Was er wollte, war ganz bescheiden: "Wir machen nichts Ausgefallenes. Nur Musik, zu der man mit den Füßen tappen kann." Aber die hatte es in sich. Lange war sie das Beste, was man Füßen bieten konnte. Der Bigband-Chef und Pianist William "Count" Basie war ein Großmeister des Drive.
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Basies Klänge reißen einfach mit. Selbst dann, wenn es sich nur um ein paar hingeworfene Töne am Klavier handelt: zwei-, dreimal "Pling!", ein paar rollende Phrasen, manchmal nur mit einem oder zwei Fingern gespielt, und eine Welt ersteht. Was "Swing" ist, muss man nicht mehr erklären, wenn man Basie hört. Man wird von diesen Tönen eingefangen und beginnt selbst zu swingen.
Ich habe nie die Absicht gehabt, alles um mich herum in Grund und Boden zu spielen.
Wie kann ein ganzes Jazz-Orchester nur so locker klingen? Basie beherrschte diese Kunst einzigartig. Und vielleicht war Lockerheit auch der tiefere Sinn seiner sparsam-dynamischen Klavierkunst: "Ich habe nie die Absicht gehabt, alles um mich herum in Grund und Boden zu spielen", bekannte der Pianist. "Deshalb habe ich mein Klavier immer nur in bekömmlichen Mengen aufgetischt."
Sehr bekömmliche Menge von Tönen. Ein Meister des Ökonomischen war dieser Musiker. "Count" wurde er von einem Radiomoderator genannt, der Graf, so wie sein Konkurrent Duke Ellington stets "The Duke" tituliert wurde, der Herzog. Aber Basie mochte es lieber, wenn man einfach nur "Bill" sagte. Brimborium war seine Sache nicht. Er, der schon als Teenager sein Geld mit Musik verdiente, schätzte das Direkte. Im Leben wie in der Musik.
Drive und der Sinn fürs Markant-Bluesverwurzelte blieben dem rundlichen Mann mit der Kapitänsmütze ein halbes Jahrhundert lang treu. Basie spielte für die englische Queen und gastierte in der ganzen Welt. Noch 1980 ging er auf Europa-Tour. Wenige Monate vor seinem 80. Geburtstag starb Count oder besser: Bill Basie in Hollywood – nur ein Jahr nach seiner Ehefrau, mit der er 43 Jahre zusammengelebt hatte. Zu seiner Musik tappt man noch heute mit den Füßen.
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