BR-KLASSIK

Er ist einer der bekanntesten Fernseh-Kommissare Deutschlands: Miroslav Nemec alias Ivo Batic im BR-"Tatort". Vor dieser Karriere hat er aber am Mozarteum in Salzburg studiert. Im großen BR-KLASSIK-Interview spricht er über seine musikalische Passion, sein Leben und besondere Castings.

Die Stimmung ist prächtig im BR-KLASSIK-Studio: Durch das kleine Fenster blinzelt strahlende Sonne vor blauem Himmel, ein gut gelaunter Miroslav Nemec kommt gemeinsam mit einer seiner Töchter zum Gespräch – sie studiert eigentlich Psychologie, aber macht selber auch Musik, schreibt Texte und wollte einfach mal in den Hörfunkalltag reinschnuppern. Familie, das merkt man schnell, ist Nemec sehr wichtig. Die Musik, die er sich für die Sendung aussucht, hat meist damit zu tun, und direkt nimmt er uns mit in seine Kindheit in Kroatien. Und die war vor allem musikalisch geprägt: "Wir waren sehr arm, hatten weder Fernseher noch Radio, keine Instrumente. Aber wir haben immer gesungen", erzählt Nemec, "vor, während und nach dem Essen."

Mozarteum Salzburg

Miroslav Nemec | Bildquelle: picture alliance/dpa | Tobias Hase Geboren wird Nemec in Zagreb, aber da seine Mutter von der Insel Krk stammt, verbringt er viel Zeit bei der Familie dort, daher seien viele Kindheitserinnerungen mit Meer und Gesang verbunden, vertraut, warm, "eine glückliche Zeit". Die Musik ist der rote Faden in seinem Leben, begleitet ihn bis heute. Gerade kommt er von einer kleinen Tour mit dem Musik-Rezitations-Programm "Alexis Sorbas". Überhaupt liegen die Pläne ursprünglich anders: "Eigentlich wollte ich Musiker werden", sagt Nemec und erzählt von seiner Zeit in Bayern. Nachdem er mit zwölf Jahren über einen Familienzweig nach Freilassing kommt, reift der Plan, die Musik zum Beruf zu machen. Nemec spielt so gut Klavier, dass er sich in Salzburg am nahegelegenen Mozarteum einschreibt. Das berühmte Erste Klavierkonzert von Peter Tschaikowsky hat er beispielsweise drauf. Naja, nicht ganz, aber intensiv geübt. Doch für die Solokarriere ist es etwas spät, wie seine damalige Lehrerin meint, Nemec ist schon 18 Jahre alt. Macht nix, die ausgezeichnete Klavier-Basis nutzt er, um an der renommierten Uni im Fach Schulmusik abzuschließen. Heute, rund 50 Jahre später, würde er die ersten "50, oder sgen wir mal 100 Takte noch hinkriegen", wie er schmunzelnd meint. Beim nächsten Interview machen wir die Probe...

Ein denkwürdiges Vorsprechen – bei dem er nicht war

Zur Schauspielerei kommt er eher zufällig, über die damalige Freundin, die sich in Zürich an der Akademie bewirbt. Und da Nemec gerade Zeit hat, und die Lust aufs Musiklehrerdasein überschaubar ist, schreibt er sich auch ein – und wird genommen, "ohne, dass ich groß darüber nachgedacht habe". Nach drei Jahren Ausbildung kann er sogar aus zwei Angeboten auswählen, er wählt das Theater in Köln. Aus der Zeit stammen auch erste Bühnenprogramme, eines unter dem schönen Titel "Nemec' Platz bitte". Für musikalische Inspiration wie pragmatische Notenbeschaffung konsultierte Nemec übrigens einen gewissen Herbert Grönemeyer, dessen Frau ebenfalls am Kölner Theater beschäftigt war. Wer weiß, wie die Geschichte geschrieben worden wäre, wenn Nemec zu einem denkwürdigen Vorsprechen nach München mitgereist wäre, von dem ihm sein Freund Herbert damals erzählte, ohne genau zu wissen, um was es geht: "Irgendwas mit einem U-Boot".

Seit 1991 ein Team: Ivo Batic und Franz Leitmayr alias Miroslav Nemec und Udo Wachtveilt | Bildquelle: BR/Odeon Fiction GmbH/Luis Zeno Kuhn Da lacht Nemec, der legendäre Kinofilm "Das Boot" aus den frühen 1980er Jahren brachte für viele damals kaum bekannte Theaterschauspieler internationale Aufmerksamkeit. Aber Nemec kann sich nicht beschweren, hat selbst Fernsehgeschichte geschrieben als Teil des Münchner "Tatort"-Duos Batic und Leitmayr, zusammen mit Udo Wachtveitl, mit dem er seit über 30 Jahren sehr erfolgreich ermittelt. Ende der 1980er Jahre war das kaum abzusehen, die beiden kannten sich flüchtig, an das Casting erinnert sich Nemec gerne: "Der Udo rief mich an und sagte: Die wollen uns gegeneinander antreten lassen, was sagst du dazu? Darauf ich: da gibt's umsonst was zum Essen, da geh' mer hin." Erst beim Vorsprechen wurde klar, dass man sie beide als Team wollte, "das war der Beginn dieser Freundschaft."

Über 90 Folgen haben die beiden schon Mordfälle gelöst – die 100 wollen sie noch voll machen, dann soll Schluss sein, wobei Nemec die 99 lieber gewesen wäre, "das ist eher unser Humor. Aber der BR ist eben im Dezimal-System verankert," scherzt Nemec im BR-KLASSIK-Interview.

Sendung: Meine Musik am 01. Februar um 19:05 Uhr