Musik geht ins Ohr, ins Herz und auch ins Hirn – klar. Aber lässt es sich damit auch leichter lernen? Gerade jetzt zum Schulanfang wünschen sich viele ein Geheimrezept, um Lateinvokabeln oder das große Einmaleins leichter und schneller in den Kopf zu bekommen. Können Mozart und Bach da helfen?
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Die gute Nachricht: Musik unterstützt das Lernen, das Erinnern, das Merken. Durch das Musikhören werden fast alle Hirnregionen vernetzt, erklärt Eckart Altenmüller, Musikmediziner und Professor an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. Das hilft nicht nur im Musikunterricht. Denn während wir hören, arbeiten viele Gehirnregionen: Man stellt sich das Instrument, den Sänger vor, klopft vielleicht innerlich den Takt mit. Das Erleben der Musik innerlich erzeuge auch starke Emotionen, so der Wissenschaftler.
Es gibt Lerntypen, die am besten mit dem Ohr aufnehmen. Für sie sind beispielsweise gerappte Gedichte leichter zugänglich. Wer sich die Worte im Rhythmus draufschafft, kann Schiller, Goethe und Fontane dann besser auswendig lernen– so wie bei dem Projekt "Junge Denker und Dichter". Die neunjährige Nicola kam vor vielen Jahren auf die Idee, einen Deutschen Klassiker, nämlich Mörikes Frühlingsgedicht, zu rappen, damit sie sich das Gedicht besser merken konnte. Mittlerweile sind einige Klassiker so vertont worden.
Streamingdienst behaupten auch die richtige Musik zum Lernen zu haben. Doch die gibt es nicht, sagt der Neurologe. Allerdings gibt es Musik die hilfreicher ist, sich zu konzentrieren und andere weniger. Eine ganze Folge von "Klassik für Klugscheißer" zum Thema Musik und Lernen
Bildquelle: Nicoleta Ionescu Also: Musik und Hausaufgaben passen tatsächlich besser zusammen als Eltern denken. Allerdings: Musik und Vokabeln lernen, das passt eher nicht so gut. Das liegt daran, dass sich im Gehirn die Zentren, die für die Verarbeitung von Musik verantwortlich sind und die Zentren, die für die Verarbeitung von Sprache verantwortlich sind, überlagern und überlappen, so Wissenschaftler Altenmüller: "Und das führt dann dazu, dass, wenn man gerade Wörter lernt, durch die musikalischen Aktivierungen, die Zentren im Gehirn eigentlich abgelenkt werden“.
Laut dem Wissenschaftler Altenmüller gibt es aber nicht eine spezielle Musikrichtung, mit der das Lernen leichter gelingt. Wichtig sei viel mehr der emotionale Bezug zur Musik. Denn das motviert und führt zu gesteigerter Aufmerksamkeit.
Bildquelle: picture alliance / Photoshot Wichtig ist dabei auch die Lautstärke. Wirkliche Messungen gäbe es zwar nicht, so Altenmüller, allerdings dürfte die Musik nicht zu laut sein. Dann werden beispielsweise Matheaufgaben schneller gelöst. Aber was hört man nun in einem Klassenzimmer? Hilft da Musik auch? Nein, meint der Neurologe. Da sei Stille immer noch das Mittel der Wahl. Der Professor selbst lernt übrigens auch mit Musik, allerdings nur bei leichteren Herausforderung, und dann am liebsten bekannte, klassische Musik wie das Oktett von Mendelsohn, erzählt der Musikneurologe im BR-KLASSIK-Interview.
Sendung: "Leporello" am 13. September ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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