Die Neuinszenierung von Debussys "Pelléas et Mélisande" in Nürnberg fiel Corona zum Opfer. Jetzt gibt es die Oper als konzertante Aufführung. Premiere war am 23. Januar; am Pult stand Generalmusikdirektorin Joana Mallwitz – in der ersten Premiere nach ihrer Babypause.
Bildquelle: Simon Pauly
"Pelléas et Mélisande" ist ein rätselhaftes Stück. Allein die Handlung lässt sich kaum nacherzählen, so kryptisch ist dieses Dreiecks-Drama um die beiden Brüder Golaud und Pelléas, die beide Mélisande lieben. Und so hat sich schon so manche Regie die Zähne an diesem Werk ausgebissen. Bedingt durch die Coronapandemie wird die Aufführung am Staatstheater Nürnberg am Sonntag zunächst nur konzertant zu erleben sein.
Generalmusikdirektorin Joana Mallwitz ist darüber aber gar nicht so unglücklich. Denn so dreht sich bei dieser Premiere alles nur um die Musik: "Es ist ein ganz rätselhafter Text – sehr vielschichtig, sehr symbolisch", erklärt Mallwitz. Auch die Musik sei rätselhaft, jede Note könne sehr verschieden interpretiert werden. In der konzertanten Aufführung können all diese Rätsel offen bleiben, ohne dass eine Inszenierung eindeutige Bilder dafür schafft, sagt die Dirigentin. Trotzdem sei es natürlich ungeheuer schade, dass momentan so viele kulturelle Veranstaltungen ausfallen müssen, so Mallwitz weiter.
Liebe und Tod stehen im Mittelpunkt der Dreiecksgeschichte zwischen Pelléas, Golaud und Mélisande. Debussys einzige Oper "Pelléas et Mélisande" feiert am Sonntag, 23. Januar 2022 am Staatstheater Nürnberg Premiere. BR-KLASSIK überträgt die konzertante Aufführung live im Radio. Ab 18:30 Uhr können Sie dabei sein.
Debussy Oper "Pelléas und Mélisande" nach der literarischen Vorlage von Maurice Maeterlinck gilt als Höhepunkt des musikalischen Impressionismus. Vor fünf Jahren hat Joana Mallwitz in Frankfurt die Wiederaufnahme der Inszenierung von Claus Guth dirigiert und damit erstmals diese Oper. Sie war sofort Feuer und Flamme.
Ich war so verliebt in jeden Takt, dass ich gar nicht aufhören konnte.
Samuel Hasselhorn singt die Rolle des Pelléas – ein eher untypisch sanfter Titelheld. Im Mai vergangenen Jahres kam Hasselhorn ans Staatstheaters Nürnberg. Zuvor war der international gastierende Bariton Ensemble-Mitglied der Wiener Staatsoper. Hasselhorn ist begeisterter Liedinterpret und von daher auch mit der Tonsprache Debussys sehr vertraut. "Es ist auf jeden Fall eine Wunschpartie", sagt er. Für ihn sei seine Teilnahme an dieser "Pelléas et Mélisande"-Aufführung sogar einer der Gründe gewesen, nach Nürnberg zu wechseln. Begleitet hat ihn die Rolle aber schon lange: "Ich habe schon am Ende des Studiums in Hannover angefangen, diese Partie zu lernen – just for fun."
Sopranistin Julia Grüter singt die Mélisande in Nürnberg. | Bildquelle: BR
Auch für die Sopranistin Julia Grüter gilt: Die Partie der Mélisande, jene rätselhafte Figur zwischen Sirene und Engel, stand auf der Wunschliste ihrer Traumrollen. Grüter ist Dritte Preisträgerin beim ARD-Musikwettbewerb 2021 und gibt in dieser Spielzeit nach der Micaëla in "Carmen" ihr zweites Rollendebüt in Nürnberg. Es ist ihre erste Begegnung mit Debussy. Dass es in dieser Oper keine klassischen Arien gibt, sondern nur Dialoge, wie in einem Schauspiel – daran musste sie sich erst gewöhnen. "Das ist eine ganz große Herausforderung", gibt sie zu. Die Partie sei schwer greifbar. Zwar gebe es musikalische Höhepunkte, aber eben lange nicht so eindeutig, wie bei einer "richtigen" Arie. "Man tastet sich Schritt für Schritt heran," sagt Julia Grüter. "Aber man fühlt die Geschichte trotzdem."
Premiere: Sonntag, 23. Januar 2022
Weitere Vorstellungen: 29. Januar, 20. Februar, 23. Februar, 4. März, 6. März
Sendung: "Leporello" am 21. Januar 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-Klassik.
Kommentare (0)