150 wäre er dieses Jahr geworden: Sergej Rachmaninow, der spätromantische Tastenlöwe schlechthin. Pünktlich zum Jubiläum hat man seine Villa in Luzern wieder hergerichtet, ein Traum aus den Dreißigern, direkt am Vierwaldstättersee gelegen. Unser Reporter hat sie besucht.
Bildquelle: picture alliance
Den Beitrag anhören
Ob der Blick auf den Vierwaldstättersee und die Berge Sergej Rachmaninow zu seiner dritten Symphonie inspiriert haben, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Die lyrischen Stimmungen in dieser Symphonie, die er hier komponiert hat, jedenfalls könnten eine Beziehung vermuten lassen. Es kann aber auch die Erinnerung an seine russische Heimat gewesen sein. In jedem Fall hat Rachmaninow die Landschaft am Vierwaldstättersee sehr geschätzt und geliebt.
"Hier fühlte sich Rachmaninow zurück in seine Jugend versetzt, die glücklichste Zeit seines Lebens", sagt Andrea Loetscher, Managerin und Künstlerische Leiterin der Rachmaninow-Villa. "Die Seen-Landschaft in Russland, wo er aufgewuchs, faszinierte ihn. Er schöpfte Kraft dort. Auch das spürt man an diesem wunderschönen Vierwaldstättersee. Und man spürt das im Duktus seiner Musik, diese Weite, diese Offenheit." Loetscher ist für das Programm in Rachmaninows ehemaligem Wohnhaus zuständig. Interessant ist der Kontrast zwischen innen und außen bei dem Gebäude, das Rachmaninow nach seinen Wünschen hat bauen lassen. Außen herrschen die klaren Linien der Bauhausarchitektur vor mit viel Glas, Innen dagegen russische Gemütlichkeit mit plüschigen Sitzmöbeln.
"Man kommt in dieses Haus rein und man wird abgeholt, es hat eine Wärme", meint Loetscher. "Es gibt viele, die sagen: hier fühle ich mich wie bei meiner Großmutter. Das holt ab und das ist auch das, was wir im Kulturprogramm in Rachmaninows Villa Senar zeigen wollen: die Menschen kommen hier zu Rachmaninow nach Hause."
Schick am See: der junge Sergej Rachmaninow | Bildquelle: picture-alliance / akg-images | akg-images
Sieben Jahre hat Sergej Rachmaninow in seiner Schweizer Villa gelebt und gearbeitet. Besucherinnen und Besucher können hier in die Lebensumwelt des Komponisten eintauchen, weil auch vom Mobiliar viel erhalten geblieben ist – bis hin zu Rachmaninows Flügel, den er besonders schätzte. Ein persönliches Geschenk von Frederic Steinway, erläuert Loetscher. Natürlich eine Sonderanfertigung: "wie die Basstöne ummantelt sind, die Lackierung ist anders, er wurde sehr dünnwandig gebaut, er vibriert viel, wenn man ihn spielt."
Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hat Sergej Rachmaninow erneut in die Flucht getrieben – nach Amerika, wo er 1943 starb. Die Rachmaninow Foundation und der Kanton Luzern, der Eigentümer der Villa, wollen das Gebäude nun wieder mit Leben erfüllen, Besucherinnen und Besucher sollen sich die Räume ansehen, im Garten spazieren gehen und natürlich auch Konzerte erleben können – auf Rachmaninows heißgeliebtem Flügel – ein sicherlich ganz besonderer musikalischer Genuss.
Sendung: "Leporello" am 5. Juni 2023 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Dienstag, 06.Juni, 13:59 Uhr
Eleanor L.- Ammermann
Bericht Rachmaninoffs Haus Luzern
Ein interessanter Bericht, der sein Haus, das allein am erhoehten Ufer des Sees steht, Rachmaninoffs Musik und sein Leben verbindet und anschaulich macht. In skizzierter aber informativer Form aller drei Elemente werden attraktiv angetastet, und die frischen und offenen Linien aller drei rufen letzendlich die Schoenheit seiner Musik nach.