Das gesamte Orgelwerk von Johann Sebastian Bach, 364 Stücke, erschienen auf 16 CDs und eingespielt von einem einzigen Organisten an einer einzigen Orgel: Mit seinem "Opus Bach" hat der Organist Peter Kofler nun ein wahres Mammutprojekt vollendet.
Bildquelle: Farao
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Kopf und Motor hinter der Edition "Opus Bach" ist der 1979 in Bozen geborene Organist Peter Kofler. Seit 2008 ist er Organist in der Münchner Jesuitenkirche St. Michael und mit der modernen Rieger-Orgel dort bestens vertraut. Dort sind alle Aufnahmen entstanden – in besonderer Aufnahmetechnik in Dolby Atmos, Bach in 3D sozusagen.
Im März 2017 wurde das CD-Projekt "Opus Bach" gestartet und nach sechseinhalb Jahren mit der Aufnahme für die letzte CD im September 2023 vollendet. Nun ist die letzte CD-Box erschienen, und mit jedem Ton ist die große Kenntnis und Liebe zu hören, die Peter Koflers Auseinandersetzung mit dem Orgelwerk Johann Sebastian Bachs auszeichnet. Farbig, leuchtend, gewaltig klingt der große Barockmeister unter seinen Händen, oder transparent, zart, tänzerisch und immer hochbeweglich. Ein Herzensprojekt für den Organisten der Münchner Jesuitenkirche. "Ich glaube, für einen Organisten gibt es kein größeres Projekt, als das Gesamtwerk von Bach zu spielen und die Leute daran teilhaben zu lassen", so Organist Peter Kofler
Peter Kofler bei den Aufnahmen in St. Michael | Bildquelle: BR Die Entdeckerfreude Koflers ist der Einspielung anzuhören: Der Musiker kann bei der Registrierung der modernen Rieger-Orgel mit ihren vier Manualen und 75 Registern aus dem Vollen schöpfen und ersinnt gut abgestimmt auf den Charakter jedes Werks eine faszinierende Bandbreite an Klangkombinationen. Diese große Farbigkeit ist ein Erlebnis. Kofler entlockt sie seinem Instrument dabei nach allen Regeln der barocken Rhetorik, lässt die Musik sprechen und atmen.
Neben dem großen Klang- und Farbspektrum besticht das CD-Projekt "Opus Bach" auch durch seine Programmvielfalt. Jede CD ist wie ein eigenes Konzert gestaltet, mit einer klug zusammengestellten Auswahl von Präludien, Fugen, Chorälen, Toccaten oder Sonaten. Statt chronologisch vorzugehen oder Werkgruppen wie die Kirnberger- oder Neumeister-Choräle geschlossen zu präsentieren, bevorzugt Kofler die gute Abwechslung: auch zwischen Gestus, Rhythmus und Tonalität.
Und dann wäre da neben der Abwechslung in Klang und Repertoire noch als weiteres Plus die hochauflösende Dolby-Atmo-Technik, die erstmals bei dieser Orgelproduktion zum Zuge kommt. Die Rieger-Orgel in St. Michael sorgt mit ihrem Hauptwerk und zwei Teilwerken für grandiose Raumeffekte: Der Klang kann wandern und umhüllt das Publikum. Tonmeister Martin Fischer fängt dies in elf Metern Höhe mit zehn Mikrofonen auf einem spinnenartigen Stativ im Kirchenraum ein.
So vereint diese letzte CD-Box von "Opus Bach" auf sechs CDs mit sieben Stunden Gesamtspielzeit alles, was das Herz begehrt: historisch informierte Spiellust, den Klangreichtum einer modernen Orgel und ein maßstabsetzendes neues Aufnahmeverfahren. Einziger Wermutstropfen: Wer Bach in 3D genießen möchte, kommt mit CD-Player und heimischer Stereo-Anlage nicht allzu weit. Die Dolby-Atmos-Variante gibt es dafür digital über die großen Musikstream-Anbieter.
Opus Bach
Gesamteinspielung der Orgelwerke von Johann Sebastian Bach
Peter Kofler, Orgel (Rieger-Orgel in St. Michael, München)
Label: Farao
Sendung: "Piazza" am 2. März 2024 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK