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Royal Opera live im Kino Lawrence Brownlee in "Der Barbier von Sevilla"

Den "Barbier von Sevilla" gibt es jetzt im Kino zu erleben – in einer aktuellen Produktion des Royal Opera Houses in London. Mit dabei: Lawrence Brownlee als Graf Almaviva. Diese Rolle sang er zum ersten Mal vor 20 Jahren.

Lawrence Brownlee | Bildquelle: Lawrence Brownlee

Bildquelle: Lawrence Brownlee

BR-KLASSIK: Sie sind gerade in London, wo Sie den "Barbier von Sevilla" aufführen. Sie haben 2001 Ihr Bühnendebüt als Almaviva gegeben. Seitdem haben Sie diese Rolle unzählige Male auf der ganzen Welt gesungen. Wie empfinden Sie selbst es, diese Partie seit zwei Jahrzehnten zu singen?

Lawrence Brownlee: Ich habe den "Barbier von Sevilla" in mehr als 20 Inszenierungen gesungen. Die Rolle des Almaviva kenne ich also sehr gut. Ich kehre gerne zu dieser Rolle zurück, weil ich mich als Sänger und Schauspieler in ihr stets weiterentwickeln kann. Diesmal trete ich in der Inszenierung von Moshe Leiser und Patrice Caurier auf, mit denen ich seit langem befreundet bin. Jedesmal wenn sie eine Oper inszenieren, machen Sie etwas Neues. Und deswegen finde ich auch nach über 20 Vorstellungen in dieser Rolle neue Momente, neue Dinge und neue Tricks, die ich immer gerne entdecke. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, diese Rolle vorzubereiten. Und ich freue mich sehr darauf, eine Rolle, die ich sehr gut kenne und von der ich trotzdem noch etwas lerne, in dieser Inszenierung zu erleben.

Minimalistische Bühnenausstattung

BR-KLASSIK: Was ist das Besondere an der jetzigen Inszenierung?

Lawrence Brownlee: Die Regisseure haben einen sehr minimalistischen Ansatz gewählt. Das finde ich sehr interessant. Es steht nicht viel auf der Bühne, gibt nicht viele Requisiten. Ich habe schon in Produktionen dieser Oper mitgewirkt, wo die Bühne sehr opulent ausgestattet war. Aber diesmal haben Sie das Geschehen ganz auf die Charaktere reduziert. Man versteht die Geschichte ohne viel Extrazeug auf der Bühne. Künstlerisch macht es sehr viel Freude, mit Worten und Interaktionen zwischen den Darstellern zu arbeiten – zwischen Rosina und mir, Rosina und Figaro oder zwischen Rosina und Don Bartolo. Ich denke, Moisher und Patrice (gemeint sind Moshe Leiser und Patrice Caurier, Anm. d. Redaktion) bringen das zum Leben und erzählen die Geschichte ohne viel Extra-Krimskrams. Es ist alles sehr minimalistisch, sehr reduziert, aber mit einem farbenfrohen Bühnenbild und tollen Kostümen. Mir gefällt besonders, dass sie die Geschichte durch die Figuren erzählen.

Überraschende Momente für's Publikum

BR-KLASSIK: Wenn wir die Geschichte erzählen, haben wir natürlich nicht nur die künstlerische Sichtweise, sondern auch die des Publikums. Gibt es einen Moment in dieser Inszenierung, auf den sich das Publikum besonders freuen kann?

Lawrence Brownlee: Ich will hier nicht zu viel verraten. Aber Figaro betritt die Bühne durch den Saal, also vom Zuschauerraum aus. Darauf kann sich das Publikum sicher sehr freuen. Und mit der grandiosen Arie "Largo al factotum" hat ihm Rossini einen großartigen Auftritt bereitet. Das macht viel Spaß, und die Leute sind sehr überrascht. Außerdem bewegt sich die Bühne. Es gibt viele einzigartige Moment in dieser Inszenierung, mit denen die meisten Leute nicht rechnen.

BR-KLASSIK: Indem Figaro durch den Saal auftritt, wird das Publikum Teil der Inszenierung, oder? Das haben aber auch schon andere Inszenierungen der neueren Zeit gemacht.

Lawrence Brownlee: Ja, absolut! Wir als Künstler brauchen das Publikum, wir brauchen diese Verbindung. Unser Schaffen braucht die Energie, die sie uns geben. Und wenn sie Teil der Bühne werden, beteiligen sie sich viel aktiver am Geschehen und tun ihre Meinung kund. Wir leben von der Energie des Publikums. Wenn wir diese gemeinsame Verbindung spüren, dann fühlt sich auch das Publikum als integraler Bestandteil der Aufführung. Das schafft ein ganz anderes Klima. Es macht das Ganze für uns Künstler viel spannender.

Wir entdecken diese Oper ganz neu.
Lawrence Brownlee, Sänger des Grafen Almaviva

BR-KLASSIK: Am Pult gibt der Dirigent Rafael Pajare mit dieser Inszenierung sein Hausdebüt. Wie läuft die Zusammenarbeit mit ihm?

Lawrence Brownlee: Rafael ist ein großartiger Künstler, und er bringt viel neue Energie in dieses Stück. Er hat sich bislang vor allem als Konzertdirigent profiliert. Ich finde, er interpretiert Rossini auf eine ganz eigene Art. Eben so, wie er denkt, dass Rossini es haben wollte. Er bringt eine frische Fülle an Klängen in die Musik. Das Orchester und die Sänger musizieren sehr gerne unter ihm. Er entdeckt auch neue Tempi und dirigiert ganz nach seiner Vorstellung. Das gefällt mir sehr. Wir entdecken diese Oper ganz neu. Er ist ein echter Musiker. Das merkt man an allem, was er tut. Es ist prima, wenn jemand etwas anders dirigiert als es vielleicht der traditionellen Auffassung entspricht. Es funktioniert einfach prima. Und beim Publikum kam es bis jetzt auch besten ans.

Auch junge Sängerinnen und Sänger werden irgendwann älter

BR-KLASSIK: Wir haben ja sehr viele junge SängerInnen in dieser Produktion, sehen wir also endlich eine neue Generation an Künstlerinnen und Künstlern auf der Opernbühne?

Lawrence Brownlee: Naja, das gibt es ja dauernd. Als ich mit der Oper angefangen habe, gab es auch sehr viele junge Leute. Da kamen zum Beispiel gerade Juan Diego Flórez, Joyce DiDonato oder Anna Netrebko. Sie ist übrigens genauso alt wie ich. Auch Rolando Villazón und Diana Damrau gehören zur gleichen Generation. Und zu dieser Zeit, also wir alle angefangen haben, da gab es eine echte Infusion an jungen Künstlerinnen und Künstler, die auf den internationalen Bühnen singen durften. Und jetzt haben wir auch andere Leute, die gerade kommen. Das sind fantastische, mitreißende Künstlerinnen und Künstler, und es freut mich, wenn wir hier ein neues Zeitalter der Oper einläuten. Ich zähle mich schon zu den Älteren, aber es freut mich nach wie vor auf der Bühne zu singen.

Kinostart

Am 15. Februar 2023 kommt die Opern-Produktion "Der Barbier von Sevilla" in die deutschen Kinos.

Sendung: "Allegro" am 16. Februar 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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