Raumpatrouille Orion - das ist ein Stück Filmgeschichte. Und gleichzeitg Filmmusikgeschichte. Dafür verantwortlich: Peter Thomas. Seine schräge "Spacemusik“, ein Mix aus Unterhaltungsmusik und eigenwilligen Klangspielereien, brachte einen völlig neuen Ton in die Filmmusik der 1960er Jahre. Am 14. Dezember gibt es ein Wiederhören mit ihm im Kino: Raumpatrouille Orion - Rücksturz ins Weltall, eine liebevolle Reanimation der Kult-TV-Serie und Anlass genug, den am 17. Mai 2020 verstorbenen Komponisten Peter Thomas einmal mehr zu würdigen.
Bildquelle: Bavaria Film
Mit "Raumpatrouille Orion" wurde Peter Thomas weltberühmt. Er spricht den ersten deutschen Countdown der Filmgeschichte, verfremdet durch einen Vocoder, ein elektronisches Gerät aus der Militäraufklärung. "Raumpatrouille Orion" ist heute Kult, mit seinen komisch wirkenden Spezialeffekten und sperrigen Szenarien. Als sich Peter Thomas 1965 in den Münchener Bavaria-Studios den Rohschnitt der sieben Folgen der Raumpatrouille ansah, hatte er völlig freie Hand: "Die Produzenten sagten: Mach mal. Da habe ich gedacht, die werden im Weltraum nicht so viele Kreuze auf dem Klavier haben. Da habe ich ein Lied gemacht, was sich nur auf den weißen Tasten bewegt, in a-moll, wundervoll."
Die Produzenten sagten: Mach mal.
Szenenbild Raumpatrouille Orion | Bildquelle: Lars Looschen
Dreißig Jahre nach der "Raumpatrouille Orion" kam es zu einem fantastischen Revival. Besonders britische Popbands und Künstlerinnen und Künstler begeisterten sich für den schrägen "Space-Sound" des Filmkomponisten mit Wohnsitz Lugano. 1997 rief beispielsweise Jarvis Cocker an, um die Erlaubnis zu bekommen, etwas aus "Raumpatrouille" zu arrangieren. Das Ergebnis: "Bolero on the Moon rocks” der britischen Indierocker "Pulp", das auf dem 1998 veröffentlichten Album "This is Hardcore" zu hören ist. Sehr zum Gefallen des Meisters: "Ich finde es sensationell und bin erfreut, dass eine Basis von einem Stück von mir selbst ein Stück wird."
Nach der Raumpatrouille produzierte der zwischen St. Tropez und München hin und her pendelnde Allrounder Stück um Stück und kreierte eine ganz eigene Soundwelt, in der Spiellust, Freude am Experiment und ein Quentchen Nostalgie munter rotierten – mit Vorliebe für das Krimi-Genre. Frauen kreischen, eine heisere Stimme presst den Namen des Hexers hervor, dazu groovt die Musik von Peter Thomas: Wir sind mittendrin im Edgar Wallace-Sound der frühen 1960er Jahre.
Seine berühmtesten und skurrilsten Scores - samt Interview mit dem Komponisten
"Mach mal ein bisschen Stimmung" war die knappe Anweisung von Produzent Horst Wendlandt an seinen Lieblingskomponisten Peter Thomas, der sich begesitert an diese Phase erinnert: "Das war der Hammer. Dann nahm ich den Bassisten, Jean Thomé. Der war zwei Meter groß und wog seine zwei Zentner, und ich sagte ihm: Heute spielst Du nicht den Bass, heute musst Du nur ein Wort sagen. Der Hexer. So ist das entstanden."
Auch nach seinem Tod ist es um den Tausendsassa nicht still geworden. Hunderte Arrangements. Filmmusiken und Kuriositäten liegen noch im Archiv und harren der Sichtung durch seinem Sohn Philip. Doch seine Fans lieben Peter Thomas für den "Hexer" und vor allem für die groovende "Raumpatrouille Orion", dem unsterblichen Zeugnis seiner "Spaß- und Spacemusik" der 1960er Jahre.
Sendung: Allegro 14.12.2023 ab 06:05 Uhr
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