Wird Gloria zum Problem? Die Schirmherrin der Regensburger Schlossfestspiele ist wegen ihrer politischen Äußerungen umstritten. Jetzt hat der Hauptsponsor BMW angekündigt, seinen Vertrag mit dem Festival nicht verlängern zu wollen.
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Noch vor zwei Monaten nannte Gloria von Thurn und Taxis die Proteste eine "Zeitverschwendung". Im Vorfeld der diesjährigen Festspiele hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zu Demonstrationen gegen die Fürstin aufgerufen. Bereits zuvor hatten 100 Regensburger Kulturschaffende in einem offenen Brief den Boykott der Regensburger Schlossfestspiele gefordert, deren Schirmherrin Gloria ist.
Man habe in den letzten Jahren "offline wie online nachverfolgen können, wie sich die Fürstin radikalisiert", sagte Jonas Höschl, der Initiator des Boykottaufrufs damals dem BR. Ihre Kritiker werfen ihr unter anderem Homophobie und eine rechte politische Agenda vor. Sie habe mit Äußerungen das totalitäre System in der DDR verharmlost und würde Verschwörungstheorien verbreiten, so heißt es. Kritisch sieht man in Regensburg außerdem ihre Kontakte zum US-Rechtsaußen Steve Bannon.
Reinhard Söll, Geschäftsführer der Schlossfestspiele, verteidigte die Fürstin damals und verwies auf die Meinungsfreiheit. Außerdem betonte er, Gloria habe das Festival nie als Bühne für politische Botschaften missbraucht. Dem Boykottaufruf sah auch er gelassen. "Die Schlossfestspiele laufen super. Also sie können wirklich zum Boykott aufrufen, aber das wird mich nicht beeindrucken", so Söll im BR.
Beeindruckt hat es jetzt aber möglicherweise den Hauptsponsor BMW. Wie am Dienstagmorgen bekannt wurde, wird der Autobauer sein Engagement in Regensburg beenden. Man habe entschieden, den im Sommer 2023 ausgelaufenen Sponsoringvertrag mit dem Veranstalter nicht zu verlängern, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme des Konzerns.
Das Unternehmen richte sein gesellschaftliches Engagement am Werksstandort Regensburg neu aus, so die Begründung. Ob der Ausstieg mit den Protesten gegen Festival-Schirmherrin Gloria von Thurn und Taxis zu tun hat, dazu machte BMW allerdings keine Angaben. Zuerst hatte die "Mittelbayerische Zeitung" berichtet.z
Es ist soweit. Vor über zwei Jahren wurde der Vertrag unterzeichnet, jetzt ist er endlich da. Am Donnerstag steht Sir Simon Rattle erstmals als Chefdirigent am Pult des BR-Symphonieorchesters. Vorab haben wir ihn zum Gespräch getroffen – und sind einem Mann begegnet, der in München deutlich mehr vor hat, als nur zu dirigieren. Hier geht's zum Interview.
Die Thurn-und-Taxis-Schlossfestspiele werden von der Odeon-Konzertagentur aus Regensburg veranstaltet und gehören nach eigenen Angaben mit bis zu 30.000 jährlichen Besuchern zu den größten Open-Air-Festivals in Deutschland. In den vergangenen 20 Jahren gastierten zahlreiche Weltstars aus Klassik und Pop in Regensburg.
In diesem Jahr traten beispielsweise Simply Red und Eros Ramazotti im Hof von Schloss Sankt Emmeram auf, eine geplante Operngala mit Startenor Jonas Kaufmann musste wegen Erkrankung des Sängers ausfallen. Gloria von Thurn und Taxis fungierte von Beginn an als Festival-Schirmherrin.
Sendung: "Allegro" am 19. September ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (11)
Freitag, 22.September, 17:50 Uhr
Walter Lange
Am 3.10. jährt sich nun zum 35. Mal der Todestag des Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. Er war ein enger Freund der Fürstin Gloria, die ihn an seinem Todestag nach Regensburg eingeladen hatte, wo er auch verstarb.
Mittwoch, 20.September, 17:46 Uhr
Rainer Schönlau
Rückzug BMW
Einige Kommentare irritieren mich: Wo bitte ist denn hier Meinungsfreiheit oder Demokratie missachtet?? Die Fürstin sagt ihre Meinung und wenn ich diese als Sponsor unsäglich finde, dann beende ich mein Sponsoring, also bitte, das hat doch nichts mit unterdrücken einer Meinung zu tun!!!
Mittwoch, 20.September, 16:22 Uhr
Christian Meyer
Kritik an Fürstin berechtigt
An alle, die aufgrund der Kritik an der so genannten Fürstin die Meinungsfreiheit bedroht sehen: Hass und Verschwörungsdenken sind keine Meinung, sondern Ausdruck destruktivster Gefühle.
@Helga Schwarz: Was - oder wen - meinen Sie mit "Dreck"? Die Minderheiten, die Frau v. Thurn kritisiert?
Mittwoch, 20.September, 15:56 Uhr
Hoffmann
Sehr traurig
Ich finde dass es wohl unterschiedliche Meinungen in einer Demokratie geben darf. Ich fahre schon mein Leben lang BMW aber sowas finde ich nicht in Ordnung.
Mittwoch, 20.September, 13:57 Uhr
Helga Schwarz
Pro Gloria
Gloria ist eine kluge Frau mit gesundem Menschenverstand.
Sie gehört zu jenen Menschen, wo menschliche Werte noch einen Wert haben, die noch den Mut haben, öffentlich und ehrlich zu ihrer Meinung zu stehen und Tatsachen aussprechen.
Übrigens spricht sie damit auch noch sehr vielen Menschen aus der Seele.
Jedoch in diesem bereits veränderten Deutschland wird sie dafür angegriffen und es wird gegen sie gehetzt…
…das finde ich perfide….
Dabei denke ich an den Satz:
In Deutschland wird nicht der, der den Dreck macht bestraft, sondern der, der den Dreck aufdeckt…
Ich mag und bewundere Gloria und wünsche ihr Kraft, dass sie so weitermacht wie bisher !
Mittwoch, 20.September, 05:31 Uhr
Anzengruber Helmtraud
Kritik an Fürstin Gloria
Es wird immer offensichtlicher, dass die Kritiker der Fürstin genau das machen, was man ihr unterstellt! Abschaffung der Demokratie und Meinungsfreiheit!
Dienstag, 19.September, 16:28 Uhr
Heller
Schlossfestspiele
Ich glaube nicht,dass die unsäglichen Äußerungen der Fürstin,die diesen Titel gar nicht
führen darf,der Demokratie in meinem Land dienlich sind.Nein,sie sind teils menschenverachtend und zerstören die Demokr
atie.Sie sind ultrareaktionär und erinnern an dunkelste Zeiten in diesem Land.
Ich hoffe,dass die Dame kein von mir finanziertes
öffentlich-rechtliches Podium bekommt,von dem aus sie ihre inhumanen und dummen Sprüche nebst obskuren Verschwörungtheorien weiter absondern darf.Die weltoffene Firma BMW zieht nun die Reißleine, BRAVO!
Dienstag, 19.September, 15:35 Uhr
Sibhell
Bmw
Da gibt es nur einen Verlierer: die BMW
Dienstag, 19.September, 14:28 Uhr
Pink
Gloria
Wo sind wir nur gelandet und da behalten die immer noch, wir hätten Meinungsfreiheit!
Dienstag, 19.September, 13:53 Uhr
Heidi Mühleck
Kommentar
Was ist eigentlich mit diesem meinem Land los? Muss denn jeder in dieser Demokratie eine Meinung im Gleichklang haben? Darf niemand mehr abweichen vom Mainstream und ist es Luxus und Missetat zugleich anders zu denken? Sieht denn so Demokratie aus?
Dienstag, 19.September, 13:30 Uhr
Livia Laios
Ihre Durchlaucht - Adel verpflichtet, oder??
Zeit ist es, denn Ihre Durchlaucht hat ein Menschenbild aus dem Wörterbuch des Inhumanen; ihre Äußerungen zum HIV-Problem und damit zum endlosen Leid der beliebig vergewaltigten Frauen in Afrika ("schnackseln"-Aussage), ihre Meinung zu allen von ihrer Rollensicht abweichenden Vorstellungen von Leben und Lieben waren seit Jahren unerträglich. Nur ihr Titel und ihr Geld haben sie geschützt. Damit muss es vorbei sein. Auch sie ist der Verfassung verpflichtet, wenn schon ihr Hochadel sie nicht verpflichtet.