Eine Büste des Dirigenten Herbert von Karajan stand bislang im Foyer des Theaters Aachen. Nun ist sie entfernt worden. Als Grund nannte die Generalintendantin neueste Forschungsergebnisse.
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Wer bislang das Foyer des Theaters Aachen betrat, der erblickte eine bronzene Büste des österreichischen Dirigenten Herbert von Karajan. Dies wird in Zukunft nicht mehr so sein. Generalintendantin Elena Tzavara teilte mit, neueste Forschungsergebnisse und der Vortrag eines Karajan-Biografen machten deutlich, "dass Herbert von Karajan in der NS-Zeit kein unbeschriebenes Blatt war". Aus diesen Gründen habe das Theater nun die Büste entfernt.
Karajan war zu Beginn seiner Karriere - während des Nationalsozalismus - Generalmusikdirektor in Aachen gewesen. Der Dirigent war Mitglied der NSDAP. 1955 wurde er dann Chefdirigent der Berliner Philharmoniker.
Die Karajan-Büste soll nun dem örtlichen Stadtmuseum Centre Charlemagne übergeben werden, wo sie in der für 2025 geplanten Ausstellung "200 Jahre Stadttheater Aachen" gezeigt werde. Auch die NS-Zeit solle dann ein Thema sein, teilte das Theater mit.
Im Theaterfoyer möchte die Generalintendantin anstelle des Karajan-Kopfes zukünftig eine Büste von Wolfgang Amadeus Mozart aus dem eigenen Bestand aufstellen.
Sendung: "Leporello" am 29. November 2023 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (27)
Dienstag, 05.Dezember, 21:12 Uhr
Martin Uebermuth
Entfernung der Karajan Büste
Ich bin zutiefst erschüttert welche Blüten hier beschäftigt und herangezogen werden. Ich hätte seine Büste da gelassen wo Sie seit Jahrzehnten gut gestanden hat.
Ein Kindergartenspiel!
Dienstag, 05.Dezember, 00:04 Uhr
Karl
Die Sorgen der Welt
War Karajan ein Befürworter der Shoah? Hat Karajan Mord an jüdischen Bürgern begangen? War Karajan ein Judenhasser? War Karajan ein Karrierist? War Karajan ein Antipathisant von Juden während dieser antisemitsch aufgeladenen Zeit?
Fairness: Ist die Entfernung der Büste nicht selber eine Form von Faschismus, eines Rassismus der reinen und sauberen Selbstgerechtigkeit?
Montag, 04.Dezember, 14:41 Uhr
Herbert Kratzer
totaler Blödsinn
Ich kenne Herrn von Karajan noch persönlich aus meiner aktiven Zeit. Es gab keinen besseren, einfühlsameren und genialeren Dirigenten wie ihn. Er verstand sein Handwerk und fühlte sich ausschließlich in Partituren zu Hause. Karajan interessierte sich doch in den NS-Jahren nie für Politik, dazu hatte der Maestro gar keine Zeit. Sollte er wirklich in der NSDAP einen Mitgliedsantrag gestellt haben, dann nur um vor den Nazi-Schergen Ruhe für seine Interpretationen zu haben. Es hat ihn ja ausgezeichnet, dass er sich in die großen Kompositionen rein denken konnte. Dazu braucht man nämlich Ruhe und keinen Aufreger wie diesen politischen Käse, ich weiß das. Ich glaube Sie wissen alle nicht, wie es in einem Vollblutmusiker aussieht. Der interessiert sich keine Minute für politische Streitigkeiten. Ganz im Gegenteil, der Maestro musste sich von Hitler sogar mal nach einer Aufführung beschimpfen lasse, da diesem seine Wagneraufführung nicht gefiel.
Sorry, ich halte zu Herbert von Karajan
Freitag, 01.Dezember, 18:00 Uhr
Wolf
Karajan
Warum war denn Karajan nicht "entnazifiziert" worden ?
Ist er erst so spät aus dem braunen Sumpf empor geblubbert ?
Und niemand hat es gemerkt ?
Freitag, 01.Dezember, 11:00 Uhr
Ulrich Theißen
Karajan
Das sind doch keinesfalls neue Erkenntnisse.
Freitag, 01.Dezember, 09:52 Uhr
Jürgen Kröner
Heute
Unglaublich, was heute alles mögliche ist ! Jürgen Kröner
Freitag, 01.Dezember, 09:40 Uhr
Mechthild Mothwurf
Karajan
Endlich kommt einmal jemand drauf das zu erwähnen. Von seiner Einstellung ist Karajan ein Elitedenker geblieben und wird heute noch in Salzburg als solcher verehrt. Aus meiner Sicht darf man nicht darüber hinweg gehen. Karl Böhm und Furtwängler hatten zu mindest eine Zeit lang Berufsverbot. Karajan hat sich da durchgeschummelt. Danke dass jemand das einmal aufgreift.
Freitag, 01.Dezember, 09:28 Uhr
Berthold
Karajan...
--Merkt ihr es jahrzehnte spaeter--
Macht euch ja jetzt lustig damit
Das wusst schon die "ganze" weltvon karajans Nazikarrierre als er 1955 bei den Berliner... Der Chef war
--uebrigens karajan hat sich "gut" vermarktet - war deswegen das totschweigen? ich war nie ein fan von ihm
Siehe seine eigenen interpretationen....
Freitag, 01.Dezember, 08:45 Uhr
Cornelia
Karajan Büste Aachen
Glück für Mozart: die Gnade der frühen Geburt ...
Freitag, 01.Dezember, 08:04 Uhr
Prof. Hans Joachim Greiner
Karajanbüste
Man sollte Fred Priebergs Buch " Musik im 3.Reich " lesen.
Die Konsequenz: Das gesamte Musikleben , nahezu alle aktiv Beteiligten müssten ausradiert werden. Der geniale Currentzis, der dafür sorgt, dass Musik neu gehört werden muss, wird genauso unter Druck gesetzt, weil er sein großartiges Orchester am Leben erhalten will und sich bisher nicht von Putin distanziert. Was haben wir für Gutmenschen in Deutschland.
Donnerstag, 30.November, 21:49 Uhr
Stefan
Karajan
Ich finde empörend, was mit Karajan geschieht. Er hat die Mitgliedschaft und der NSDAP nie verleugnet, ist aber ansonsten- wie eben viele ' ein Mitläufer gewesen. Darüber zu urteilen, können wir alle nicht, da wir nicht in der Zeit gelebt haben
Im übrigen sollte man sich dann mal mit Günther Grass beschäftigen, der in der Waffen-SS war und dem das erst in seinen letzten Lebensjahren "eingefallen" ist. Aber Grass wird, besonders von den Linken, immer noch wie ein Heiliger behandelt, obwohl er jahrzehntelang in seinen Werken die Moralkeule geschwungen hat. Einfach nur widerlich.
Karajan hat sich nie politisch geäußert. Seinem Nachruhm wird diese peinliche und letztlich irgendwie alberne Aktion der Aachener Intendantin keinen Abbruch tun.
Donnerstag, 30.November, 20:22 Uhr
Heribert Klemmer
Karajan Büste
Sein Mitgliedschaft zur NSDAP heisst ja noch lange nicht das Er auch deren Politik vertrat. Er hatte ja grieschische Vorfahren, dieser Fact hätte unter Umständen gefährlich für Ihn und seine Familie werden können. Aber das die Aachener so einen Blödsinn machen ist eigendlich unglaublich. Da fragt man sich "haben die Aachenener vieleicht zuviel Schokoladen oder Likör Pralienen genascht.
Donnerstag, 30.November, 18:36 Uhr
Leistner
Halte ich für Unsinn; wir können die Geschichte nicht nachträglich umschreiben, müssen uns mit ihr auseinandersetzen und erklären, wie die heutige Sicht ist.
Karajan war ein herausragender Dirigent, dessen Kunst geehrt werden sollte.
Donnerstag, 30.November, 18:36 Uhr
Hans Gröger
Mozart statt Karajan
Dumm, dümmer geht's nicht mehr.
Mir wird schlecht bei so viel Kleingeist.
Donnerstag, 30.November, 18:28 Uhr
Urania
Karajan
Die Sache wurde von den Allierten Gerichten untersucht Frau Elena Tzavara, er hatte Auftrittsverbot für 2 Jahre. Ja, er ist 2x beigetreten. Nicht weil er so sehr brannte, sondern zurerst in Salzburg für den Job in Ulm und dann erneut für den Job in Aachen. Ja, er brannte so sehr, dass er vergessen hatte, dass er schon Mitglied in dieser unglücksseligen Partei war. Man sollte nicht urteilen, wenn man nicht selbst in so einer Situation gelebt hat und arbeiten wollte. Herbert von Karajan hat mit seiner Musik und seiner humanen Einstellung viel für den Planeten getan. Allein die Welttour mit den WPO 1959 hat die Weltfamilie vereint. - Ihr VHS-Referent hat nichts entdeckt, alles ist nachzulesen. Auch auf der Website der Salzburger Stadtgeschichte, da wurde alles detailgenau ausgebreitet. Interessanterweise habe ich den Link vor einigen Tagen selbst gelesen. Möchten Sie jetzt die Berliner Philharmonie schließen?
Donnerstag, 30.November, 16:01 Uhr
Dr. José Linhard
Karajan
Obwohl er ein Nazi war und ich Jude. Ich kannte ihm als Dirigent der Berliner Philharmoniker und privat, da wir beide schwammen in Schwimmbad des Hotel Kempinski.
Als Dirigent phantastische als Mensch?
Donnerstag, 30.November, 15:46 Uhr
Medi Gasteiner
Karajan
Eine skandalöse Entscheidung in Aachen!
Donnerstag, 30.November, 14:50 Uhr
Das Maier Johann
Karajan
So ein Quatsch! Er war ganz ein Großer!
Donnerstag, 30.November, 14:45 Uhr
Susanne Lauter
In dieses Opernhaus..
...setze ich keinen Fuß mehr. Eine Schande für Aachen!
Donnerstag, 30.November, 14:43 Uhr
Dr.Michael Strobel
Moralische Überheblichkeit
Die in den letzten Jahren in Mode gekommene moralische Überheblichkeit früheren Generationen gegenüber finde ich widerlich. Wer ohne Schuld ist werfe den ersten Stein! Man sieht, der Fachkräftemangel macht auch vor Opernintendanzen nicht halt.
Donnerstag, 30.November, 11:49 Uhr
Eberhard Klotz
Karajan-Büste
Wenn alle Figuren unserer Geschichte, die nicht lupenrein waren, ausgelöscht werden, gibt es auch keine Möglichkeit mehr für die jüngere Generation, sich damit kritisch auseinander zu setzen, aus den Fehlern der Geschichte zu lernen. Ein Straßen - oder Platzname, ein Denkmal oder eine Statue stellt NICHT per se eine uneingeschränkte Verehrung dieser Person dar, sondern ist eine geschichtliche Erinnerung im Positiven wie (als Mahnung) im Negativen. Wenn die Aachener Intendantin ihre Entscheidung konsequent weiterdächte, dürfte sie die Karajan-Büste auch nicht durch eine von Mozart austauschen, denn bei ihm kommt das Wort "Mohr" in der Zauberflöte vor.
Donnerstag, 30.November, 10:15 Uhr
D.F. Glowatzki
Karajan Büste
Tout à fait logique d'avoir fait cela. Félicitations
Donnerstag, 30.November, 10:13 Uhr
Samuel Schmitt
Welche neuen Forschungsergebnisse?
Dass Karajan sogar zweimal (einmal sehr früh in Salzburg und dann nochmal in Aachen, soweit ich mich erinnere) in die NSDAP eingetreten ist war doch schon seit vielen Jahren bekannt. Was sind das also für "neue" Forschungsergebnisse? Oder war das nur eine Ausrede, dass die Entfernung irgendwie gerechtfertigt scheint? Man hatte übrigens in der NS-Zeit die Büsten jüdischer Komponisten aus Theatern und Konzerthäusern entfernt. Ich weiß also nicht, ob ich die Symbolik für so gelungen halte. Vielleicht wäre das eine Chance zur dauerhaft kritischen Auseinandersetzung gewesen? In Salzburg hat man immerhin den schäbigsten und lautesten Platz nach ihm benannt. Vielleicht auch schon eine Form des Protests.
Mittwoch, 29.November, 20:46 Uhr
Fiedler Helmuth
Karajan-Büste
Fehlen noch zur Entsorgung Furtwängler, Karl Böhm, Clemens Krauss, "Kna" Knappertsbusch & Richard Strauss. Da sind Leute unterwegs, die einen mächtigen Sparren haben und sicher zwischen 1933 und 1945 im heldenhaften Widerstand gewesen wären. Nicht jeder war ein Toscanini, Kleiber & Fritz Busch.
Mittwoch, 29.November, 18:14 Uhr
Hans Lauterfeld
Entfernung Karajan-Büste in Aachen
Pardon, sehr fragwürdig: dann müßte man nicht nur nazi-deutsche - sondern als Konsequenz die zahlreichen Darstellungen anderer, auch internationaler Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur wegen ihrer damals gesellschaftlich akzeptierten und dokumentierten antisemitischen Einstellung und Äußerungen entfernen. Es reicht übrigens ein Blick in deren Vita. Die Aufzählung der Namen erspare ich mir...
Mittwoch, 29.November, 16:57 Uhr
Gufo
Karajan
Selbst wenn alle Karajanbüsten aus allen Opernhäusern und Theatern dieser Welt entfernt würden, der Ruhm dieses Ausnahmedirigenten würde dadurch um kein Jota geschmälert. Solange es Liebhaber der klassischen Musik gibt,wird Karajan immer einer ihrer ganz großen Protagonisten sein, egal ob mit oder ohne Büste.
Mittwoch, 29.November, 14:12 Uhr
Hans Schlaud
Entfernung der Karajan - Büste im Aachener Theater
Was für ein Quatsch ! Karajan hat lebenslang dazu gestanden , Mitglied der NSDAP geworden zu sein , weil ohne diese Mitgliedschaft damals eine große musikalische Karriere einfach nicht möglich gewesen wäre . Man weiß aber , dass er sich niemals mit dem Gedankengut der NSDAP
gemein gemacht oder dafür eingesetzt hat . Das Aachener Theater sollte also stattdessen stolz darauf sein , diesen genialen Dirigenten in seinem Haus als Generalmusikdirektor gehabt zu haben . Leider hat Karajan - wahrscheinlich neidbedingt - immer auch einige Gegner gehabt , die Intendantin des Aachener Theater hat sich diesen leider angeschlossen . Den - unvergänglichen - Ruhm Karajans kann und wird dies nicht mindern !