Noch Ende letzten Jahres war eigentlich klar: Die Nürnberger Oper sollte bald auf dem Reichsparteitagsgelände ihre Interims-Spielstätte bekommen. Eine gewagte Entscheidung – nicht zuletzt aufgrund der unheilvollen Geschichte dieses Gebäudekomplexes. Nun hat sich der Nürnberger Intendant Lucius A. Hemmer dagegen ausgesprochen.
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Der Intendant der Nürnberger Symphoniker, Lucius A. Hemmer, machte am Montag den Vorschlag, die neue Oper in ein Ersatzgebäude neben dem ehemaligen NS-Reichstagsgelände zu platzieren – und nicht mitten in die Kongresshalle, wie ursprünglich geplant. Mit der alten Idee habe Hemmer "starke Bauchschmerzen", sagte er in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung": "Nach dem Umbau des Eingangs am Dokuzentrum wird jedes Fahrzeug, um dorthin zu kommen, an unserem Musiksaal, unserem Studio, den Büros vorbeimüssen. Das bedeutet in der Bauzeit Jahre lang Schwerlastverkehr am Personaleingang vorbei und ich wüsste nicht, wie wir da unseren Betrieb aufrechterhalten können."
Mit dem Innenhof des NS-Hufeisens als Spielort hätten wir starke Bauchschmerzen.
Lucius A. Hemmer, Intendant der Nürnberger Symphoniker | Bildquelle: Torsten Hönig
Im Gegensatz zur Kongresshalle sei das außerhalb gelegene Gelände am Dutzendteich aus verschiedenen Gründen regelrecht prädestiniert für einen Neubau, sagte Intendant Hemmer weiter: "Als Statement eines Wandels fände ich das fabelhaft. Der Neubau könnte in seiner Bedeutung, Gewichtung und Wahrnehmung die alte Kongresshalle überstrahlen. Eine einladende Geste. Damit wäre das Interim gerade nicht versteckt, so als dürfte man es nicht sehen."
Im Jahr 2025 läuft die Betriebsgenehmigung für das marode Nürnberger Opernhaus aus. Es war eine deutliche Mehrheitsentscheidung des Stadtrats, den denkmalsgeschützten NS-Monumentalbau als Ausweichquartier für die Oper zu benutzen.
Sendung: "Leporello" am 28. Februar 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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