Statistisch gesehen ist die normale Klaviatur am Flügel für viele Pianistinnen und Pianisten zu groß. Für Studierende im Fach Klavier mit nicht so großen Händen gibt es deswegen an der Nürnberger Musikhochschule jetzt einen Flügel mit schmalerer Tastatur.
Bildquelle: HfM Nürnberg/Steingraeber
Sind die Hände zu klein? Oder die Tasten zu groß? Beim Klavierspielen gilt es immer wieder, mit mehreren Fingern gleichzeitig Akkorde anzuschlagen oder große Intervalle zu greifen. Das bedeutet: Die Hände müssen zum Teil sehr weit gespreizt werden, um alle Töne richtig und auch musikalisch ansprechend spielen zu können. Doch tatsächlich fällt das vielen Pianistinnen und Pianisten schwer, ganz egal ob Profi oder nicht. Was tun? Repertoire weglassen? Nein, es gibt eine andere Lösung. Der Starpianist Daniel Barenboim beispielsweise nutzt einen Flügel mit etwa sieben Millimeter schmaleren Oktaven. So muss er weniger weit greifen.
Auch an den Musikhochschulen hat man diesen Bedarf erkannt. Nach Stuttgart ist die Nürnberger Hochschule für Musik (HfM) jetzt die zweite Lehrinstitution in Europa, die über einen Flügel mit einer verkleinerten Tastatur verfügt. Das teilte die Hochschule am Mittwoch in einer Pressemeldung mit. Bei der sogenannten Sirius 6.0 inch-Klaviatur seien die Oktaven im Vergleich zur Norm etwa eine halbe Taste schmaler. Die darauf spielenden Hände würden um 12 Millimeter pro Oktave "wachsen", heißt es weiter.
Umgebauter Steinway mit Sirius 6.0-Klaviatur | Bildquelle: HfM Nürnberg/Steingraeber Dass die Normklaviatur für viele Pianistinnen und Pianisten zu groß ist, um das gewünschte Repertoire nach bestem musikalischem Können auszuführen, ist mittlerweile bewiesen, heißt es in der Mitteilung der Hochschule. Mit dem neuen Flügel und der kleineren Klaviatur leiste die Hochschule "einen wichtigen und wegweisenden Beitrag zur Chancengleichheit und zur Gesundheit von Musikerinnen und Musikern".
Umgebaut wurde der Flügel in den Werkstätten der Klaviermanufaktur Steingraeber in Bayreuth. Die Arbeiten an der Klaviatur und eine damit einhergehende umfangreiche Restaurierung der akustischen Anlage und der Mechanik des Flügels dauerten rund neun Monate. Man schließe sich mit der Umrüstung des Flügels einer Initiative an, die sich seit 2020 der Verbreitung und Weiterentwicklung von Klaviaturen mit verkleinerter Mensur widme. Der Flügel in Nürnberg steht allen Lehrenden und Studierenden der Hochschule für Musik zur Verfügung.
Sendung: "Allegro" am 30. März 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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