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Maxi Schafroth über Musik Schönberg im Kuhstall

Vor Heavy Metal hatte er Angst, mit der Musik von Grieg untermalte er seine ersten Filme und den Blues lernte er am Lagerfeuer: Der Kabarettist Maxi Schafroth ist auf dem Land aufgewachsen und feiert heute große Erfolge. Wie ihn der Klang seiner Kindheit bis heute prägt und warum Kabarettisten eigentlich Partituren bräuchten.

Maxi Schafroth auf dem Nockherberg 2021 | Bildquelle: BR/Markus Konvalin

Bildquelle: BR/Markus Konvalin

Musik ist für den Allgäuer Kabarettisten Maxi Schafroth Lebens- und Schaffensgrundlage. Kennt er schon von zu Hause. Denn dort habe etwa der Vater den Kühen Schönberg vorgespielt. Um die Milchproduktion anzuregen. "Mein Vater war da experimentell", sagt Schafroth. Der Vater hat den Musikgeschmack von Schafroth aber auch in Richtung Pop und Rock geprägt. "Wir lieben alle die Stones und 'Brown Sugar' sowieso", erzählt er über seine Familie. Bei Familienfesten tanze der Vater dann sehr speziell auf einem Bein zu "Brown Sugar", ein "alemannischer Derwisch-Tanz", wie Schafroth es nennt.

Blues am Lagerfeuer

Schafroths Schaffen ist aber sowieso von Musik geprägt. Mit dem Gitarristen Markus Schalk, der ihn noch heute auf der Bühne begleitet, spielte er schon in der Jugend. Improvisierte im Heimatdorf im Allgäu am Lagerfeuer zu Bluesskalen über ausgebrochenes Jungvieh und Mofas. "Ja, der erste musikalische Ausdruck war sehr bluesig auf jeden Fall", sagt er im Interview mit BR-KLASSIK.

Meine Musik mit Maxi Schafroth

Antonio Vivaldi: Der Herbst aus den "Vier Jahreszeiten"
Edvard Grieg: "In der Halle des Bergkönigs" aus Peer Gynt-Suite
The Rolling Stones: "Brown Sugar"
Paolo Conte: "Gli impermeabili"
Titelmelodie aus "Die Schwarzwaldklinik"

Meine Musik am 11. Mai 2023, ab 19:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Chopin statt Iron Maiden

Das erste eigene Musikhören war aber auch sehr klassisch. Die Kühe haben Schönberg gehört, und auch Schafroth hat mit der Mutter Klassik gehört. Radio, Bayern 4 Klassik, wie BR-KLASSIK damals noch hieß. "Und das war befremdlich für meine Freunde, dass ich da mit acht oder neun Jahren im Wohnzimmer hocke und irgendwie Chopin höre", sagt er. Seine Schwester habe ihm mal "Iron Maiden" vorgespielt, da sei er schreiend aus dem Zimmer gelaufen. "Ja weich. Ich war auf jeden Fall weich."

Das will ich jetzt auch nicht leugnen, ich war halt der Paradiesvogel.
Maxi Schafroth

Werner Schmidbauer (links) und Maxi Schafroth auf dem Rangiswanger Horn (1616 m) bei Ofterschwang im Allgäu. | Bildquelle: BR/Werner Schmidbauer Maxi Schafroth mit Werner Schmidbauer (links) auf dem Rangiswanger Horn bei Ofterschwang im Allgäu. | Bildquelle: BR/Werner Schmidbauer Weich, aber auch gewitzt. Denn den Filmen, die er hobbymäßig um den und vom Leben auf dem heimischen Hof gedreht hat, hat er dann klassische Soundtracks verpasst. Tschaikowsky oder Grieg. "In der Halle des Bergkönigs" aus der Peer-Gynt-Suite von Edvard Grieg. "Quasi kann man sich vorstellen, wie da das Kalb in der Box drin ist. Und dann fährt der Bulldog rein, und dann wird das musikalisch untermalt", erklärt Schafroth dazu. Freiheit und Freude an einer gewissen Anarchie, das habe er am Landleben genossen. Obwohl man natürlich schon sehr der Beobachtung durch andere ausgesetzt sei auf dem Dorf: "Das will ich jetzt auch nicht leugnen, ich war halt auch der Paradiesvogel." Mit bunten Haaren, mal lila, mal grün. Da sei er schon drauf angesprochen worden, "aber das hat mich eigentlich nicht so gestört. Ich glaube, dass das gewisses Freiheitsgefühl einfach da ist, wenn das familiär gestattet ist."

Ich bin immer begeistert, wenn Musik mich sofort ganz ganz innen berührt und sofort bei mir eine Geschichte abläuft.
Maxi Schafroth

Heute spürt er das vielleicht auch, wenn er über Allgäuer Landstraßen fährt und den Herbst aus Vivaldis Jahreszeiten hört: "Ich bin immer begeistert, wenn Musik mich sofort ganz ganz innen berührt und sofort bei mir eine Geschichte abläuft." Längst lebt Schafroth in München, hat Schauspiel studiert und zuletzt mit seinem Schlussplädoyer über den Wert der Freiheit in seiner Fastenpredigt auf dem Nockherberg beeindruckt.

Schafroth komponiert für Chor der Jungen Union

Für seine Kabarettprogramme schreibt er auch immer wieder selbst Musik. Ein Chorstück etwa für den Chor der Jungen Union Miesbach. Die verschiedenen Stimmen, die er da setzt, würden dann auch manchmal ein bisschen schief, gibt er zu. Das sei aber natürlich auch Absicht. Schafroth hat ein gutes Gehör. Und durch den Gesangsunterricht auf der Schauspielschule hat sich das auch noch mal verstärkt.

Von Paolo Conte bis zur Schwarzwaldklinik

Maxi Schafroth bei der Fastenrede. | Bildquelle: BR/Stefan Matzke Maxi Schafroth auf dem Nockherberg 2023. | Bildquelle: BR/Stefan Matzke Und doch sind auch bei Schafroth die Dinge ambivalent. Musik als etwas was tief berührt, aber auch als etwas Sentimentales, wenn er etwa Paolo Conte hört, wenn er nach Italien fährt ("Und ich fahr oft nach Italien. Sehr oft.") Oder die Titelmelodie der Schwarzwaldklinik als eine Erinnerung an die Oma, die den Fernseher so laut hatte, dass er durch die 30 Zentimeter dicke Decke mithören konnte. Und zuletzt: Musik auch als strukturelle Parallele zu seiner eigenen Kunst, dem Kabarett. Denn seine Texte aufzuschreiben, nur mit Buchstaben, das funktioniert eigentlich gar nicht: "Man bräuchte eigentlich eine ganze Partitur für einen Auftritt", erklärt er. Also Zeichen, die sagen, dass da eine Pause ist. Oder "da mal Ritardando am Ende und einen Satz, den sagen wir in Sechzehnteln." Vortragszeichen fürs Kabaretttexten also. Denn, so Schafroth: "Ob es im Timing und in der Melodie stimmt, das macht die Hälfte des Erfolgs aus."

Sendung: Meine Musik am 11. Mai 2023, 19:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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