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Quincy Jones zum 90. Geburtstag "Die Musik rief mich"

Er habe Musik nie für Geld oder Ruhm gemacht, sagt Quincy Jones. Und vielleicht ist das ja sein Geheimrezept. In sieben Jahrzehnten hat dieser Mann alles erreicht – als Musiker, Komponist, Arrangeur, Musikproduzent und Medienunternehmer. Dabei standen die Zeichen nicht immer auf Erfolg. Am 14. März wird Quincy Jones 90.

Quincy Jones | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Quincy Jones sitzt in einem Bus in Seattle. Er wartet, stundenlang, wartet darauf, endlich mit dem Vibraphonisten Lionel Hampton auf Tournee gehen zu können. Der Big Band-Leader ist überzeugt vom Talent des jungen Trompeters und will Quincy unbedingt in seinem Ensemble haben. Der 15-Jährige ist auch deswegen so früh dran, damit seine Eltern nicht Wind von der ganzen Sache bekommen, und weil er befürchtet, dass Hampton doch noch seine Meinung ändert. Quincy Jones hat aber nicht mit der Frau von "Hamp" gerechnet. Als der Rest der Band einsteigt und die Reise beginnen soll, entdeckt sie den Teenager und fragt ihren Mann, was dieses Kind dort mache. "Steig aus dem Bus und geh' zurück zur Schule", sagt sie zu Quincy. Und der Tourbus fährt ohne ihn los.

Zweite Chance für Quincy Jones

Quincy ist enttäuscht. Die Big Band um Hampton ist mehr als angesagt und das Größte, was ihm zu diesem Zeitpunkt hätte passieren können. Aber er muss nicht lange auf eine neue Chance warten: Ein Jahr später fragt Hampton ihn erneut und der junge Trompeter willigt ein – trotz eines Stipendiums am berühmten Berklee College of Music in Boston.

Diese anderthalb Jahre auf Tour mit Hampton brachten mir zehn Jahre an Erfahrung.
Quincy Jones

Die Tourneen mit den Big Bands von Lionel Hampton und Dizzy Gillespie sind sowas wie seine Schule. Er komponiert und arrangiert, gibt Konzerte in der ganzen Welt, bleibt 1957 aber erstmal in Paris hängen. Nadia Boulanger verfeinert sein musiktheoretisches Wissen und er gründet in Europa seine eigene Band: Die "Quincy Jones Bigband". Ihr Ruf ist schon bald legendär, auch wenn die Truppe nur wenige Monate zusammenbleibt. Jones hält den Druck nicht aus – und ist bald pleite.

Einstieg ins Musikbusiness

Wieder in den USA fängt Quincy Jones als A&R-Manager bei "Mercury Records" an. Obwohl er mit "It’s my Party", gesungen von Lesley Gore, einen Hit landet, entscheidet er sich schließlich jedoch gegen den Büro-Job. "Die Musik rief mich", erinnert er sich später. Er will nicht die nächsten 20 Jahre hinter einem Schreibtisch sitzen – dann schon lieber Filmmusik schreiben. In acht Jahren komponiert er Soundtracks zu 35 Filmen und TV-Shows. Heute sind Titel wie "Soul Bossa Nova" und "Ironside" Kult und werden, auch noch Jahre nach deren Veröffentlichung, von Film-Regisseuren wie Quentin Tarantino eingesetzt.

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Quincy Jones | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Quincy Jones - Soul Bossa Nova

Ein Song schafft es sogar in den Weltraum. Als Buzz Aldrin 1969 mit der Apollo 11 auf dem Mond landet, schaltet er seinen tragbaren Kassettenrekorder ein: Der Walzer "Fly me to the moon", den Jones in einen 4/4-Takt umarrangiert und mit Frank Sinatra und Count Basie einspielt, ist das erste Musikstück, das auf dem Mond zu hören ist. "Q", wie Sinatra ihn nennt, arbeitet hart, stößt mit seinem Pensum aber auch an seine Grenzen: 1974 erleidet er eine Gehirnblutung – und überlebt. Wegen des hohen Drucks darf er aber keine Blasinstrumente mehr spielen.

Mit Michael Jackson an die Spitze

Ende der 70er lernt er einen schüchternen, talentierten jungen Sänger kennen: Michael Jackson. Gemeinsam arbeiten sie an der Musik zu dem Film "The Wiz", was in Jackson den Wunsch weckt, auch in Zukunft von Jones produziert zu werden. Für "Thriller" versammelt der Produzent die besten Instrumentalisten und Songwriter ihrer Zeit im Studio und schafft eine Musik, die alle erreicht – egal, ob schwarz oder weiß, alt oder jung. Die Rechnung geht auf: Bis heute ist "Thriller" das meist verkaufte Album aller Zeiten.

Ich liebe es, dass er so hohe Ansprüche an sich selbst hat, weil ich selbst auch so bin.
Quincy Jones über Michael Jackson

Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung steigt Jones ins Mediengeschäft ein und produziert den Kino-Film "Die Farbe Lila", für den er Steven Spielberg als Regisseur engagiert. Jones selbst schreibt die Filmmusik, in demselben Jahr, als er eine der erfolgreichsten Singles aller Zeiten produziert und dirigiert: "We are the World", für die er 46 Superstars ins Studio holt.

Quincy Jones auf BR-KLASSIK

Am 14. März sendet BR-KLASSIK ein Porträt zum 90. Geburtstag von Quincy Jones in Allegro um 8:40 Uhr. Dazu gibt es am schon am 13. März eine Stunde Musik des Trompeters, Komponisten, Arrangeurs und Musikproduzenten in der Jazztime um 23:05 Uhr.

Audienz beim Papst

Es ist nicht das einzige humanitäre Engagement, das Jones zeigt. 1999 trifft er den Papst zu einer Audienz, bei der er sich für einen Schuldenerlass für Entwicklungsländer einsetzt. Ihm fällt auf, dass alle Mitarbeiter des Vatikans schwarze Schuhe tragen - außer einem: Johannes Paul II. Quincy Jones ist irritiert von den roten Lederschuhen und sagt zu Bono, dem Sänger der Popgruppe "U2": "Der Papst hat Zuhälterschuhe an. Die Katholiken werden mich umbringen, wenn sie das hören." Aber sie haben es wohl nicht mitbekommen. Als direkte Folge dieses Treffens, wie Jones erzählt, "erhielten Mosambik, Bolivien und die Elfenbeinküste einen Schuldenerlass von über 27,5 Millarden Dollar."

Ich war in meinem Leben noch nie einsam und mir war noch nie langweilig.
Quincy Jones

Bei all diesen Begegnungen und Errungenschaften sei es "schwer zu glauben, dass sie alle die Erfahrungen eines einzigen Mannes sind", schreibt das Magazin "GQ" nach einem Interview mit Quincy Jones. Sein 90. Geburtstag soll nun im Juli bei zwei Konzerten in Los Angeles groß gefeiert werden,

Sendung: "Allegro" am 14. März 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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