Jagd- oder Kunstinstrument - beim Horn ist diese Unterscheidung gar nicht so leicht. Als "Artist in Residence" beim Münchner Rundfunkorchester zeigt Radovan Vlatković nun über eine Saison hinweg alle Facetten seines Instruments.
Bildquelle: Branko Hrkac
Geige, Klavier, vielleicht noch Cello – diese Instrumente werden vom Großteil der international tätigen Solisten und Solistinnen gespielt. Das Münchner Rundfunkorchester aber hat in seiner Saison 2022/23 den Hornisten Radovan Vlatković zu seinem "Artist in Residence" ernannt. Und beim Horn dünnen sich sowohl Repertoire als auch die Musikerinnen und Musiker aus. Klar, in jedem Orchester gibt es eine Horngruppe. Aber das Horn als Soloinstrument ist eher ungewöhnlich.
Umso dankbarer sei Radovan Vlatković nun Chefdirigent Ivan Repušić und dem Münchner Rundfunkorchester für diese Ehre, eine Saison lang sich und sein Instrument ins Rampenlicht rücken zu können. "Ich habe mir vorgenommen, das Instrument Horn vorzustellen", erzählt er über seine Pläne im Interview mit BR-KLASSIK. Das passiert im Mai 2023 mit einer bayernweiten Tournee - und schon jetzt mit einem Konzert ganz im Zeichen des Horns. Das Motto: "Alla Caccia". Zur Jagd also, mit dem Horn in seiner ganz eigenen Tradition als Jagdinstrument. Etwa in Rossinis "Jagdhorn-Quartett" oder Leopold Mozarts "Sinfonia da caccia".
Den speziellen Stil eines Jagdhorns kenne er gut, erzählt Radovan Vlatković, er habe immerhin bei Michael Höltzel studiert. Und Höltzel war eben nicht nur ein brillanter Hornist (unter anderen bei den Münchner Philharmonikern), sondern auch ein passionierter Jäger, der seine Studierenden im November zur Hubertusmesse geführt habe. "Und da haben wir diese Situation ganz genau kennengelernt", sagt Vlatković. Später habe er sich dann noch mit dem Naturhorn befasst. Das ist – ohne Ventile und von ganz anderer Form – beinahe ein anderes Instrument. Im Forte schmettere es, und es solle am besten im Freien gespielt werden, sagt Vlatković. Solche Erfahrungen seien eben "eine gute Schule", wie er es ausdrückt. Richard Strauss' Hornkonzert steht ebenfalls auf dem Programm, und da ist dann genau diese Flexibilität gefragt: denn ein Jagdhorn spielt man anders als das Horn, dem Richard Strauss ein Solokonzert geschrieben hat. Doch diese Unterschiede sind für Radovan Vlatković gerade spannend.
Mit 20 Jahren war Vlatković Solohornist beim Radiosymphonieorchester Berlin. Nachdem er 1983 den ARD-Musikwettbewerb gewonnen hatte, wagte er den Schritt in die Freiberuflichkeit und hat mit diesem Schritt dazu beigetragen, das Instrument ein Stück populärer zu machen. Er mag die Anpassungsfähigkeit seines Instruments – es kann laut, heroisch klingen, dann wieder sanft und schmeichelnd. Dass es so sensibel im Ansatz sei, die Angst vor dem Kieksen, die mache ihm nichts aus, so Vlatković. Wer ohne Kiekser spielen wolle, der müsse sich einen anderen Beruf suchen. Beim Konzert mit dem Rundfunkorchester wechselt Vlatković auch mal ins Orchester, in die Horngruppe - "liebe Kollegen", wie er sagt. "Heute zurück ins Orchester, das macht einfach Spaß. Weil ich nicht täglich im Orchester spiele. Und wenn es so um ein Hornfest geht, dann mach ich das gerne."
Radovan Vlatković spielt mit dem Münchner Rundfunkorchester am Mittwoch, 26. Oktober, 2022, um 19:30 Uhr im Prinzregententheater in München. BR-KLASSIK sendet das Konzert am Sonntag, 30. Oktober, ab 19:05 im Radio.
Sendung: "Leporello" am 25. Oktober 2022, ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Dienstag, 25.Oktober, 17:25 Uhr
Helma Wegleitner
Dank ans Rundfunkorchester
Wie schön, daß dieser sympathische Musiker bei Rundfunkorchester zu Gast ist. Einmal andere Stücke als Oboen-, Violin- oder Klavierkonzerte finde ich ganz hervorragend - da freue ich mich schon sehr darauf!