Klingender Ausdauersport: Der Rummelsberger Organist Thomas Greif plant bis zu sechs Stunden am Stück zu spielen. Auch, um seinen Enthusiasmus für dieses Instrument weiterzugeben.
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Um kurz nach acht Uhr morgens drückt Thomas Greif zum ersten Mal in die Orgeltasten für seinen Marathon, der mit einer Andacht beginnt. Der 56-Jährige ist Kantor an der Philippuskirche im mittelfränkischen Rummelsberg und hat heute noch viel vor: Mehrere Hundert Seiten Notenblätter liegen neben ihm auf der Orgelbank. Etwa sechs Stunden reine Spielzeit an der Orgel liegen vor ihm. Da braucht es Nervennahrung. "Schokolade oder Spezi, mal schauen", sagt er. Er habe so etwas auch noch nie gemacht und lasse sich nun von sich selbst überraschen.
Greif will bei dem Orgelmarathon ausschließlich Stücke eines bestimmten Komponisten spielen, der an diesem Tag, also am 11. März 2025, seinen 80. Geburtstag feiert: Robert Jones. Für den Laien ein eher unbekannter Musiker. Thomas Greif wurde vor etwa zwölf Jahren auf die Werke des Komponisten aus Wales aufmerksam. "Es ist sehr klangschöne Musik, die nie zu schwer ist", erklärt er. Für ihn als Organisten sei das auch eine Art Gebrauchsmusik. "Die eignet sich immer gut, wenn man einfach Musik braucht", sagt er, denn als Organist brauche man eben immer Musik zu sehr vielen verschiedenen Anlässen und "hat nicht immer Stunden und Tage lang Zeit zu üben".
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Dafür nutzt Thomas Greif die Musik von Robert Jones. Und die kennt er eben auch sehr gut. Bereits vor zehn Jahren hatte Greif dem Komponisten eine Ehre erwiesen und seine gesammelten Werke gespielt – damals noch verteilt auf zehn Veranstaltungen in einem Jahr. Eines dieser Konzerte in Rummelsberg besuchte der Waliser damals mit seiner Familie in Mittelfranken. "Ich habe ihn natürlich geködert mit dem Nürnberger Christkindlesmarkt", berichtet er. Damit hätten auch die Briten etwas anfangen können. Doch als der Komponist dann im Konzert war, sei es für Thomas Greif dann schon sehr bewegend gewesen: "Er hat eine kurze Ansprache gehalten, obwohl ihm das nicht leicht fällt, vor Leuten zu sprechen, weil er eben ein sehr bescheidener, sehr zurückhaltender Mensch ist."
Seit dem Besuch von Jones besteht zwischen den beiden Organisten eine mittelfränkisch-walisische Freundschaft. Jedes Jahr schickt Greif ein Paket Lebkuchen nach Wales. Zum heutigen Orgelmarathon konnte der 80 Jahre alte Jubilar aus gesundheitlichen Gründen zwar nicht anreisen. Einen Gruß lässt er vor dem Beginn des Marathons aber ausrichten: "Leider kann ich heute nicht persönlich bei Ihnen sein. Aber sie können sicher sein, dass ich im Geiste bei ihnen sein werde. Ich sende Ihnen allen meine herzlichsten guten Wünsche. Ihr Robert Jones."
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Geburtstagsgeschenk
Orgelmarathon in Rummelsberg
Statt dem Jubilar hören dem Orgelmarathon andere Besucher zu: viele, die in den Häusern der Rummelsberger Diakonie arbeiten. Aber auch manche, die extra für den Orgelmarathon kommen. Denn "natürlich ist man als Organist auch immer daran interessiert, dieses wunderbare Instrument etwas zu promoten und auch an Leute heranzukommen, die vielleicht jetzt sonst nicht so einen engen Bezug zur Kirche haben", sagt Greif.
Es ist verrückt, aber es passt zu Thomas Greif. Er lebt diese Musik, lebt dieses Instrument.
Und um Menschen für die Orgelmusik und die Kirche zu begeistern, macht Greif zwischen seinen Orgelstücken an diesem Morgen eine Pause und lädt die Besucher auf die Empore zu seiner Orgel ein. Er wirbt für das Instrument. Zeigt den Besucherinnen und Besucher wie das so funktioniert, etwa mit den Registerzügen. Der Orgel-Enthusiast Thomas Greif kommt damit gut an: "Es ist verrückt, aber es passt zu Thomas Greif. Er lebt diese Musik, lebt dieses Instrument", sagt ein Konzertbesucher. Bis 19 Uhr abends will Thomas Greif an der Orgel sitzen. Ins Guiness Buch der Rekorde schafft es Thomas Greif mit seinem Orgelmarathon übrigens nicht: Der Weltrekord im Spielen einer Kirchenorgel beträgt zwei Tage und dreizehn Stunden.
Sendung: "Leporello" am 12. März 2025 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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