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Septemberfest der Bayerischen Staatsoper Alles nicht so schwer

Wie beginnt man eine Spielzeit? Na, so! Die Bayerische Staatsoper verwandelte sich dieses Wochenende in ein Open House, inklusive Kinderschminken, Kostümverkauf und Tanzworkshop. Unsere Reporterin war mit dabei.

Bildquelle: © Nicholas MacKay

Alles nicht so schwer

Das Septemberfest an der Bayerischen Staatsoper

Sonntag, 13 Uhr, großer Ballettsaal. Serge Honegger, Dramaturg des Bayerischen Staatsballetts, begrüßt die Anwesenden. Dann beginnt das Training. Man ahnt, wie sich das für die Profis der Kompanie anfühlen muss. Schon der Saal ist beeindruckend. Hoch oben, auf der Galerieebene des Theaters liegt er, so groß wie die Bühne. Schmale horizontale Fenster an der Stirnseite lassen helles Licht herein, darunter ein großer Spiegel und die obligatorischen Stangen an den anderen drei Seiten.

Tanzworkshop im Studio des Staatsballetts

Doch jetzt stehen dort nicht die Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts, sondern ihr Publikum. Es ist Septemberfest an der Bayerischen Staatsoper. Heißt: Spielzeiteröffnung in Form eines verlängerten Tags der offenen Tür, bei dem alles ein bisschen anders ist. So gibt es zwei Tage lang Mini-Performances, Jazz-Konzerte oder Melodienraten mit dem Opernstudio in den verschiedenen Foyers des Nationaltheaters. Meistens bei freiem Eintritt. Das ist niedrigschwellig, leichter konsumierbar als eine Wagner-Oper, und präsentiert trotzdem die Kunst des Hauses.

Und Mitmachen geht auch. Wie beim "La Bayadère"-Workshop, Sonntagmittag im Ballettsaal. Dafür hat das Staatsballett die indische Tänzerin Anoosha Shastry eingeladen, die nun hoch motiviert mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Parallelen des klassischen indischen Tanzes zum Ballettklassiker "La Bayadère" herausarbeitet. Es wird gezählt, pantomimisch eine Hochzeit vorbereitet oder ein Prayer zu Beginn und Ende gesetzt. Die Zeit vergeht schnell. Schließlich tanzt Anoosha Shastry noch alleine ein Stück. Die Workshop-Teilnehmenden klatschen ihr den Rhythmus und sind am Ende überrascht und beeindruckt ("total faszinierend", "schöne Überraschung").

Der Perspektivwechsel gelingt

Hier findet ein Perspektivwechsel statt. Auf einen Klassiker der Ballettgeschichte genauso wie auf den Opernbetrieb. Und genau um solche neuen Perspektiven geht es hier. Das hat das Bayerische Staatsballett schon am Abend vorher klar gemacht mit einem einstündigen Programm auf der großen Bühne des Nationaltheaters: "Blickwechsel" – der Name ist Programm. Auf die glitzernde Ballettbrillanz des Grand-Pas aus "Paquita" folgt ein modernes Männertrio zwischen Leichtigkeit und Sentiment. Abschließend noch der große Clou: Marion Motins zeitgenössische Version des Bolero mit Hüpfschwüngen und Kreisschritten à la Beyoncé. Großer Jubel. So vielseitig, so divers ist eine große Kompanie heutzutage.

Und man lernt Künstlerinnen und Künstler des Hauses kennen, die dem Publikum sonst meist verborgen bleiben. Als die Workshop-Teilnehmer nach der eigenen Tanzerfahrung ganz benommen wieder in den Publikumsbereich des Theaters schwanken, weht schon sanft von fern der Ungarische Tanz Nr. 4 von Johannes Brahms herbei. Im Freunde-Foyer spielen Alessandro Praticó und Patrick Milne – beides Korrepetitoren des Hauses – vierhändig. Großer Applaus. Ein Stockwerk höher lernt der Ballettnachwuchs mit dem Staatsballett-Tänzer Severin Brunhuber seine ersten Pliés und Tendues. Und nebenan leitet die Musikpädagogin Amelie Erhard eine Chorprobe. Sie singt mit Kindern aus Humperdincks "Hänsel und Gretel". Ist also alles gar nicht so schwer mit der hohen Kunst.

Sendung: "Allegro" am 25. September ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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