standen schlecht. Die Ärzte hatten ihn bereits abgeschrieben, doch der Tenor war nicht bereit aufzugeben. "Mir wurde klar, dass ich den Kampf gegen die Krankheit aufnehmen werde", sagte Carreras. Mit eisernem Willen kämpfte er sich zurück ins Leben und gründete nach seiner Genesung eine eigene Stiftung gegen Leukämie.
José Carreras, Luciano Pavarotti und Plácido Domingo | Bildquelle: picture-alliance/dpa Seinen größten Erfolg feierte José Carreras 1990 bei einem Auftritt zur Fußball-WM. Als einer der "drei Tenöre" sang er zusammen mit Luciano Pavarotti und Plácido Domingo vor Milliarden von Fernsehzuschauern. Knapp zwei Jahrzehnte später feierte Carreras seinen Abschied von der Bühne. Doch nach ein paar Jahren zog es ihn wieder dorthin zurück. 2014 gab Carreras sein Comeback - in der für ihn geschriebenen Oper "El Juez" von Christian Kolonovits. Kurz vor seinem 70. Geburtstag aber startete José Carreras eine große Abschiedstournee. Diesmal soll es endgültig sein. Aber: Carreras will sich Zeit lassen. Zwei bis drei Jahre plant er für die Tournee ein.
Auch die wunderbarsten Dinge im Leben müssen irgendwann enden.
Auf seiner Abschiedstournee singt Carreras neben Opern- und Operettenarien auch Musical-Hits. Damit begibt er sich auf das Feld der "leichten Muse" - wie andere große Tenöre vor ihm. "Caruso oder Wunderlich haben die leichte Musik ihrer Zeit gesungen", argumentiert Carreras. "Ich finde das völlig legitim, dass wir das heute auch machen." Nach seinem Abschied von der Bühne bleibt Carreras wieder mehr Zeit für seine zweite Passion neben der Musik: die Fußballmannschaft des FC Barcelona. Der Tenor ist ein leidenschaftlicher Fußballfan, der lange Zeit vor Konzerten nicht ins Fußballstadion gegangen ist, um seine Stimme zu schonen. Vielleicht wird Carreras in Zukunft anstelle der vielen Flugtickets eine Dauer-Eintrittskarte fürs Fußballstadion zu Hause liegen haben.