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Bruno de Sá im Porträt Umjubelter Sopranist bei Bayreuth Baroque

Wer ihn einmal gehört hat, staunt nicht schlecht über die atemberaubende Höhe, die er mit seiner Stimme erreicht. Countertenor? Nein! Er ist ein Sopranist – ein männlicher Sopran. Auf die korrekte Bezeichnung legt der brasilianische Sänger Bruno de Sá großen Wert. Beim Bayreuth Baroque Festival war er heuer schon das zweite Jahr in Folge zu erleben.

Bildquelle: Warner Classics / Laure Bernard

Porträt

Der Sopranist Bruno de Sá

Mit Leonardo Vincis "Alessandro nell’Indie" stand heuer eine Oper im Mittelpunkt des Bayreuth Baroque Festivals, bei deren Uraufführung im 18. Jahrhundert nach dem Willen der katholischen Kirche ausschließlich Männer auf der Bühne standen. Damals waren die Frauenrollen mit Kastraten besetzt, heute übernehmen das Countertenöre und Sopranisten. Für das Publikum ist diese Unterscheidung manchmal verwirrend.  

Klick-Tipps

Sehen Sie hier das Konzertvideo der Oper "Alessandro nell’Indie" mit Bruno de Sá bei Bayreuth Baroque 2022
Hören Sie hier eine Sondersendung über Bayreuth Baroque mit Bruno de Sá, Max Emmanuel Cencic u.a.

Bruno de Sás Beruf (-ung): Sopranist

Der Sopranist Bruno de Sá | Bildquelle: Warner Classics / Laure Bernard Der brasilianische Sopranist Bruno de Sá | Bildquelle: Warner Classics / Laure Bernard Sopranist, so steht es auch auf Bruno de Sás Visitenkarte und darauf legt er Wert. Es ärgert ihn, wenn in Konzertankündigungen hinter seinem Namen nicht Sopranist, sondern Countertenor zu lesen ist. "Ein Countertenor entwickelt das hohe Register, das Falsetto, aus der Tenor- oder Bariton-Stimme heraus, um dann wie ein Alt oder Mezzosopran zu klingen", erklärt Bruno de Sá. Die Bandbreite im Countertenorfach sei sehr groß – und so würden die männlichen Sopranstimmen manchmal irrtümlicherweise hinzugerechnet. "Das ist aber nicht richtig. Ein männlicher Sopran ist ein Mann mit einer tatsächlichen Sopranstimme. Das heißt nicht, dass das besser oder schlechter ist, es ist einfach anders."

Ein männlicher Sopran ist ein Mann mit einer tatsächlichen Sopranstimme.
Bruno de Sá

Auch Brunos Sprechstimme ist ein Sopran. Als Jugendlicher ist er recht spät in den Stimmbruch gekommen und auf die Höhe seiner Stimme hat sich der kaum ausgewirkt. Er hat nur festgestellt, dass er für die hohen Passagen mehr Luft brauchte als zuvor. Seine Stimme ist also ein natürlicher Sopran, wobei er selbst nicht so gerne in solchen Kategorien denkt: "Das klingt so nach Fake. Als hinge das eine mehr vom Talent ab oder das andere mehr vom Üben." Stattdessen gehe es darum, seinen Körper und seine Stimme gut zu kennen und daraus etwas zu machen.

Das klingt so nach Fake. Als hinge das eine mehr vom Talent ab oder das andere mehr vom Üben.
Sopranist Bruno de Sá über enge Stimm-Kategorien

Von São Paulo nach Bayreuth

In der Barockmusik fühlt Bruno de Sá sich sehr wohl, singt aber auch klassisches, romantisches und modernes Repertoire. Ursprünglich hatte er gar nicht vor, Sänger zu werden. Zwar hat er schon als Kind immer schon viel gesungen, Musik aber erst einmal auf Lehramt studiert. Auf der großen Opernbühne debütierte er 2015 in seiner Heimatstadt São Paulo, im folgenden Jahr war er erstmals in Deutschland zu hören.  Rückblickend war der Wechsel von Brasilien nach Europa ein wichtiger Schritt, sagt Bruno de Sá. Jetzt lässt er die Dinge einfach auf sich zukommen. In Bayreuth war er in diesem Jahr als Cleofide zu hören, der weiblichen Hauptrolle in Leonardo Vincis "Alessandro nell’Indie", die er mit viel musikalischem Gespür und schauspielerischem Talent interpretierte. Wie nebenbei und mit erstaunlicher Leichtigkeit jubelte er seiner Cleofide außerdem ein paar wilde Koloraturen aus der Partie der Königin der Nacht unter.

Will wegen seines Talents besetzt werden – und nicht wegen Gender

Bruno de Sá singt bei Bayreuth Baroque 2022 | Bildquelle: Bayreuth Media Bruno de Sá singt bei Bayreuth Baroque | Bildquelle: Bayreuth Media In Bayreuth präsentierte Bruno de Sá außerdem das Repertoire seiner Debüt-CD "Roma Travestita", auf der er die Arien der großen Kastraten der Barockzeit singt. Federleicht und geschmeidig und gleichzeitig akkurat und auf den Punkt klingt sein Sopran und ist dabei von einer Frauenstimme kaum zu unterscheiden. Seine Stimme, sie ist es letztlich, um die es gehen sollte, findet Bruno de Sá: "Es wäre schön, wenn Du wegen Deines Talents besetzt wirst und nicht wegen Gender oder deiner Follower-Zahlen auf Instagram."

Sendung: "Allegro" am 19. Oktober 2022 um 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Montag, 24.Oktober, 01:04 Uhr

Julia Fekete Peschko

Alpha 23.10.2022 : Alessandro Nell' Indié -SANGESK

Bravo ! Großartige Stimmen und Ausstattung.Der Sopranist BRUNO DE SÁ besticht mit seiner wundervoll biegsamen , brillant klaren , " natürlich strömenden ", sicher geführten ENDLOSATEM-Stimme ...Wundertöne in der Legato -Höhe .Ich staune und freue mich über BAYREUTH BAROQUE 2022 mit M.E.CENCIC, prima Orchester und BR KLASSIK .DANKE!5

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