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50 Jahre Opernhaus Sydney Weltkulturerbe mit holpriger Geschichte

Weiße Muscheln oder aufgeblähte Segel – das Dach des Opernhauses von Sydney ist einzigartig. Zugleich ist das Opernhaus Wahrzeichen der Stadt. Am 20. Oktober feiert die Oper ihr 50-jähriges Bestehen. Sie blickt auf eine bewegende Geschichte zurück, die durchaus holprig war. Der Bau war eine wahre Herausforderung, später die Akustik – und für die bekam das Opernhaus sogar Unterstützung aus Bayern.

Opernhaus Sydney | Bildquelle: picture alliance / Eibner-Pressefoto | Eibner-Pressefoto/Memmler

Bildquelle: picture alliance / Eibner-Pressefoto | Eibner-Pressefoto/Memmler

Mehr als 16 Jahre dauerte der Bau des Opernhauses in Sydney. Gleich zu Beginn gab es Probleme: Die Konstrukteure von damals dachten, sie würden das heute weltweit berühmte Bauwerk auf stabilen Sandsteinboden bauen. Erst nachdem sie mit den Arbeiten begonnen hatten, stellte sich heraus, dass der Standort Bennelong Point noch bis 1818 eine Gezeiteninsel war. Mit Schutt wurde sie damals mit dem Festland verbunden, um die Festungsanlage von Fort McQuaid zu errichten.

Von der Festung bis zum Opernhaus

Die heutige Denkmalschutzbeauftragte der Oper, Laura Matarese erklärt, über die Jahre habe sich der Standort und seine Nutzung immer wieder verändert: "Es wurde mal als Festung genutzt. Und dann wurde dort auch Salz aus dem Meerwasser des Hafens produziert. Und Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es als Straßenbahnstation genutzt. Und später hat man dann erkannt, dass die Stelle ein wirklich schönes, ungenutztes Gebiet der Stadt war. Es wurde bis dato nur für industrielle Zwecke und für öffentliche Verkehrsmittel verwendet. Aber man dachte, das könnte dieses wirklich unglaubliche Potenzial für ein Zentrum der darstellenden Künstler haben. Und so beschloss die damalige Regierung, genau das zu bauen: eine Konzerthalle, ein Opernhaus an diesem Punkt – mit dem Ziel, den Ort der Öffentlichkeit zurückzugeben. In den 1950er-Jahren hatten sie ein echtes Gespür dafür, Flächen, die bis dahin industriell genutzt wurden, den Bürgern in der Stadt für Erholung und Kultur zurückzugeben."

Baubeginn mit unangenehmer Überraschung

Bau des Opernhauses in Sydney | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bildquelle: picture-alliance/dpa Doch bei Baubeginn war der Boden der einstigen Gezeiteninsel, die über Jahrzehnte geflutet wurde, sehr instabil. 700 mit Stahl ummantelte Betonpfeiler mussten kurzfristig errichtet werden. Das Ergebnis: Eine Kostenexplosion von 3,5 Millionen Pfund. Das führte zu langwierigen Auseinandersetzungen zwischen dem dänischen Architekten und der damaligen Regierung. Der Ärger von damals scheint mittlerweile vergessen.

Opernhaus wird Weltkulturerbe

Seit 2007 ist das Opernhaus in Sydney UNESCO Weltkulturerbe. Für viele Urlauber ist das Postkartenmotiv eine der Sehenswürdigkeiten Sydneys und Reiseblogger aus aller Welt hören auf YouTube gar nicht mehr auf zu schwärmen. Doch nicht nur die Gäste sind beeindruckt. Auch die Australier und Australierinnen lieben ihre Oper. Denkmalschutzbeauftragter Laura Matarese meint, den Grund für die starke Verbundenheit zu kennen: Es ist das australische Volk, das dafür bezahlt hat – aber nicht durch Steuergelder. Es wurde eine Lotterie entwickelt, die Sydney Opera House Lotterie, bei der man ein Ticket für fünf Pfund kaufen konnte, was damals eine ganz schöne Summe war.

Optimierte Akustik durch Hilfe aus Bayern

Opernhaus Sydney | Bildquelle: picture alliance / Zoonar | Marco Brivio Bildquelle: picture alliance / Zoonar | Marco Brivio Doch bei allem Stolz: Gerade die Künstler, die im Opernhaus gastierten, beschwerten sich in der Vergangenheit immer wieder über die Akustik in den Konzertsälen. Deshalb holte sich die Oper 2015 Hilfe aus Bayern. Die Münchner Akustikingenieure Gunter Engel und Jürgen Reinhold leiteten den Umbau: "Ich glaube, da gibt es einen ganz markanten Punkt, und das ist der Orchestergraben. Der ist dem in Bayreuth nachempfunden, aber viel, viel problematischer. Es gab keinen Platz für einen offenen Graben. Deshalb hat man alles unter die Bühne geschoben. Und das ist, glaube ich der Ausgangspunkt – noch neben dem Saal, der auch nicht richtig gut performt." "Im Wesentlichen haben wir uns um die Schallführung gekümmert. Und das ist was, was dann den Klang eben ganz deutlich beeinflusst und verändert, ohne dass ich sehr viel in der Optik tun musste."

Wir können leise und sanft spielen – gleichzeitig ist so eine Magie und Kraft im Klang.
Harry Bennetts, Konzertmeister des Sydney Symphonie Orchestra

Der Konzertmeister des Sydney Symphonie Orchestra Harry Bennetts war nach den Arbeiten voll des Lobes: "Wir haben unglaubliche Möglichkeiten eröffnet bekommen. Wir konnten hier vorher nicht so sanft spielen. Da war einfach immer eine Entfernung, alles wurde irgendwie nach hinten in den Raum gedrängt. Und jetzt können wir die Leute förmlich hineinziehen. Wir können so leise und so sanft spielen, und gleichzeitig ist da so eine Magie und Kraft im Klang." Und der "Sydney Morning Herald" schrieb nach dem ersten Konzert nach den Umbauten: "Die akustische und virtuelle Magie der deutschen Firma Müller hat alles verändert." Die Fertigstellung erfolgte im vergangenen Sommer pünktlich zum Beginn der ein Jahr andauernden Feierlichkeiten des Opernhauses.

Bedrohung durch Klimawandel

Auch wenn die einstige Gezeiteninsel mittlerweile nicht mehr unter Wasser steht, blicken die Verantwortlichen in Sydney dennoch mit Sorge in die Zukunft. Denn wissenschaftliche Berechnungen zeigen, dass infolge des Klimawandels der steigende Meeresspiegel auch für das berühmte Opernhaus in Sydney zur Gefahr werden kann. Und so heißt es, entsprechende Schutzmaßnahmen zu entwickeln, sei eine der größten Herausforderungen für die kommenden 50 Jahre des Opernhauses in Sydney.

Sendung: "Leporello" am 20. Oktober 2023 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Montag, 23.Oktober, 08:00 Uhr

Christine Wörgetter

Sydney opera

Danke für diesen Artikel.
Ich liebe die Sydney Opera, nicht nur das beeindruckende Gebäude, sondern auch die wunderbaren Aufführungen, die ich erlebt habe.
Ein „Must“ bei jedem Aufenthalt!

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