Die Wärme von Bühnenscheinwerfern nutzen - das ist eine Idee, um in Zukunft Energie zu sparen. Nicht nur Privathausalte, auch bayerische Kulturbetriebe bereiten sich auf einen schwierigen Winter vor.
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Klassik und Energiekrise
Konzepte der bayerischen Konzert- und Opernhäuser
Vergangene Woche hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth mit ihren Länderkollegen weitere Vorkehrungen für eine mögliche Gasnotlage in der Kulturbranche in die Wege geleitet. Herausgekommen ist dabei eine Empfehlungsliste für Kulturinstitutionen. Darin steht allerdings nicht, wieviel Gas und Strom gespart werden soll. Die Kultureinrichtungen wurden nun aufgefordert, Notfallpläne für die Energiekrise zu erstellen. Darauf sind die bayerischen Konzert- und Opernhäuser unterschiedlich gut vorbereitet.
Der Umzug in den Münchner Stadtteil Sendling war für das Kulturzentrum Gasteig so gesehen ein Glücksgriff: Die Isarphilharmonie, die erst vor gut einem Jahr eröffnet worden ist, verfügt über eine sehr moderne Dämmung und Klimatisierung. Hier ist das Heizen kein Problem, weil sich bei 2000 Leuten im Saal die Isarphilharmonie anscheinend recht gut aufheizt. Im Konzertsaal wird hier eine Standardtemperatur von 22 Grad angepeilt. Die Durchlauferhitzer für die Warmwasserversorgung wurden bereits abgestellt. Allerdings gab es einzelne Beschwerden von Musikern: sich mit kaltem Wasser die Hände waschen zu müssen, mache eine Topleistung am Instrument schwieirig.
Schwieriger wird es bei älteren Häusern: Die Bayerische Staatsoper will zunächst auf den Fluren und im Foyer über die Beleuchtung Energie sparen. Hier arbeitet jetzt eine Task Force an weiteren Spar-Konzepten. Das Staatstheater Augsburg befindet sich zwar beim Haupthaus schon im Sanierungsprozess, alelrdings wird das Energiesparen in den Interimsspielstätten zum Problem, wie Florian Stiehler, geschäftsführender Direktor in Augsburg, erklärt.
Das macht das Energiesparen nicht ganz leicht, weil unsere große Bühne im Martinipark in Augsburg zum Beispiel in einer Fabrikhalle untergebracht ist. Und die ist natürlich nicht wirklich gut wärmeisoliert.
Außerdem wird im Martinipark in Augsburg mit Gas geheizt, allerdings hat sich hier auch schon eine Task Force am Staatstheater Augsburg vorgenommen, die Wärmesituation in der Interimsspielstätte zu optimieren. "Wir gehen gerade wirklich durch unser Gebäude durch und schauen: Wo sind gegebenenfalls Heizungsrohre noch nicht isoliert?", so Stiehler. "Kann man an den Fenstern, auch an den Heizkörpern hinter den Fenstern noch ein bisschen mehr isolieren? Es ist aber immer für den Interimsbereich als kurzfristigere Maßnahme gedacht."
Auch das Münchner Gärtnerplatztheater, das 2017 nach einer umfassenden Sanierung wiedereröffnet wurde, steht in der Energiekrise halbwegs gut da: mit Fernwärme, LED-Lampen und vielen Bewegungsmeldern im Haus, auch im Backstagebereich. Eine langfristigere Maßnahme könnte zudem im Bühnenturm umgesetzt werden: Angesichts der enormen Wärme, die Scheinwerfer bei den Proben und im Spielbetrieb freisetzen, sei eine Wärmerückgewinnung sinnvoll, teilte das Gärtnerplatztheater mit. Auch das Marktgräfliche Opernhaus Bayreuth setzt auf Wärmerückgewinnung. Durch die erst kürzlich beendete Generalsanierung sei man dort "auf dem aktuellen Stand der Technik mit Wärmerückgewinnung und energieoptimierter Steuerung", heißt es von der Bayerischen Schösserverwaltung. Zudem sei die Situation in dem Barocktheater, das hauptsächlich als Museum fungiert und nur für maximal 30 Tage im Jahr für Veranstaltungen zu Verfügung steht, sowieso eine andere sei als in einem Theater mit normalem, durchgehendem Spielbetrieb.
Doch auf welche Unterstützung können die Konzert- und Opernhäuser beim Thema Energie sparen denn zählen? Die Stadt München hat beispielsweise einen Stab gegründet: Expertinnen und Experten u.a. aus der Immobiliendienstleistung oder dem Baureferat erarbeiten gerade Empfehlungen für die Häuser. Diese könnten ihren Energieverbrauch und effiziente Einsparmaßnahmen nicht komplett alleine untersuchen. Zusätzlich gibt es auch eine Checkliste des Deutschen Bühnenvereins: Sie soll den Kultureinrichtungen dabei helfen, die richtigen Fragen an ihre Energieversorger zu stellen. Auch einige Energiespar-Tipps für den Theaterbetrieb sind dort aufgeführt.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat dem Kulturbetrieb in der Energiekrise eine Unterstützung von bis zu einer Milliarde Euro zugesichert. Geld, das allerdings aus dem Sonderfonds des Bundes für Kulturveranstaltungen während der Coronapandemie stammt. Der Deutsche Kulturrat hat jetzt darauf gepocht, dass die Kultureinrichtungen in der Energiekrise auf jeden Fall offengehalten werden müssen. Er fordert außerdem eine massive öffentliche Unterstützung, sonst könnten viele Kultur-Akteure den dritten Katastrophenwinter in Folge nicht durchstehen.
Genau das will Markus Blume, Staatsminister für Wissenschaft und Kunst in Bayern, verhindern. Er sieht jedoch zunächst den Bund mit einigen Rahmenbedingungen in der Pflicht.
Eine Reihe von Kultureinrichtungen sind ja jetzt schon mit exorbitanten Energiekosten konfrontiert. Da ist zunächst erstmal der Bund gefordert. Aber wir werden auch gleichzeitig in Bayern schauen, dass wir hier niemanden im Regen stehen lassen.
Welchen Schirm Markus Blume dann im strömenden Regen der Energiekostenrechnungen aufspannen will, das wird wohl erst in den ersten Winterwochen bekannt werden, wenn es hart auf hart kommt.
Sendung: "Leporello" am 28. September 2022, um 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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