In dieser Saison haben die Münchner Philharmoniker einen Schwerpunkt mit amerikanischen Komponisten. Und jetzt war einer der erfolgreichsten Gegenwartskomponisten der USA zu Gast beim Orchester und dirigierte eigene Werke: John Adams. Vor allem mit seiner legendären Oper "Nixon in China" von 1987 über den ersten Staatsbesuch eines amerikanischen Präsidenten in China wurde Adams weltweit bekannt. In München standen Orchesterwerke auf dem Programm, flankiert von Debussy mit der Sopranistin Christiane Karg
Bildquelle: picture-alliance/ dpa | Hermann Wöstmann
Die Münchner Philharmoniker präsentierten eine Art John-Adams-Porträtkonzert mit Highlights aus seinem Schaffen. Da darf das berühmte "Short ride in a fast maschine" nicht fehlen, eine Art musikalische Rennfahrt in einem schnellen Auto. Das Stück huldigt dem Maschinenkult wie wir ihn aus der Neuen Sachlichkeit und dem Futurismus kennen mit minimalistischen Strukturen, die sich beschleunigen. Ein sehr effektvolles und noch immer spannendes Stück.
Und dann war seine "Harmonielehre"zu hören, die Adams in Abgrenzung zu Arnold Schönberg und dessen "Harmonielehre" komponierte. Er wollte damit eine Art Gegenentwurf zur hyper-elaborierten Schönberg-Musik machen. Und hier verbindet Adams auf geradezu spektakuläre Weise Minimal Music mit Elementen der Musik der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jh. aber auch jede Menge Richard Wagner. Der zweite Satz bezieht sich sogar explizit auf eine Figur aus dem "Parsifal" nämlich Amfortas.
In den Kontext passten auch die fünf Debussy-Lieder ganz gut, die dieser in einer Phase großer Wagner-Begeisterung komponierte. Eine spannende Ergänzung zur Minimal-Music. John Adams hat die fünf Lieder selbst instrumentiert: Sehr Debussy-like und feinsinnig und von Christiane Karg differenziert und klangsinnlich gesungen. Wobei man sagen muss, dass hier weniger Wagner zu hören ist als in Adams "Harmonielehre". Der Amerikaner hat sich an Wagner also fast mehr abgearbeitet als Debussy.
Konzert verpasst, aufmerksam geworden? BR-KLASSIK sendet den Mitschnitt am 08.04.2025 ab 20:03 Uhr
Minimal-Music ist in den Konzertsälen in Deutschland eher selten zu hören. Mehr hört man sie in den Theatern, wenn Opern von Philip Glass oder John Adams aufgeführt werden. Insofern war es eine schöne Referenz, die die Münchner Philharmoniker Adams mit diesem Konzert erwiesen haben. Und sie haben sich in den technisch zum Teil sehr heiklen Stücken auch wirklich bewundernswert geschlagen. Mit brillanter Klanglichkeit in "Short ride", romantisch-impressionistischer Sinnlichkeit bei Debussy-Adams und mit Durchschlagskraft und rhythmischen Drive in der extrem groß besetzten "Harmonielehre": Großes Kompliment, das war richtig spektakulär.
Sendung: "Allegro" am 13.03.2025 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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