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Kritik – Offenbachs "Reise zum Mond" am Theater Regensburg Galaktischer Trip mit sympathischen Typen

86 Jahre vor der ersten Mondlandung komponierte Jacques Offenbach die Musik für seine fantastische Operette "Die Reise zum Mond", deren Handlung stark an die Erfolgsromane von Jules Verne angelehnt ist. Dieser verzichtete aber auf Plagiatsvorwürfe, und so kann Prinz Caprice bis heute zusammen mit seinem Vater König Zack und dessen wissenschaftlichem Berater Mikroskop zum Mond fliegen, der von König Kosmos regiert wird. Wie die Erdlinge den Mondbewohnern das Lieben beibringen ist eine herrlich verrückte Geschichte, gespickt mit Karikaturen – und erstmals am Theater Regensburg zu erleben.

Szene aus "Die Reise zum Mond" am Theater Regensburg (Premiere 21. Dezember 2024) | Bildquelle: Marie Liebig

Bildquelle: Marie Liebig

Am Theater Regensburg war das Stück noch nie zu sehen, und Regisseur Simon Eichenberger weiß für seine opulent ausgestattete, temporeiche und hintersinnige Inszenierung alle Register der Theaterkunst zu ziehen. Atemberaubend präzise schlüpfen das gesamte 12-köpfige Solistenensemble, der ebenfalls solistisch agierende Opernchor und die Tanzcompany in immer neue Rollen und schillernde Kostüme von Susanne Hubrich. Die Video- und Bühneninstallation von Sam Madwar ermöglicht selbst Science-fiction Film verwöhnten Augen faszinierende Momente angefangen vom Kanonenflug durchs Weltall, über Schneesturm auf dem Mond und den Ausbruch eines Vulkans. In Regensburg ist das Publikum mittendrin und folgt dem galaktischen Trip der sympathischen Charaktere gebannt über drei Stunden.

Intergalaktisch gutes Liebespaar

Szene aus "Die Reise zum Mond" am Theater Regensburg (Premiere 21. Dezember 2024) | Bildquelle: Marie Liebig Patrizia Häusermann als Prinz Caprice und Sophie Bareis als Mondprinzessin Fantasia | Bildquelle: Marie Liebig Dazu tragen auch die perfekt gearbeiteten und gesprochenen Dialoge bei. Selten, dass man heute bei einer Musiktheateraufführung keine Übertitel benötigt, doch in Regensburg kommt die deutsche Fassung von Stefan Troßbach samt ihrer humorvollen Spitzen bestens über die Rampe. Tom Woods entfacht mit dem Philharmonischen Orchester ein funkensprühendes Feuer im Graben, das die spielfreudigen und stimmlich bestens disponierten Solisten anheizt und beflügelt. Patrizia Häusermann als Prinz Caprice glänzt mit Sophie Bareis als Mondprinzessin Fantasia. Die beiden sind ein intergalaktisch gutes Liebespaar, und ihr Apfel- Duett ist eine Wonne, wie auch die große Koloraturarie der frisch verliebten Fantasia. Konstantin Igl als pfiffiger Wissenschaftler und Königsberater Mikroskop und Giulio Alvise Caselli als König Zack sind in ihren Rokoko-Outfits ein herrlich komisches Duo, wie auch ihre zugeknöpften Mondkollegen Jonas Atwood als knorriger König Kosmos und Marcel Oleniecki als überspannter Kaktus.

Diese Reise hat sich gelohnt

Die von Dominique Brooks-Daw kongenial choreografierten Ballettszenen setzen dem Bilderrausch dieser Staatstheater-würdigen Operettenproduktion noch ein weiteres Glitzerkrönchen auf: Das Schneeflockenballett zu Offenbachs mitreißenden Walzerklängen gelingt futuristisch, romantisch und poetisch. Auch wenn die drei Erdlinge am Ende auf dem Mond bleiben müssen, diese Reise hat sich gelohnt. Das Theater Regensburg bietet mit dieser Neuproduktion nicht nur für die Feiertage und den Jahreswechsel einen belebend-beglückenden Augen- und Ohrenschmaus.

Sendung: "Leporello" am 23. Dezember 2024 um 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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