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Neuer Münchner Chor "Bergson Voices" Erste Konzerte an Ostern

Johannes X. Schachtner leitet den neuen Chor "Bergson Voices" im Kunstkraftwerk Bergson in München. Im Interview mit BR-KLASSIK spricht der Dirigent und Komponist darüber, wie er Profis und Laien zusammenbringt und wie die Probenarbeit für das erste Projekt abläuft. Außerdem gibt er einen Einblick in seine Komposition der Johannes-Passion, die am Karfreitag aufgeführt wird.

Johannes Schachtner | Bildquelle: Ssirus W. Pakzad

Bildquelle: Ssirus W. Pakzad

BR-KLASSIK: Herr Schachtner, Sie leiten einen neuen Chor mit Profis und Laien, die Bergson Voices, für das neue Kunstkraftwerk Bergson im Münchner Stadtteil Aubing. Der Saal, in dem hauptsächlich die Jazzrausch Bigband auftritt, lässt sich akustisch anpassen. Wie klingt er mit Stimmen?

Johannes X. Schachtner: So viel kann ich noch nicht sagen, weil die Proben dort erst starten. Aber es ist angenehm, den Hall anpassen und speziell auf die Stimmen eingehen zu können. Ich habe bisher ein Konzert dort dirigiert, eine Bruckner-Symphonie. Bei einem Stück haben wir sehr viel Hall draufgetan. Auf der Bühne merkt man das tatsächlich nicht so stark. In den Fermaten merkt man aber, dass im Raum noch etwas passiert. Es ist anders, als wenn ich in einer Kathedrale dirigieren würde. Aber auf jeden Fall spannend.

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Bergson Voices als bunte Mischung

BR-KLASSIK: Der Chor, die Bergson Voices, ist mittlerweile vollzählig. Nächstes Jahr gibt es wieder ein Vorsingen. Was sind das für Leute, die im ersten Projekt mitmachen?

Johannes X. Schachtner: Eine sehr bunte Mischung über die Generationen hinweg, was uns sehr gefreut hat. Wir konnten alle Stimmen gleich groß besetzen. Das ist bei Laienchören nicht ganz üblich und freut mich sehr. Alle haben einen großen Gesangs-Background, auch individuell Gesangsunterricht. Die meisten singen in Chören. Manche sind gerade neu nach München gekommen und haben ein Ensemble gesucht, andere kommen von außerhalb. Manche machen schon auf die eine oder andere Art und Weise Musik und wollen sehr kurzfristig und professionell arbeiten. Wir haben auch einige Junge dabei, die so 19, 20 Jahre alt sind und sich sicher gut weiterentwickeln und von so einem Projekt profitieren werden. Alle haben das Werk selbst einstudiert und wir hatten eine sehr konzentrierte, intensive erste Probe.

Profis und Laien zusammenbringen

BR-KLASSIK: Ich stelle mir das herausfordernd vor, Profis und Laien zusammenzubringen. Das passiert in der Passionsmusik natürlich häufiger. Wie machen Sie das?

Elektra Tonquartier im Bergson | Bildquelle: Bergson Der Chor "Bergson Voices" gibt am Freitag und Samstag seine ersten Konzerte im Saal Elektra Tonquartier im Bergson Kunstkraftwerk in München. | Bildquelle: Bergson Johannes X. Schachtner: Ja, das stimmt. Aber einstudiert werden muss es, egal ob Profis oder Laien. Und ein Chor muss auch zusammenwachsen. Dieses Aufeinander-Zugehen ist auch das Spannende. Ein Orchester kann sich viel mehr individuell vorbereiten als ein Chor. Ich muss dafür sorgen, dass die Ohren und Augen auf sind, dass man zusammenwächst. Das betrifft Profis und Laien. Natürlich gibt es Unterschiede und zwar in der Möglichkeit, wie man Sachen umsetzen kann, also technische Grenzen für Laien. Da ist ein bisschen die Kunst, das zu umgehen. Beim Brahms-Requiem geht das gut, es wurde nicht wirklich für Profis geschrieben, sondern für einen großen Gesangsverein in Wien. Brahms wusste, wie man mit der Stimme umgehen kann. Es ist nicht leicht, aber es ist singbar, auch für Laien, die sich gut vorbereiten. Es gibt keine Stelle, die so gegen die Stimme geht, dass man wirklich kämpfen muss.

BR-KLASSIK: Am Samstag ist das Konzert mit dem Brahms-Requiem. Erst kurz vorher treffen die Chorsänger:innen aufeinander. Haben Sie da etwas Bammel?

Johannes X. Schachtner: Ich sehe das als Herausforderung und mir macht es Spaß. Ich arbeite ja eigentlich überwiegend mit Orchestern als Dirigent. Da ist es üblich, sehr kurzfristig zu proben, insofern bin ich es gewohnt, dass man in wenig Probenzeit und auch bei neuer Musik komplexe Sachen erstmal organisieren muss. Und dann trotzdem noch künstlerisch und musikalisch zu arbeiten. Das macht mir Spaß. Man braucht ein bisschen Nerven und Freude am Zupacken.

Johannes-Passion von Schachtner auf dem Programm

BR-KLASSIK: Bereits am Tag vorher, an Karfreitag, gibt es ein Passionskonzert. Da steht auch ein Werk auf dem Programm, das Sie komponiert haben, die Johannes-Passion. Was passiert da?

Johannes X. Schachtner: Es ist eine etwa halbstündige Passionsvertonung nach dem Evangelium des Johannes, eine liturgisch korrekte Vertonung der Leidensgeschichte Jesu. Ich habe es Historienkantate überschrieben, weil ich es auch historisch gesehen habe, als Geschichte, die erzählt wird. In Passionen gibt es immer den Wechsel aus dem erzählten Teil und Kommentaren, Interludien oder Meditationen, wie bei Bach die Arien. Und es gibt tatsächlich auch gewisse Anklänge an Passionsvertonungen auf verschiedenen Ebenen. Dadurch ist es eben nicht nur eine losgelöste Johannes-Passion-Neuvertonung des Textes, sondern sie steht im Kontext mit der Liturgie, die an Karfreitag stattfindet, dieser Kargheit auch. Es spielt nur ein Cello. Die Sänger spielen noch mit perkussiven Holzinstrumenten, sodass man noch eine weitere Ebene einfügt. Aber es ist sehr reduziert. Manche Textstellen werden gesprochen.

Die Konzerte der Bergson Voices in München

Karfreitag, 18. April, 19:00 Uhr: Passionskonzert mit Musik von Bach, Puccini, Schachtner und Verdi
Karsamstag, 19. April, 16:00 Uhr: Ein deutsches Requiem von Brahms

Sendung: "Allegro" am 16. April 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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