Nach dem verheerenden Brand des Pariser Wahrzeichens 2019 steht dieses Wochenende die feierliche Neueröffnung von Notre-Dame an. Dabei erklingen auch endlich wieder die Glocken – bestückt mit Klöppeln aus der Werkstatt des niederbayrischen Hammerschmieds Martin Wensauer.
Bildquelle: picture alliance/dpa | Armin Weigel
Nach dem verheerenden Brand vor fünf Jahren mussten die Glocken von Notre-Dame mit neuen Klöppeln bestückt werden. Für diesen Job wurde Martin Wensauer vom zuständigen Glockengießer höchstpersönlich beauftragt. Es war übrigens nicht sein erster Auftrag als Klöppler für die berühmte Kathedrale. Bereits 2013 hatte Wensauer zum 850. Jubiläum Klöppel für die damals neu eingerichteten Glocken angefertigt. Ein Event, für das er sogar nach Paris geflogen ist. "Damals vor elf Jahren", erzählt Martin Wensauer, "war ich bei der Einweihung der Glocken dabei. Da bin ich mit meiner Frau nach Paris geflogen und wir haben uns das angeschaut."
Die Pariser Kathedrale Notre Dame brennt. | Bildquelle: picture alliance / abaca
Umso größer der Schock, als vor fünf Jahren die dramatischen Bilder des Brandes durch die Medien gingen: Die Kathedrale in Flammen, ein Turm eingestürzt, die Turmuhr verloren – auch die Glocken, und damit die Klöppel hatte es damals getroffen. "Das war fast ein surreales Erlebnis", erinnert sich Wensauer. "Das hat mich auch ein bisschen depressiv gemacht." Dabei sei es ihm gar nicht so sehr um seine Klöppel gegangen – die seien "recht einfach reproduzierbar". Trotzdem: Normalerweise halten Glockenklöppel zwischen 20 und 45 Jahre. Beim Brand 2019 waren die neuen Glocken aus der Werkstatt von Wensauer gerade einmal sechs Jahre alt.
In der Werkstatt des Familienbetriebs Wensauer aus Anzenkirchen. | Bildquelle: BR/Nadine Cibu
Den Glockengießer von Notre-Dame bezeichnet Martin Wensauer stolz als seinen "Stammkunden". Die Kontakte zu Notre-Dame begründet er mit der guten Vernetzung der wenigen Glockengießer, die sich diesem alten Handwerk noch widmen. "Ein Schweizer Glockengießer hat uns damals bei dem französischen Glockengießer empfohlen", erzählt er. Dementsprechend hat der Auftrag nach dem Brand nicht lange auf sich warten lassen. Zwei neue Klöppel aus Wensauers Werkstatt werden am 7. Dezember eingeweiht, wenn die Glocken von Notre-Dame erstmals wieder offiziell erklingen. Martin Wensauer hat sie allerdings schon gehört: bei einem Probeläuten, vor rund einem Monat. "Da gab es noch einiges zum Feinjustieren, damit sich das Glockengeläute im Plenum stimmig anhört. Man muss sich vorstellen: Das sind zehn Glocken und jede muss noch gestimmt werden."
Das macht einen schon stolz, dass wir mit unserer Schmiedekunst dabei sein dürfen.
Fertige Glockenklöppel liegen in Martin Wensauers Betrieb auf einer Palette. | Bildquelle: picture alliance/dpa | Armin Weigel
Martin Wensauer ist einer der letzten seines Handwerks. Der Klöppler von Notre-Dame zu sein, ist für ihn eine große Ehre: "Das macht einen schon stolz, dass wir mit unserer Schmiedekunst dabei sein dürfen." Seine Klöppel findet man auf der ganzen Welt, aber vor allem im mitteleuropäischen Raum – auch in der Münchner Frauenkirche. Seine Werkstatt im niederbayerischen Anzenkirchen folgt einer jahrhundertealten Familientradition. Gegründet wurde sie Ende des 19. Jahrhunderts von Martin Wensauers Ur-Ur-Großvater. Und wenn jetzt alles gut läuft, dürfte der Ersatz der neuen Klöppel von Notre-Dame erst wieder der nächsten Generation des Familienunternehmens nötig sein.
Sendung: "Leporello" am 06. Dezember 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Samstag, 07.Dezember, 19:56 Uhr
Klaus Pfister
Der Klöppler von Notre Dame
Quasimodo approved....!