Diese Melodie kann wirklich jeder mitsummen: "Nessun dorma", die Arie des Tatarenprinzen Calàf aus Giacomo Puccinis Oper "Turandot". Aber welcher Startenor hat diese Arie am besten gesungen? BR-KLASSIK stellt die besten Aufnahmen dieses Opern-Hits vor.
Bildquelle: Gregor Hohenberg / Sony Music
Francesco Merli war als hervorragender "tenore spinto" mit dramatischem Potential ein vielgerühmter Radames, Otello, Canio und eben Calàf. Zurecht, denn dass er das hohe h auf dem dritten vin-ceeee-rò nicht so lange hält, wie wir es gewohnt sind, liegt keineswegs daran, dass er es nicht gekonnt hätte: Die Silbe steht schlicht als Sechzehntelnote in der Partitur, gerade mal mit einem leicht verbreiternden "poco allargando" versehen. So viel zum hartnäckigen Vorurteil über Puccini als effekthascherischen Komponisten. Vielleicht liegt die unspektakuläre Notentreue des 1887 geborenen Merli daran, dass er noch zu Puccinis Lebzeiten aktiv war.
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Francesco Merli - Nessun dorma (early version)
Franco Corelli war durch seine heldisch strahlende Stimme mit trompetenartigem "squillo" und nicht zuletzt durch sein blendendes Aussehen ein absoluter Publikumsliebling. Es kam ihm aber auch darauf an, sich beim Publikum ins rechte Licht zu setzen: Als Birgit Nilsson während einer Turandot-Aufführung an der New Yorker Met im Finalduett des zweiten Aktes das hohe C länger aushielt als er, eilte er von der Bühne, um zum Schrecken seiner Frau und seines Pudels seine Garderobe zu zertrümmern. Dafür störte ihn in Nessun dorma niemand an einem prächtig ausgehaltenen h! Notentext hin oder her.
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Franco Corelli - Nessun Dorma
Wahrscheinlich ist Luciano Pavarotti für alle Zeiten der legendärste Interpret der Arie. Schließlich war er es, der sie sogar im Fußballstadion populär machte und in die Charts brachte. Diese Interpretation aus dem Spielfilm "Yes Giorgio" von 1982 muss man einfach gesehen haben: Pavarotti spielt darin – natürlich – einen berühmten Tenor, der vor einem Auftritt an der Metropolitan Opera seine Stimme verliert und von einer Ärztin geheilt wird. Die beiden kommen sich näher, bis Frau Doktor realisiert, dass der Sänger verheiratet ist und ständig Affären hat. Das wird ihr ganz offenbar bei einer Turandot-Aufführung während der Arie Nessun dorma bewusst, nach der sie das Theater verlässt. Giorgio bemerkt es erschüttert, was ihn aber nicht darin hindert, im Da Capo das hohe h und den Schlusston länger denn je triumphal auszuhalten. Immerhin wartet ja eine chinesische Prinzessin auf ihn!
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The best Nessun dorma - Luciano Pavarotti - Turandot - Puccini
Durch Fritz Wunderlichs Interpretation wird einem erst bewusst, dass es sich eigentlich nicht um tenorale Kraftmeierei, sondern um eine Liebesarie handelt. So kultiviert und dennoch gefühlvoll kann man diese Arie singen! Und das hohe h wird gehalten, aber dennoch in einen Bogen eingebunden. Freilich eignet sich das deutsche "me-hein Sieg" auch nicht so sehr als gestemmter Spitzenton. Turandot sollte diesen Kandidaten unbedingt in Betracht ziehen, schließlich geht es nicht darum, den lautesten Tenor, sondern einen Ehemann fürs Leben zu finden!
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Fritz Wunderlich "Nessun dorma/Keiner schlafe" Turandot
Es ist nicht die klassische Besetzung für diese Partie, aber sie hat was: Wie Jonas Kaufmann bei seinem Solo-Abend an der Mailänder Scala im Juni 2015 Nessun dorma sang, war durchaus beeindruckend. Sein baritonales Timbre verlieh dem tatarischen Prinzen etwas Geheimnisvolles. Als Tenor, der beim Singen nicht das Denken einstellt, interpretierte er mit Intelligenz und Leidenschaft und leistete sich auf Wunderlichs Spuren auch mal ein feines Piano auf "Splenderà".
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Jonas Kaufmann - Turandot, Atto III: "Nessun Dorma"