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Klarinettistin Sabine Meyer in Nürnberg "Ein schönes Leben!"

Sabine Meyer ist die Klarinettistin überhaupt. Und frisch im Ruhestand, zumindest was ihre Lehrtätigkeit angeht. Kommenden Sonntag spielt sie in Nürnberg. Im Interview erzählt sie, wie sie vor mehreren Jahrzehnten zur Bassettklarinetten-Pionierin wurde. Und warum Mozart nie langweilig wird.

Sabine Meyer | Bildquelle: Christian Ruvolo

Bildquelle: Christian Ruvolo

Johann Jahn: Sabine Meyer, mal Hand aufs Herz, wie reagieren Sie mittlerweile, wenn die Anfrage kommt fürs Mozart-Konzert für Bassetklarinette (KV 622)?

Sabine Meyer: Das ist, glaube ich, das großartigste Stück, das je für dieses Instrument geschrieben wurde. Und ich muss sagen: Es wird nie langweilig! Man hat bei diesem Werk nie das Gefühl, man habe alles verstanden.

Johann Jahn: Ist das tatsächlich so? Also wenn die Anfrage kommt, denken Sie sich nicht: Ach nee, schon wieder!?

Sabine Meyer: Nee, überhaupt nicht. Ich meine, ich habe das wirklich oft gespielt. Und das Schlimme ist: Es wird dadurch nicht einfacher. Die Herausforderung durch die Bassettklarinette bleibt. Das ist einfach ein anderes Instrument, bleibt also eine echte Challenge.

Konzertinfo

Sabine Meyer spielt zusammen mit der Kammerakademie Potsdam am 5. März in der Nürnberger Meistersingerhalle. Neben Mozarts Konzert für Bassettklarinette und Orchester A-Dur KV 622 stehen noch Werke von Jörg Widmann und Ludwig van Beethoven auf dem Programm. Am Pult steht Antonello Manacorda. Hier geht's zur Veranstaltung.

Johann Jahn: Was unterscheidet die Bassettklarinette klanglich von der normalen?

Sabine Meyer: Also, die Besonderheit des Instruments liegt darin, dass es vier Halbtöne in die Tiefe hat - dadurch entsteht ein enormer Tonumfang von fast vier Oktaven. Und genau das wollte Mozart ja. Der hat ja manchmal sogar die Cellis weggelassen, wenn die Klarinette in die Tiefe geht. Würde man das also mit einer normalen Klarinette spielen, hätte das auch musikalisch einen großen Einfluss. Mozart wollte das einfach nicht, wahrscheinlich würde er sich im Grab herumdrehen. Der wollte schon diesen ganz speziellen Klangcharakter der Bassettklarinette. Und es ist ja auch ein unglaubliches Werk geworden.

Johann Jahn: Ich habe gelesen, Frau Meyer, dass Sie sich ihre erste Bassettklarinette schon Mitte der 80er-Jahre haben bauen lassen. So lange begleitet sie dieses Instrument schon. Was hat sich denn für Sie selber getan in dieser Zeit?

Sabine Meyer: Ich musste damals den Instrumentenbauer erst überreden, dass er mir überhaupt eine Bassettklarinette baut. Schon sein Großvater habe sowas nicht mehr gebaut, hat er gesagt. Das gab's einfach nicht. Und es war echte Überzeugungsarbeit nötig, um dieses Instrument zu bekommen.

Johann Jahn: Im Instrumentenbau hat sich also was getan. Bei Ihnen auch? Also, hören und spielen Sie dieses Konzert mittlerweile anders?

Sabine Meyer: Wenn ich die alten Aufnahmen höre, bin ich oft irgendwie verwundert und entsetzt. Wie konnte man das nur damals so spielen? Das ist eben das Herausragende an diesem Stück. Ich spiele das wirklich tagtäglich. Und jedes Mal eröffnet sich irgendetwas Neues, und du denkst dir: Mein Gott, warum hab' ich das nicht immer schon so gespielt?! Man dringt einfach immer tiefer ein in die Essenz des Stückes. Und das das ist das Wichtige.

Johann Jahn: Bis letztes Jahr waren sie Professorin in Lübeck. Ist da eine Lücke entstanden, Sie haben ja viele, viele Jahre dort unterrichtet?

Sabine Meyer: Fast 30 Jahre, ja. Aber wir haben einen super Nachfolger, mit dem wir sehr glücklich sind. Das ist ein ehemaliger Schüler von Reiner Wehle, meinem Mann, der eine hervorragende Arbeit macht. Da fällt es leichter zu gehen. Und wir haben ja auch Enkelkinder. Wir haben drei Pferde, wir haben ein Hund jetzt, denn wir uns schon so lange gewünscht haben. Jetzt fügt sich das alles so zusammen, dass man auch für diese Sachen wirklich Zeit hat und sie genießen kann. Und das tolle ist, dass ich immer noch Konzerte machen kann. Und dass ich mir aussuchen kann, wie viele ich spiele. Insofern ist das echt ein schönes Leben jetzt.

Sendung: "Allegro" am 2. März ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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