Darf sie singen oder nicht? Darum geht es für die russische Opernsängerin Anna Netrebko seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine. Ihr geplantes Konzert in Prag hatte der Stadtrat von der Entscheidung der ukrainischen Botschaft abhängig gemacht. Nun ist eine Entscheidung gefallen.
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Nachdem die Prager Stadtverwaltung einen geplanten Konzertauftritt der aus Russland stammenden Opernsängerin Anna Netrebko von der Zustimmung der Ukraine abhängig gemacht hatte, ist nun die Entscheidung gefallen: Anna Netrebko darf nicht singen. Vorangegangen war im Juli eine Mitteilung des Prager Vizebürgermeisters Jiri Pospisil an die Nachrichtenagentur CTK, er wolle zuerst die ukrainische Botschaft konsultieren und dann entscheiden, ob er den Kulturverantwortlichen eine Absage des Auftritts empfehle.
Einer Sprecherin der Konzertagentur zufolge sei die Absage einvernehmlich erfolgt: "Wir haben uns geeinigt, dass wir dem politischen Druck nachgeben und Anna keine Entschädigung verlangen wird." Auch Vizebürgermeister Jiri Pospisil begrüßte die Einigung: "Das ist eine richtige Entscheidung in Bezug auf unser Partnerland, das um seine Unabhängigkeit kämpft." Ein Auftritt Anna Netrebkos vor dem Hintergrund des Krieges sei heikel gewesen.
Bereits im Juli hatte er klargestellt, dass die ukrainische Haltung zu dem geplanten Konzertauftritt für ihn ausschlaggebend sein werde: "Die Opernsängerin steht auf der Sanktionsliste der Ukraine. Wenn sich mein Eindruck bestätigt, soll der Auftritt abgesagt werden. Das ist nicht einfach nur irgendein Konzert. Sie hat sich in der Vergangenheit aktiv an der Unterstützung des verbrecherischen Regimes beteiligt." Netrebkos Konzert war für den 16. Oktober im Smetana-Saal des der Stadtverwaltung gehörenden Prager Konzerthauses "Obecni dum" (auf Deutsch: Gemeindehaus) geplant.
Diesen Sommer über war Anna Netrebko in der Produktion "Aida" in der Arena di Verona zu erleben. Lesen Sie hier die Premieren-Kritik von BR-KLASSIK.
CTK wies darauf hin, dass Netrebko seit Jahren in Österreich lebe, in der Vergangenheit aber Kremchef Wladimir Putin bei einer Präsidentschaftskandidatur in Russland unterstützt habe. Netrebkos Konzertmanagerin sagte der CTK, die Opernsängerin habe den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine eindeutig verurteilt.
Dieser Artikel entstand mit Material der dpa.
Sendung: "Allegro" am 18. August 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (5)
Montag, 21.August, 11:15 Uhr
Gufo
Netrebko
Netrebko wird sich mit ihren Auftritten in Wien,Mailand, Baden-Baden ,in der Arena di Verona etc. trösten.
Samstag, 19.August, 13:55 Uhr
Jana Schubert
Wie kann man sich nur...
...einer anderen Staatsmacht beugen. Ich hätte die Tschechen für klüger gehalten. Geschadet haben sie sich nur selbst.
Samstag, 19.August, 10:43 Uhr
Karl Bauer
Absage Prag - Anna Netrebko
Allmählich wird wird die Einmischung der Politik in künstlerische Angelegenheiten unerträglich!!! Der Überfall Russlands auf die Ukraine ist natürlich total zu verurteilen, aber die Einmischung der Ukraine in die Politik anderer Länder ist ebenso zu verurteilen! Und in die Kultur noch vielmehr, Kultur ist unpolitisch! Wie oft muss sich Frau Netrebko noch rechtfertigen????
Samstag, 19.August, 09:10 Uhr
Fred Keller
Netrebko - Prag
So so jetzt verpasst die Politik schon Kultur Zensur! Zustände wie seinerzeit in den USA , den berüchtigten Mc Carthy Jahren. Auch in der 2. Weltkriegszeit wurde Menschen aus diesem Kulturbereich die Arbeit verweigert. Sie wurden auch verschickt.
Grauenvolle Zeiten die wir haben.
Freitag, 18.August, 13:39 Uhr
Neuhauser
Prager Lemmige
Beschämend für die Prager Stadtverwaltung, dass sie nicht selbst die Größe haben, eine eigene Entscheidung zu treffen.