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Die Salzburger Festspiele 2020 Ein kleines Wunder

Egal ob Klassik oder Pop, Bayreuther Festspiele oder Rock am Ring – fast alle großen Musikfestivals wurden im Jahr 2020 abgesagt. Die Salzburger Festspiele dagegen trotzten der Corona-Pandemie: Kleiner als geplant, aber nicht klein, feierten sie ihr 100. Jubiläum in diesem außergewöhnlichen Jahr. Ein Kraftakt für die Festspiele und auch für die Stadt Salzburg. Eine Bilanz.

Blick vom Mönchsberg auf die Salzburger Altstadt mit Dom, Universitätskirche und Stift Nonnberg, Franziskanerkirche und Stift St. Peter, rechts unten das Salzburger Festspielhaus | Bildquelle: picture alliance/APA/picturedesk.com

Bildquelle: picture alliance/APA/picturedesk.com

Wer hätte das im Frühjahr 2020 gedacht? Am 2. August fand die Premiere von "Così fan tutte" als große Oper vor großem Publikum im Großen Festspielhaus statt. Così fan tutte – so machen's alle? Nein, so hat's bisher nur Salzburg im Corona-Jahr 2020 gemacht. Das 100. Jubiläum der Salzburger Festspiele ließ man sich nicht nehmen, es ist das einzige große Musikfestival, das in jedem Corona-Sommer stattfand. Zwar in reduzierter Form – 110 statt 200 Aufführungen, acht statt 15 Spielstätten, 30 Tage statt sechs Wochen – aber trotzdem mit Premieren, mit Uraufführungen und mit dem "Jedermann". "Festspiele light" gehen anders.

Ich weiß, dass es richtig war, dass wir das gemacht haben.
Festspielintendant Markus Hinterhäuser

So schaute die Welt auf die Festspiele und fragte sich: War das verantwortlich mitten in einer Pandemie? Immerhin durften nach österreichischem Gesetz damals 1.000 Leute in einem Saal sitzen. "Ich glaube, dass es richtig war – nein, ich weiß, dass es richtig war, dass wir das gemacht haben", sagt Festspielintendant Markus Hinterhäuser. "Es ist das nachdrücklichste Signal an die Kulturwelt: dass Kunst möglich ist, dass Kultur möglich ist. Dass die Zusammenkunft von Menschen möglich ist."

Nur ein Corona-Fall vor Beginn der Salzburger Festspiele

Intendant Markus Hinterhäuser | Bildquelle: © Salzburger Festspiele / Franz Neumayr Markus Hinterhäuser | Bildquelle: © Salzburger Festspiele / Franz Neumayr

Man spürte zu jener Zeit die Erleichterung im Direktorium der Festspiele, dass alles gut zu laufen schien. Nicht nur künstlerisch – dafür sprechen die größtenteils guten Kritiken – sondern auch im Umgang mit der Corona-Pandemie. "Es ist ein kleines Wunder", sagte Markus Hinterhäuser. Nur einen Corona-Fall hat es nach bisherigem Wissen im Zusammenhang mit den Festspielen gegeben: Eine temporäre Mitarbeiterin war Anfang Juli, in der Probenphase, positiv getestet worden. Das Hygienekonzept schien effektiv gewesen zu sein.

Lukas Crepaz, der kaufmännische Direktor der Festspiele, war für das Konzept verantwortlich. "Um ehrlich zu sein, haben wir immer damit gerechnet, dass Fälle auftreten werden. Die Wahrscheinlichkeit ist rein statistisch natürlich hoch", sagte Crepaz.

Maske, Abstand und Personalisierung

Zu den Salzburger Maßnahmen gehörte etwa, dass sich alle Mitarbeitende auf Corona testen lassen, Orchestermitglieder oder Schauspieler, für die Abstand und Maske nicht möglich sind, sogar wöchentlich. Auch das Publikum musste in den stärker belüfteten Spielstätten einen Mund-Nasen-Schutz tragen, der erst zum Vorstellungsbeginn abgenommen wurden durfte, zum Schlussapplaus musste er wieder drauf. Face-Shield-bewehrte Servicekräfte wurden nicht müde, auf die Einhaltung der Regeln hinzuweisen und jede hervorlugende Nase wieder unter ihre Maske zu verbannen. Und weil Mode in Salzburg ja auch immer wichtig ist: Das It-Piece der Saison war wohl eindeutig die Maske mit aufgedrucktem Festspieljubiläums-Logo. Damit etwaige Infektionen verfolgt werden konnten, wurden die Tickets der Besucherinnen und Besucher außerdem personalisiert und beim Eingang mit einem Ausweis abgeglichen. Das ärgerte manchen allein schon aus Datenschutzgründen, die meisten nahmen es aber gelassen. Sie freuten sich, dass sie überhaupt Festspiele erleben durften.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Festspiele für Salzburg ist hoch

Großes Festspielhaus Salzburg | Bildquelle: Salzburger Festspiele, Andreas Kolarik Bis zu 1.000 Menschen durften dieses Jahr im Großen Festspielhaus in Salzburg Platz nehmen. | Bildquelle: Salzburger Festspiele, Andreas Kolarik

Aber bei allem Optimismus: Wirtschaftlich waren die Corona-Maßnahmen eine Herausforderung für die Festspiele und auch für Salzburg insgesamt. Weniger Veranstaltungen, weniger Tage und weniger Plätze bedeutete 76.000 statt 240.000 angebotene Karten. Festivalbesucher, die Geld in die Stadt bringen, sind aber ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor für Salzburg. "In den sechs Festspielwochen werden in etwa 20 bis 25 Prozent des touristischen Umsatzes dieser Stadt generiert", erklärte Herbert Brugger, Geschäftsführer der Tourismus Salzburg GmbH. Besonders die Besucher aus dem fernen Ausland würden 2020 fehlen.

Corona-Jahr 2020 – hoffentlich ein Sonderfall

Egal ob Hoteliers, Ladenbesitzerinnen oder Fiakerfahrer: Alle in Salzburg hoffen darauf, dass 2020 ein Sonderfall bleiben wird. Auch das Festspiel-Direktorium rechnet damit, denn alle Produktionen, die dieses Jahr nicht stattgefunden haben, wurden auf 2021 verschoben – und damit auch deren Kosten. "Damit ist es uns auch gelungen, dass wir ein sehr überschaubares Defizit haben. Wenn alles gut geht, werden wir es sogar noch ausgleichen können", so Lukas Crepaz. "Aber wenn das 2021 wiederkommt, können wir die Produktionen nicht nochmal verschieben."

Ein wenig Stolz und Zufriedenheit hat man sich mit diesen Festspielen an der Salzach verdient. Wer weiß, vielleicht kann Salzburg ja ein Zeichen sein und im Sommer 2021 heißt es dann: Festspiele wie in Salzburg – so machen's alle.

Dieser Artikel wurde am 30. August 2020 erstmals veröffentlicht und am 5. März 2021 aktualisiert.

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